Schulschach ist ein Erfolgsmodell in der Nachwuchsarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gut zu sehen war dies in der vergangenen Woche in der Jugendherberge Osnabrück. Dort fand ein Turnier der Deutschen Schulschachmeisterschaften 2019 (DSM) statt – und zwar die offene DSM in der Wertungsklasse HR. Was das genau bedeutet, davon berichtet Norbert Sobotta in seinem Gastbericht.
Schulschach – von Berlin bis Osnabrück!
Ja, es heißt „Schulschachmeisterschaften“, also Plural. Denn die Deutschen Schulschachmeisterschaften bestehen aus mehreren Finalrunden, die in verschiedenen Altersgruppen ausgetragen werden. Und so wurden drei Endrunden in Berlin, eine in Bad Homburg, eine in Friedrichroda und last but not least eine in Osnabrück ausgetragen: die WK HR.
Und wer spielt wo? Achtung, jetzt folgen Kürzel!
Hier die Liste: WK II (U17), WK III (U15), WK IV (U13), WK M (U21) und WK G (Grundschulen 1.-4. Klasse). Und in der Jugendherberge Osnabrück spielte die WK HR – das einzige Turnier, in dem es nicht um eine Altersklasse geht. Ich zitiere den Ausrichter: „Mannschaftsturnier für Schulen: für alle Schülerinnen und Schüler, die keine Grundschule, kein Gymnasium und keinen gymnasialen Zweig besuchen (5.–10. Klasse).“
Wer nun auch wissen will, wer an welchen Austragungsorten gespielt hat, kann die Homepage der Deutschen Schachjugend besuchen. Dort sind auch die verschiedenen Gruppen verlinkt. So auch die WK HR – und ausgerichtet dieses Turnier ist bis dato nicht vollständig dokumentiert worden. Schade, so kenne ich die DSJ eigentlich nicht. Immerhin hat der Hagener Schachverein mit einem übersichtlichen Bericht diese Lücke geschlossen. Nun aber zum Bericht von Norbert Sobotta, der an der Integrierten Gesamtschule als Schachtrainer arbeitet und das Team während der Endrunde betreute (d. Red.).
Integrierte Gesamtschule Osnabrück sehr erfolgreich
Erstmals hat eine Mannschaft der IGS Osnabrück mit den Schülern Jonas Gernhardt, Leander Brockes, Lennard Essmann und Lasse Gernhardt an der Deutschen Schulschachmeisterschaft (DSM) der Wettkampfklasse Haupt- & Realschulen (WK HR) teilgenommen.
Nach dem Turnier im Haus der Jugend und dem Bezirksfinale in Delmenhorst war dies der Höhepunkt der aktuellen Schachsaison.
24 Mannschaften aus ganz Deutschland reisten am 24.05. nach Osnabrück. Sie kamen aus Kempten, Pfulingen, Dresden, Bad Krozingen, Buchen, Straelen-Wachtendonk, Fürth, Leinzell, Wassenberg oder Burg Stargard. Bei einigen Mannschaften war es hilfreich, dass auf den Tischkarten die Landesverbände vermerkt waren. Dadurch und natürlich durch die Sprache hatte man eine Vorstellung, aus welcher Gegend Deutschlands sie kamen.
Es wurden von Samstag bis Montag insgesamt 9 Runden mit einer Bedenkzeit von jeweils 30 Minuten gespielt. Eine Runde dauerte also ca. 1 Stunde. Eine so lange Bedenkzeit waren unsere Schüler mit Ausnahme von Jonas Gernhardt nicht gewohnt. In den Turnieren vorher waren 20 Minuten Bedenkzeit üblich.
Die Qualität der Mannschaften konnte man aus einer Rangliste sehen, die sich aus der Spielstärke der einzelnen Spieler ergab. Wir waren in dieser Rangliste die Nr. 14 von 24. Damit hatten wir ein Ziel: Platz 14 oder besser in der Abschlusstabelle.
IGS Osnabrück bleibt sechs Runden ungeschlagen
In der 1. Runde wurde uns gleich die Max-Planck Realschule Bad Krozingen 1 zugelost; also der Deutsche Meister der letzten beiden Jahre und auch der diesjährige Deutsche Meister. Jonas und Lennard holten jeweils ein beachtliches Remis, mehr war aber nicht drin.
In der 2. Runde schlugen wir den Badischen Meister (Abt Bessel RS Buchen) mit 3 : 1.
Nach dem 2 : 2 gegen Fürth (Foto) siegten wir in der 4. Runde gegen die Friedrich Ebert RS.
Am 2. Tag verloren wir gegen die RS Leinzell aus Württemberg, dem späteren Tabellensechsten und holten gegen die Oberschule Wagenfeld ein beachtliches 2 : 2. Das 2 : 2 gegen die 2. Mannschaft der Max-Planck RS aus Krozingen war eher eine leichte Enttäuschung.
Am Montag gewannen wir gegen die Gesamtschule Emsland Lingen etwas glücklich. Leider erhielten wir in der 9. Runde die bärenstarke drittplatzierte Mannschaft An der Salzstraße aus Kempten. Hier war nicht viel zu holen und wir verloren klar mit 0,5 : 3,5.
Losglück hatten wir sicherlich nicht, denn wir bekamen von den 6 besten Mannschaften aus der Rangliste immerhin 4 Mannschaften zugelost. Das führte dazu, dass wir bei 9 : 9 Mannschaftspunkten die beste Mannschaft vor 5 punktgleichen Mannschaften waren und in der Abschlusstabelle den 10. Rang einnahmen. Die Software ist so programmiert, dass Spiele gegen starke Mannschaften in der Feinwertung besonders hoch berechnet werden. So erhielten wir dadurch einen Ausgleich.
Wir können mit dem Gesamtergebnis einem 10. Platz von 24 Mannschaften bei der Deutschen Meisterschaft sehr zufrieden sein. Gespielt haben wir gegen die Mannschaften, die in der Abschlusstabelle die Ränge 1, 3, 6 und 7 erreicht haben. Zu diesem tollen Erfolg haben alle Spieler (Jonas Gernhardt, Leander Brockes, Lennard Essmann und Lasse Gernhardt) beigetragen. Ganz besonders erfolgreich war aber Jonas Gernhardt (SV Hellern). Immerhin spielte er gegen die jeweils besten Spieler der 9 Mannschaften und holte dabei tolle 5,5 Punkte bzw. 61 % der möglichen Brettpunkte.
Die drei Teamkollegen hielten sehr gut mit und trugen zusammen mit 11,5 Siegen zu den 17 Mannschaftspunkten bei. Wir haben gesehen, dass wir gegen die viel erfahreneren Mannschaften sehr gut mithalten konnten und sechs Runden nicht verloren haben. Wir waren mit unseren Leistungen sehr zufrieden. Das haben die Jungs richtig gut gemacht. Die tolle Veranstaltung endete am Montag nach dem Mittagessen mit einer Siegerehrung (Foto).
Fotos: © 2019 Norbert Sobotta