Verbandsliga: verdient verloren in Oldenburg

Nichts zu holen gab es für die Dritte bei der Reserve des SK Union Oldenburg. Die Oldenburger waren an den Bretter 1-5 besser besetzt und spielten auch so. Positiv: an den Brettern 5-8 agierte Hellern erfolgreich.

 

Große Rochade an den den Brettern 1-3

24.Sxf7 b5!-+ Die Dame kommt nicht nach d7

Übersetzt heißt das: es gab drei Nullen. Allesamt verdient – ohne Wenn und Aber. An Brett 1 hatte Reinhard Paul eine interessante Idee, die auch aufgegangen wäre, wenn der Gegner das Springeropfer auf f7 angenommen hätte. Dann hätte Reinhard mit 25.Dd7+ nebst Dxe6+ den Se4 plus Rendite abgeholt. Leider konnte Unni Anirudh den Einschlag einzügig widerlegen. Reinhard wehrte sich tapfer, aber der Oldenburger ließ sich die Butter nicht vom Brot nehmen.

An Brett 2 stand Thomas Elbern gegen Dominik Suendorf recht schnell besser und nach 20 Zügen auf Gewinn. Auch hier musste man sportlich akzeptieren, dass der Oldenburger an diesem Vormittag einfach deutlich stärker war. Dagegen blieb Thomas Grossers Niederlage an Brett 3 gegen Frank Modder ungeklärt: die Notation war nicht zu entziffern.

Liebesgrüße aus London

Danach verlor Hellern 3 keine Partie mehr. Aber man hatte dabei auch ein wenig Glück, denn an Brett 4 konnte Andre Böhme mit bewährten Hausmitteln die Partie zwar lange ausgeglichen halten, aber nach 25 Zügen bekam sein Gegner Arno Köhne ein deutliches Übergewicht und nach 27 Zügen stand er gar forciert auf Gewinn. Es fehlte indes der letzte Biss, sodass unsere Dritte vorne wenigstens ein Remis holte.

Ein Remis holte auch Niels Dettmer gegen Benjamin Kluin an Brett 5 (Partie liegt nicht vor). Sehr viel Glück bei seiner Punkteteilung hatte Stefan Ewert gegen Maik Schäfer. Der Oldenburger spielte das Londoner System und Stefan musste erkennen, dass nach 1.d4 der Zug 1…d5 bereits ein Fragezeichen verdient – und zwar wegen 2.Lf4!
Das ist bizarr, aber in Hellern wird das Londoner System in seinen verschiedenen Spielformen auch sehr erfolgreich gespielt. Das Ergebis: nur 15% der Partien werden verloren. Man muss also mit Schwarz Theorie büffeln, um der epidemischen Verbreitung dieser Variante etwas entgegenzusetzen.

Stefan spielte einen weit verbreiteten Standardaufbau, was der Oldenburger à la Magnus Carlsen interpretierte: Springer nach e5, dann die Bauern vorrücken und bissig auf Matt spielen. In der Diagrammstellung spielte SF Schäfer 14.Dc2. Konsequenter wäre 14.h6 g6 gewesen, wonach Weiß entscheidend weiterkommt, wenn er die Figuren so umgruppiert, dass er den g-Bauern zum Aufhebeln einsetzen kann.
Das wäre auch weiterhin möglich gewesen, weil Stefan mit 14…f5 zwar einiges verhinderte, aber eben auch einen Hebelpunkt anbot.

Der Oldenburger ließ dies in der interessantesten Partie des Wettkampfes ungenutzt und spielte h5-h6 nebst g2-g4 etwas zu spät, stand immer noch auf Gewinn, dies aber in einer statischen Stellung. Nach einem inkorrekten Turmopfer des Oldenburgers konnte sich Stefan das Remis sichern, aber nicht die Frage beantworten, was man denn nun gegen das verflixte Londoner System spielen soll.

Dr. Norbert Schütt produzierte mit seinem Gegner Walter Förste eine (wieder mal) technisch fehlerfreie Partie, die weniger Drama bot, dafür aber für einen stocksoliden halben Zähler sorgte.
Bleibt noch Brett 8, wo endlich auch ein voller Punkt ergattert werden konnte. Und das nicht etwa, weil Mannschaftsführer Stefan Grasser fast 250 DWZ-Punkte mehr hatte als Marcel Zanner, sondern weil er positionell enorm stark agierte, das Zentrum richtig behandelte und dann zur Tat schritt. Nach 25.Ke3 eroberte Stefan bereits die weiße Dame. Aber wie?
Unterm Strich verlief der Verbandsliga-Auftakt nicht unerwartet. Auch nicht in den anderen Wettkämpfen. Erwähnenswert: Lingen 2 setzte drei Titelträger ein, was in dieser Spielklasse nicht alltäglich ist.

 

Die Dritte sollte nicht den Kopf hängen lassen. Das Liga-Orakel hat mit Hellern 3 zwar den Abstiegskandidaten Nr. 1 fest im Blick, aber unser Team hat in der zweiten Saisonhälfte viele Heimspiele. Zunächst geht es am 11.11 aber zum Aufsteiger nach Quakenbrück. Nicht leicht, aber wir drücken halt immer die Daumen.

Auflösung Zanner-Grasser: Schwarz gewann mit 25…d5 nebst Tc3.