Hellern und Bad Essen Kopf an Kopf

Das 6-2 gegen die an sechs Brettern besser besetzten Meppener war ein unerwartet klarer Heimsieg. Besonders die letzten vier Bretter unserer Fünften hatten einen starken Tag erwischt. Davon berichtet auch Stefan Ewert in seinem Gastbeitrag.

Vorne kampflos, hinten stark

Meppen reiste mit sieben Spielern an: Ludger Wöllermann an Brett 1 musste zuschauen

Am zweiten Spieltag der diesjährigen Bezirksklasse konnte die 5. Mannschaft als Spitzenreiter den SK Meppen begrüßen. Die Gäste, die mit dem Moorbrand eine Umweltkatastrophe quasi vor der Haustür haben, kamen nur mit 7 Spielern. Da war offenbar irgendjemand nicht am Treffpunkt erschienen, uns wurde aber versichert, es habe nichts mit dem Brand zu tun – Gott sei Dank.

Nach kurzer Diskussion entschied man sich, Brett 1 frei zu lassen. So gingen wir praktisch mit dem Start schon 1:0 in Führung. Da Ludger nun sozusagen „arbeitslos“ war, einigten wir uns darauf, ihm die Mannschaftsführung zu übertragen – er hatte ja nun genug Zeit, die Bretter zu beobachten.

Der SK Meppen war eigentlich trotz des fehlenden Spielers ganz ordentlich aufgestellt. Mit Ersatz traten zwar beide Teams an, aber bei allem Respekt – wir hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass der Mannschaftskampf verloren gehen könnte.
Den Anfang machte Björn Musculus am achten Brett. Sein Gegner Andreas Keller wollte einen gefesselten und nicht gedeckten Springer mit einer trickreichen Variante sichern und damit gleichzeitig einen Gegenangriff mit mutmaßlichem Qualitätsgewinn starten – aber irgendwo muss da eine Lücke in der Berechnung gewesen sein, denn am Ende dieser mehrzügigen Variante hatte Björn eine Figur mehr. Die Verwaltung dieses Vorsprungs war nur noch Formsache, und so konnten wir auf 2:0 erhöhen.

Rasche 3-1-Führung

Dr. Nürenberg – Buddecke (r.) = 0,5-0,5

Ob die Gäste daran glaubten, etwas aus Hellern mitnehmen zu können, ist uns nicht bekannt. Das Ende der beiden nächsten Partien sprach aber nicht dafür. An Brett 5 einigten sich Christan Buddecke und Meppens Mannschaftsführer Dr. Reinhard Nürenberg nach unspektakulärer Partie ebenso auf Remis…

Lapehn (r.) – Armbrust = 0,5-0,5

…wie kurze Zeit später Klaus Lapehn und Stephan Armbrust an Brett 4. Beide Partien hatten offenbar keine größeren Ungenauigkeiten zu verzeichnen, so dass diese Punkteteilungen letztlich konsequent waren. Wir führten nun insgesamt mit 3:1.

Eine Ungenauigkeit war aber offenbar schon recht früh Ulrich Thesings Gegner Viktor Keller am siebten Brett unterlaufen. Es waren halblaute Gesprächs“fetzen“ zu hören, als Uli seinen Gegner darauf hinwies: „Sie haben die Figur aber schon angefasst“. Es gab aber weder für die beiden Mannschaftsführer noch für sonstige Anwesende mit Regelkenntnissen Grund zum Eingreifen, denn Schachfreund Keller widersprach offenbar gar nicht – und hatte dann kurze Zeit später eine komplette Figur weniger. Auch hier galt nun das Prinzip „Verwaltung“, und Uli zog es sauber durch. Damit konnten wir auf 4:1 erhöhen.

Nun spielten noch Alfons (Brett 2), Stefan (Brett 3) und Thomas (Brett 6). Würde uns aus diesen drei Brettern noch ein halber Punkt gelingen?
Wie gesagt – wir hatten an diesem Samstag keinerlei spielerische Ausfälle zu verzeichnen und deshalb glaubten wir fest daran. Viel zu spät erkannten die Gäste, dass hier eine Niederlage drohte und lehnten Remisangebote von Alfons und Stefan ab.

Die Erlösung kam schon bald: Thomas Magiera konnte an Brett 6 gegen Leo Schäfer in einem Endspiel mit jeweils der Dame, einem Turm und dann noch einem zwischenzeitlich erarbeiteten Mehrbauern seinen Vorteil verwerten und wurde mit dem „Tor“ zum 5:1 zum Matchwinner.

Marius Nürenberg (r.) – Stefan Ewert = 0,5-0,5

Nun war auch der Siegeswille von Marius Nürenberg, der an Brett 3 gegenüber von Stefan Ewert saß, erloschen. Er bot nach einer Partie, in der letztlich keiner der beiden Spieler eine eindeutige Siegchance besessen hatte, Remis an. Stefan akzeptierte und es stand 5,5:1,5.

