Ohne Hannes Ewert und Julian zur Lage, dafür mit Dr. Ingo Gronde und Wolfgang Andre traten wir die Reise zum richtungsweisenden Match gegen den Tabellennachbarn aus Hameln an. Mindestens ein Punkt, besser ein Sieg, war als Devise ausgegeben worden, um auch die letzten Abstiegssorgen zu vertreiben. Ein Gastbeitrag von Jörg Stock.
Eröffnungsphase eher suboptimal
Dankenswerter Weise übenahm wieder Hartmut Weist die Chauffeur-Tatigkeiten. Dies führte bereits im ersten Spiel der Saison in Hannover zu einem – dem bisher einzigen – Erfolgserlebnis. Also ein gutes Omen ?
Die Hamelner traten mit gewohnter Truppe an. Lediglich an Brett 8 wurde ein alter Haudegen aufgefahren, was Wolfgang veranlasste, das 8. Brett als Seniorenbrett zu deklarieren.
Die Eröffnungsphase verlief eher suboptimal. Tammo geriet recht schnell in einen bedrohlich aussehenden Königsangriff, Thorben hatte Mühe in einer scharfen Najdorf-Variante alle Figuren zu decken und gleichzeitig die wichtigen Felder zu kontrollieren.
Reinhold zeigte sich experimentierfreudig, was sein Gegner aber recht hurmorlos ignorierte und schnell die Initiative erlang. Und Christian sah sich schon im 3. Zug einer Nebenvariante ausgesetzt, die zum einen Zeit kostete und zum anderen nach nicht optimaler Behandlung ebenfalls zur Initiative des Gegners führte.
Carsten und Ingo konnten mit Weiß zunächst auch nicht allzu viel herausholen. Einzig in Wolfgangs Partie, in der Wolfgang schnell eine Initiative auf den schwarzen Feldern erlangte, und in meiner Partie, in der ich den für die Eröffnungsvariante typischen kleinen Vorteil ins Mittelspiel retten konnte, keimte ein wenig Hoffnung auf.
Die Stimmung besserte sich allerdings, nachdem Tammo und Thorben durch sehr geschicktes Verteidigungsspiel ihre Stellungen zusammenhalten konnten. Die beiden Remisvereinbarungen konnten wir daher klar auf unserer Habenseite verbuchen. Adrian-Lewin
Leider hatte Reinhold inzwischen durch einen taktischen Schlag zwei Bauern eingebüßt und das Gegenspiel dafür schien doch etwas dürftig zu sein. Und auch Wolfgang übersah einen Konter seines Gegners, der zur Öffnung und deutlichen Verkomplizierung der Stellung führte.
Reinholds Gegner spielte seinen Vorteil schörkelos nach Hause und Wolfgang musste schließlich der Punkteteilung zustimmen, so dass es kurz vor der Zeitkontrolle 1,5:2,5 gegen uns stand.
Alle Hoffnungen ruhten auf Ingo
Und die Perspektiven waren eher schlecht. Christian stand weiterhin mit dem Rücken zur Wand, verteidigte sich aber mit wenig Bedenktzeit sehr zäh und geschickt.
Carsten rettete einen mikroskopischen Vorteil ins Endspiel und versuchte alles, um einen vollen Punkt beizusteuern.
Ich hatte leider meinen Vorteil komplett verspielt und stellte kurz vor der Zeitkontrolle bei der Abwicklung ins Endspiel auch noch einen Bauern weg.
Ingos Stellung hatte sich von einer stragischen und eher von Lavieren geprägten Position zu einer taktikgeprägten und rechenintensiven Aufgabe gewandelt. Er hatte Druck gegen einen schwachen Bauern auf e6 mit Optionen am Königsflügel, der Gegner verfügte aber über einen sehr weit entfernten und weit vorgerückten Freibauern auf der a-Linie, den man unbedingt im Auge behalten musste.
So gingen diese vier Partien in die Verlängerung. Zunächst musste Carsten einsehen, dass sich der Hamelner Remisspezialist Wilfried Bode gegen alle Gewinnversuche geschickt verteidigte. Carsten musste der Punkteteilung zustimmen.
Dagegen hatte Christian den Spieß leicht drehen können und konnte selbst noch Gewinnversuche machen. Aber der Gegner blockierte schließlich im ungleichen Läuferendspiel unter Bauernopfer alle Bauern, so dass auch hier die Punkteteilung unvermeidbar war.
Nun ruhten alle Hoffnungen auf Ingo. Der zeigte sich taktisch voll auf der Höhe und konnte gegen seinen sehr zäh agierenden Gegner, der immerhin in dieser Saison schon 4 Partien gewinnen konnte, den ersehnten ganzen Punkt einfahren.
Nun war es mir – wie in allen Auswärtspielen in dieser Saison – überlassen, die letzte Partie zu spielen. Auch ich musste ein Endspiel mit ungleichen Läufern bestreiten, nach wie vor mit Minusbauer. Mein Gegner probierte zunächst alle Gewinnideen durch. Und tatsächlich musste ich nach einem ungenauen Zug mit dem Läufer, der auf der langen Diagonale ein Feld weiter gemusst hätte, noch Blut und Wasser schwitzen.
Zum Glück sah mein Gegner die letzte Gewinnidee – eine Umgehungswanderung des Königs – nicht mehr und zur allgemeinen Erleichterung der anwesenden Helleraner musste er schießlich der unvermeidbaren Punkteteilung zustimmen.
Anm. d. Red.: Wir warnen vor der Nutzung des folgenden Links. Für die Analysen übernehmen wir zudem keine Haftung! Endspielanalyse
Ingesamt sicherlich ein glücklicher Teilerfolg. Aber aufgrund der Einstellung der Mannschaft, an der es diesmal nichts zu bemängeln gab, der verdiente Lohn für eine große kämpferische Leistung. Die Abstiegsgefahr dürfte nun endgültig gebannt sein. Es ist kaum vorstellbar, dass Hannover 96 angsichts des Restprogramms (u.a. Tostedt und Lister Turm) noch 3 Punkte schafft. Dennoch bieten die nächsten beiden Matches gegen Delmenhorst und SF Hannover noch gute Chancen, unser Punktekonto aufzustocken.
Der gastgebende Verein hat mit der Überschrift „Zu viele Chancen vertan“ das Match sachlich korrekt auf den Punkt gebracht (Mehr…).