Oberliga: Diesmal kein Match-Glück gegen Nordhorn

Mit dem 3-5 in Nordhorn kassierte die 1. Mannschaft nun bereits die vierte Niederlage in Folge. Bereits am 3. Februar geht es zum nächsten Auswärtsspiel nach Hameln, während gleichzeitig der Spitzenkampf zwischen Bremen 2 und dem Lister Turm wohl über den Aufstieg entscheiden wird. Jörg resümiert in seinem Gastbeitrag den Matchverlauf in Nordhorn.

 

Um einiges ruhiger und friedlicher

Am 5. Spieltag der Oberliga Nord/West stand mal wieder das mehr oder weniger beliebte Bezirksderby gegen Nordhorn-Blanke auf dem Programm. Für den verhinderten Tammo sprang dankenswerter Weise Franz aus der spielfreien Zweiten ein. Nach zuletzt drei Erfolgen für uns (2-mal Oberliga, einmal Pokal-Halbfinale) wollten die Nordhorner offenbar diese Negativserie beenden. So brachten Sie immerhin 4 der 6 gemeldeten holländischen Schachfreunde ans Brett, dazu die Dauerbrenner Oehne, Baisakow und Höllmann und mit Patrick Wiebe den wohl bestmöglichen Ersatzmann an Brett 8.

Bis 10 Minuten vor Spielbeginn war allerdings noch keiner unserer Gegner anwesend. Wir nutzten die Zeit, den bereits ein Stunde laufenden Landesliga Wettkampf Nordhorn-Blanke II gegen Kirchweye zu beobachten. Immerhin werden wir es nächste Saison vermutlich mit dieser Truppe zu tun bekommen. Die hatten sage und schreibe fünf Großmeister und an Brett 8 noch eine ehemalige Jugendweltmeisterin mit IM-Titel am Start.
Um 11.00 durften die inzwischen eingetroffenen drei Nordhorner noch keinen Zug ausführen, da mindestens 4 Spieler anwesend sein mussten. Schon etwas kurios für eine Heimmannschaft. Nach einer Viertelstunde waren dann auch die 4 Holländer eingetroffen. Der kleine Zeitvorteil sollte im weiteren Verlauf allerdings keine Rolle spielen.

Nachdem es in den Vorjahren teilweise hochdramatisch und spektakulär zuging, sollte dieser Wettkampf doch um einiges ruhiger und friedlicher verlaufen, aber der Reihe nach.
Die Eröffnungsphase verlief durchaus vielversprechend für uns, zumindest aber nicht beunruhigend. Mit Schwarz erreichten wir mindestens ausgeglichene Positionen, während mit Weiß der Anzugsvorteil doch weitgehend behauptet werden konnte.

Als Erster beendete Reinhold seine Partie. Etwas verunsichert durch die ‚lange Rochade‘ in den letzten drei Runden spielte er recht langsam und hatte bald zwar eine optisch leicht bessere Position, aber gegenüber seinem Gegner einen nicht zu unterschätzenden Zeitnachteil. So nahm er das Remisangebot seines Gegners an. Zumindest seine Negativserie war damit durchbrochen.
Wenig später wurde auch an Brett 7 Remis vereinbart. Julians Stellung war objektiv sicherlich völlig in Ordnung, allerdings fühlte er sich mit dem Stellungstyp nicht so vertraut und wollte daher kein Risiko eingehen.

Carsten hatte zuletzt 2-mal mit Schwarz gegen den starken IM Kroeze gewinnen können. Mit den weißen Steinen gelang es ihm nicht, einen nennenswerten Vorteil aus der Eröffnung zu kitzeln, so dass auch hier relativ schnell, wohl auch aus gegenseitigem Respekt, der Friedensschluss vereinbart wurde.

An Brett 3 war die Eröffnungsphase durchaus als ungewöhnlich zu bezeichnen. Entwicklung und Königssicherheit standen zunächst nicht auf der Prioritätenliste. Nach der Post-Analye hätte sich wohl für Christian eine Chance auf Vorteil ergeben. Nachdem diese aber ausgelassen wurde, folgte auch hier eine Remisvereinbarung, was angesichts des nominell stärkeren Gegners sicherlich in Ordnung ging.
So war nach gut 2 Stunden die kuriose Situation entstanden, dass alle vier Weißpartien nach teilweise nicht mal 20 Zügen Remis endeten.