[Event „Bezirksklasse 2018-19“]
[Site „Nürnberg“]
[Date „2018.09.16“]
[Round „2.3“]
[White „Nuerenberg“]
[Black „Ewert“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „C91“]
[WhiteElo „1719“]
[BlackElo „1750“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „57“]
[EventDate „2018.07.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „SK Meppen“]
[BlackTeam „SV Hellern V“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O b5 6. Bb3 d6 7. Re1 Be7 8. c3
O-O 9. d4 exd4 10. cxd4 Bg4 11. Nc3 Na5 12. Bc2 c5 {Beide Spieler folgten
einer Partie aus einem bekannten Meisterturnier, das Lasker 1923 mit einem
Punkt Vorsprung vor Reti gewann. Bogoljubow wurde nur Achter.} 13. Kh1 $146 (
13. dxc5 dxc5 14. e5 Qxd1 15. Rxd1 {würde auch die Engine spielen.} Nd7 16. h3
Be6 17. Nd5 Bxd5 18. Rxd5 {1-0 (51) Lasker,E-Bogoljubow,E Maehrisch Ostrau 1923
}) 13… Nc6 (13… Bxf3 14. gxf3 cxd4 15. Qxd4 $13 {und Weiß kann mit Tg1
angreifen. Das war wohl die Idee von Kh1.}) 14. d5 $6 {Dieser Zug ist
grundsätzlich ein Problem im Spanier: Falsch oder richtig? Hier ist er falsch.
} Nd4 $3 $17 {ist stärker als der Enginezug.} (14… Ne5 $17 {Stockfish
spielt nun} 15. Rg1 {was der erwähnten Idee entspricht.} b4 16. Nb1 $13) 15.
Qd3 (15. Rg1 {scheitert nun an} b4 16. Nb1 Bh5 $1 {[%cal Rf6g4,Rg4e5,Re5f3]
leitet nun eine lehrreiche Springerwanderung ein:} 17. Bd3 Ng4 18. Be3 {
aber nicht 18.Sbd2, wonach Sf2 mit Matt folgen würde!} Ne5 $19) 15… Nxc2 $5
({Richtig war die Zerschlagung der Struktur:} 15… Bxf3 16. gxf3 Nd7 {[%csl
Rf3][%cal Rd7e5]} 17. f4 {[%cal Gf4e5] praktisch der einzige Zug, da 17.e5 an
Sxc2 nebst Sxe5 scheitert.} Bh4 $17) 16. Qxc2 Nd7 17. h3 $2 {Besser war 17.Sg1,
da der Einschlag auf f3 immer noch entscheidend droht.} Bh5 ({Nach} 17… Bxf3
$1 $19 {wird der schwarze Druck zu groß:} 18. gxf3 Ne5 19. f4 Nf3 20. Re3 Nd4
$19) 18. a4 {Auch hier war die Umgruppierung mit 18.Sg1 besser.} b4 19. Ne2 Bf6
20. Nf4 $2 (20. Nd2 {[%cal Rd2c4] gleicht aus, da Weiß nun selbst aktiv
spielen kann.}) 20… Bg6 $6 (20… Bxf3 {führt laut Engine erneut zu einer
Gewinnstellung, aber der Weg dahin hyper-kompliziert:} 21. gxf3 Ne5 22. Qe2 c4
23. Rg1 g6 24. Be3 Rc8 $19) 21. Nd2 Re8 22. a5 $1 Ne5 23. Nxg6 Nxg6 24. Nc4 $11
Ra7 25. f3 Ne5 26. Nb6 Nd7 27. Nc4 Ne5 28. Nb6 Nd7 29. Qa4 {Eine spannende und
hochklassige Partie – trotz Punkteteilung.} 1/2-1/2

Thoele – Vormann = 0,5-0,5

Und das letzte noch verbliebene Brett? Nach gegenseitigen Remisangeboten und entsprechenden Ablehnungen stellten an Brett 2 sowohl Alfons Thöle (foto links) wie auch sein Gegner Dirk Vormann schließlich fest, dass bei gleichem Material nirgendwo Vorteil zu sehen war und einigten sich auf den Friedensschluss. Damit war das 6:2 amtlich.

Dieser Erfolg belässt den bisherigen Tabellenführer weiterhin auf Platz 1. Der nächste Spieltag am ersten Samstag im November verspricht ein echtes Spitzenspiel, denn dann geht es auswärts gegen die ebenfalls verlustpunktfreie zweite Mannschaft vom SV Bad Essen.

Stefan Ewert

Fotos: © Thal 2018