Hajo Bade ist Vereinsmeister, aber …

…Harald Szobries hat das Turnier gewonnen!
Alles oder nichts. Das war für beide die Devise an diesem Abend. An zwei dichtumlagerten Brettern spielten sich dann auch die zu erwartenden und auch erhofften Dramen ab. Denn ein spannender Bericht braucht verpasst und verpatzte Chancen. Sie sind das Salz in der Suppe. Es gab sehr viel Salz!

 

Chaos hebt die Stimmung

Zumindest bei den Kiebitzen. Streckenweise war es schwer, sich durchzurechnen, wer denn nun was tun muss und zu welcher Feinwertung dies führt. Für die Kiebitze eine spannende Sache, für die Aktiven eine Tortur.
Eins war auf jeden Fall klar: Patrick Meyjohann musste ebenso gewinnen wie Robert Gillenkirch. Beide hatten einen halben Punkt Rückstand auf Hajo Bade und Harald Szobries. Da gab es nicht viel zu rechnen.

Bade (r.) – Gillenkirch

Robert war bereits zufrieden damit, überhaupt so weit gekommen zu sein. „In der letzten Runde noch Vereinsmeister werden können – was will man mehr?“, sinnierte er nach dem Ende des Turniers.

In seiner Partie hatte Robert zunächst ein leichtes positionelles Übergewicht, beschloss dann aber, die Stellung zu verrammeln. Dies spielte Hajo in die Karten, denn nun hatte er die einzigen interessanten Hebel auf dem Brett. Prompt kam es auch zu seinem Momentum: in der entscheidenden Stellung (Diagramm) konnte er mit 17.Lxh6! gewinnen. Stattdessen folgte 17.Sg6 mit Vorteil. Immerhin. Trotzdem blieben alle weiteren Bemühungen erfolglos, Robert verteidigte sich akkurat und die Partie endete mit einem Remis.
Nachspiellink

„In der Postanalyse schien Hajo einen klaren Gewinn ausgelassen zu haben, aber so klar war der nicht, und ich bin zuversichtlich, dass ich die Verteidigung am Brett auch gefunden hätte. Letztlich aber vergibt Hajo den Punkt, weil er die Chance zum losschlagen (Lxh6), die für einen Zug bestand, verpasste, und weil er einfach zu viel Zeit verbauchte, um die Partie weiterzuspielen. Verdienter Vereinsmeister ist er allemal: 5 aus 7 ohne Niederlage, Siege u.a.gegen Reinhard Paul und Thorben, Erfolgs-DWZ von ca. 2000. Also eine saustarke Leistung“, bilanzierte Robert.

Meyjohann (r.) – Szobries: Es wurde noch dramatischer als am Nebenbrett

Am Nebenbrett gab es ebenfalls den Krachermoment, denn Patrick Meyjohann hatte in der Diagrammstellung bereits den Sieg in der Tasche – hätte er 24.Txb6 gespielt. Das hatten beide auch gesehen, wobei Harry dachte, dass dies zu verteidigen ist. Pustekuchen. Schwarz wäre völlig chancenlos gewesen. Aber es kam anders. Spannend war nicht nur, dass Harry danach selbst bärenstarke Gewinnchancen hatte, sondern dass er in Zeitnot nicht mitbekam, wie das Ergebnis am Nachbartisch ausgefallen war. Er ging davon, dass Hajo gewonnen hatte und er nun auch gewinnen müsse. Im 38. Zug musste er sich entscheiden … einen Turm reinhauen oder nicht? Harald konnte das in 60 Sekunden nicht mehr durchrechnen. Aber nach der Zeitkontrolle machte er sich über das Nachbarbrett schlau – und bot sofort Remis an. Mehr im Partiekommentar. Nachspielink.

Thorben Weist – Brinkmann (r.): der Turnierfavorit schaffte es diesmal nicht.

Spielleiter Norbert hatte indes emsig alle Möglichkeiten durchgerechnet: Haralds Feinwertung war unschlagbar. Da wusste auch Harald.  So kam es zu einem versöhnlichen Happy-End: Harald gewann das Turnier aufgrund der überlegenen Feinwertung, Hajo wurde Vereinsmeister. Beide haben sich den Erfolg mit einer tadellosen Turnierleistung verdient.

Die Siegerehrung

Großen Beifall gab es auch von den Mitspielern und Kiebitzen

B-Gruppe

Entscheidungen fielen auch in der B-Gruppe, so in Gernhardt (r.) – Kamps (Foto: Sobotta)

In der B- Gruppe ließ Jonas Gernhardt nichts mehr anbrennen und wurde verdienter Sieger vor dem nominellen Turnierfavoriten Philipp Kleemann, der mit dem Ergebnis aber zufrieden sein. Beide dominierten nämlich ungeschlagen das Turnier.

Jonas (l.) erhält den Siegerpokal

Überhaupt war die Ausrichtung der B-Gruppe ein zukunftsweisendes Projekt. Aufgrund der hohen Anzahl an Kindern und Jugendlichen, die in Hellern das Schachspielen nicht nur lernen, sondern bereits richtig gut können, war es zuletzt schwierig, allen die erforderliche Spielpraxis in den Mannschaften zu verschaffen. Das soll sich ändern, aber aktuell war die B-Meisterschaft ein Volltreffer. Jeder konnte herausfinden, wo er leistungsmäßig steht. Und Spaß gemacht hat es sowieso.

Fotos: Thal, Sobotta © 2019