Und tatsächlich sah es danach zwischenzeitlich recht gut für uns aus. Franz hatte nämlich dem 300-Punkte stärkeren Gegner und dessen etwas ambitionsloser Eröffnung so erfolgreich Widerstand geboten, dass dieser sich angesichts einer Bauernschwäche auf eine Zugwiederholung einlassen musste.
Meine Stellung war zwar noch im Gleichgewicht, allerdings begann mein Gegner gefährliche Drohungen am Königsflügel aufzubauen, die bei knapper werdender Bedenkzeit zwischenzeitlich durchaus bedrohliches Ausmaß annehmen konnten.

Hannes und Thorben waren die Hoffnungsträger

So ruhten die Hoffnungen auf unseren beiden Youngstern Hannes und Thorben. Allein die Tatsache, dass unsere etablierten Spieler, sicherlich auch aufgrund der starken Leistungen in der letzten Saison, inzwischen kein Problem damit haben, die Matchverantwortung auf sie zu übertragen, spricht für die beiden.
Hannes konnte zunächst einen Bauern gewinnen, da sein Gegner den König zu lange in der Mitte belassen hatte. Später kam noch eine Qualität dazu, allerdings hatte der Nordhorner eine gewisse Kompensation und konnte mit kreativem Spiel Hannes immer wieder unter Druck setzen.
Thorbens Stellung hatte sich kontinuierlich verkompliziert. Und nachdem es ihm gelungen war, durch einen Bauernsturm die gegnerische Königsstellung zu lockern, keimte durchaus Hoffnung auf einen ganzen Punkt auf. Leider hatten wir dieses Mal in der Crunchtime das Momentum nicht auf unserer Seite.

Hannes verlor für mich unerwartet plötzlich. Details sind mit noch nicht bekannt. Und Thorben musste nach einem Fehler in einem Schlagabtausch in ein Endspiel mit zwei Bauern gegen Mehrfigur, was trotz zähem Kampf nicht mehr zu halten war.

Matchstrategie war fragwürdig

Letztlich durfte ich dann, wie in den beiden bisherigen Auswärtsspielen auch, die letzte Partie spielen. Nachdem mich mein Gegner in der kritischen Phase zwischen dem 30. und 40. Zug durch kreative Ideen letztlich doch zu einigen Ungenauigkeiten verleitet hatte, fand ich mich in einem schwierigen Turmendspiel mit einem Minusbauern wieder. Doch auch mein Gegner fand im 38.Zug nicht die beste Fortsetzung, sodass ich trotz aller gegnerischer Bemühungen letztlich das Remis erreichen konnte.

Insgesamt war auch heute wieder mehr drin für uns, aber nach den doch eher glücklichen Siegen in den letzten beiden Jahren waren die Nordhorner wohl einfach wieder einmal dran.
Im Nachhinein erwies sich diesmal auch unsere Matchstrategie mit vielen frühen Remisen und der Hoffnung auf nur 1-2 gewinnträchtige Partien als fragwürdig.

(Anm. der Red.: Immerhin fanden zwei Partien den Weg in die Redaktionsstube. Jörg und Franz kommentieren ihre Partien hier. Weitere interessante Einsichten bietet der luzide Beitrag des SK Nordhorn-Blanke.)

Mit weiterhin nur zwei Punkten sind wir nunmehr auf Platz 8 abgerutscht. Auch wenn die beiden Hannoveraner Mannschaften weiterhin die Hauptabstiegskandidaten bleiben, sollten wir zur Nervenberuhigung doch bald wieder punkten. Die nächsten drei Gegner bieten dazu durchaus realistische Chancen. Insbesondere gegen unseren kommenden Gegner aus Hameln haben wir aus dem Vorjahr noch eine Rechnung offen.

In diesem Sinne: Auf nach Hameln!

Jörg Stock

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