Tag 3
Runde 5
A-Gruppe. In der 5. Runde bekam es Locke an Brett 22 mit FM Karsten Schulz (Elo 2297) , der im Jahr 2016 Dritter der deutschen Meisterschaft wurde, mit Schwarz zu tun. Joachim hatte Schwarz gegen Sebastian Hoffmann (Elo 2072) an Brett 65.
Joachim tat sich mal wieder schwer mit Schwarz. Da irgendwer im Verein Joachim verboten hat, Französisch gegen e4 zu spielen, hatte Joachim eine verdächtige Stellung zu verwalten, die alsbald auch zur Aufgabe führte. Locke machte es da besser. Er verteidigte sich sehr lange umsichtig gegen den Königsindischen Angriff von FM Schulz. Als der Stellungs- und Zeitdruck zu groß wurde, machte er zwei, drei ungenaue Züge hintereinander und die Partie kippte. In der Abwicklung hat FM Schulz dann noch einmal gepatzt und Locke etwas Luft verschafft, aber die Stellung war für Weiß so klar gewonnen, sodass der Fehler keinen Unterschied mehr machte.
Heute mussten wir gegen die Familie Werner vom VSG Offenbach antreten. Thorsten an Brett 17 mit Weiß gegen Rosalie Werner, Dominik an Brett 51 mit Weiß gegen Elmar Werner, Andre an Brett 66 ebenfalls mit Weiß gegen Tom Werner. An den weiteren Brettern: Schlötti an Brett 45 mit Schwarz gegen Simon Taras, ich an Brett 26 gegen Jonas Hammerl mit Schwarz und Stefan an Brett 21 mit Weiß gegen Roland Macho.
Für heute hatte ich mir viel vorgenommen. Ich hatte versucht, am Anfang des Turniers meine Kräfte einzuteilen und schnelle Partien gespielt, um Kräfte zu sparen. Zudem wollte ich meinen Worten taten folgen lassen und einen Schwarzsieg herbeizaubern. Zaubern oder besser bluffen ist wohl die Wertung für meine Partie, in der ich im Mittelspiel zwei inkorrekte Züge spielte, es aber dennoch schaftte, nicht schlechter zu stehen. Dann konnte ich temporär einen Bauern opfern und plötzlich flogen meine Figuren ins Spiel. Nach 21. Zügen war der etwas glückliche Schwarzsieg da.
(Redaktion:) In der Tat objektiv betrachtet ein etwas glücklicher Sieg für Niels. Aber wie heißt es so schön: Wer gewinnen will, muss ein Ungleichgewicht in die Stellung bringen, und das ist Niels gelungen. Im linken Diagramm allerdings zu seinen Ungunsten, Schwarz steht nicht gerade gut. Aber Weiß kommt vom Pfad der Tugend ab: 16. Sg5 (das ist gar nicht nötig, das logische Tae1 viel besser). Und Niels packt zu: 16. … Dh5! 17. Txf8+ Lxf8 18. Sh3? e5 (rechtes Diagramm); ein schöner taktischer Gegenschlag, und drei Züge später war es bereits vorbei: 19. dxe5 Lc5+20. Kh1 Se3 21. De2 Lg4! 0:1.
Hammerl – Dettmer, 5. Runde
Dann war Dominik fertig, der seinen Gegner in der Caro-Kann-Verteidigung überspielen konnte. Der erste Weißsieg für Dominik im Turnier. Von Schlöttis Partie, die irgendwann Remis war, hatte ich nur die Eröffnung gesehen. Andre spielte weiter glücklos und übersah eine klare Gewinnwendung, die forciert gewann. Als er schon schlechter stand, bot er Remis an, welches angenommen wurde. Stefan hatte im Mittelspiel eine Figur geopfert und eine klare Gewinnstellung auf dem Brett. Aber bei diesem Turnier bringt er mit Weiß nicht viel fertig und musste nach langem Kampf aufgeben. Thorsten machte es hingegen besser. Er war in einem Endspiel Springer gegen Läufer immer auf der Höhe und konnte seine junge Gegnerin (die übrigens von GM Jusopov trainiert wird) bezwingen.
Die fünfte Runde brachte uns eine Punkteausbeute von 4 aus 8. Für die Mannschaftswertung kommen wir nach 5 Runden auf 13 Punkte. Hier zählen die besten Vier eines Vereins (Thorsten 4, Locke 2,5, Dominik 3 und ich 3,5).
Runde 6
(Redaktion:) Nach der Niederlage gegen Karsten Schulz in Runde 5 bekam es Locke mit einem nominell nicht übermächtigen Gegner zu tun: Timo Wiewesiek (DWZ 1990) aus Darmstadt. Und Locke bewies auch in dieser Partie, dass er beim Staufer Open in Topform spielt. Wir steigen ein nach dem 23. Zug von Locke als Weißem, linkes Diagramm.
Hart – Wiewesiek, Stellungen nach dem 23. Zug von Weiß, nach dem 25. Zug und nach dem 28. Zug von Weiß.
Hier spielte Wiewesiek 23. … c5? (angeraten war Sg5) und übersah dabei wahrscheinlich das folgende Qualitätsopfer: Locke antwortete mit 24. Ld5! Lxd5 25. exd5 Sd4 und nun (mittlers Diagramm) mit dem Qualitätsopfer 26. Txd4! Nach 26. … cxd4 27. Txe5 Db7 28. Df6! (rechtes Diagramm) ist der weiße Angriff unwiderstehlich, die Springer sind einfach zu stark. In der Folge holte sich Locke Material zurück und wickelte elegant in ein gewonnenes Endspiel S+S gegen T ab, das er sicher verwertete. Zum Lohn stand er nun bei 3,5 aus 6 und bekam den nächsten Titelträger ans Brett: IM Cliff Wichmann aus Aue.
Joachim bekam es am Nachmittag mit Davide Podetti, ELO 2184, aus Italien zu tun, und verlor leider auch die zweite Partie des Tages. 2 aus 6 im starken Feld der A-Gruppe bedeuten derzeit dennoch eine Performance oberhalb der 2000.
In der B-Gruppe spielte Thorsten mit Schwarz gegen Sebastian Wezel (DWZ 1841), Dominik setzte mit Schwarz gegen Rosalie Werner das Duell mit der Werner-Familie fort, Niels hatte weiß gegen Stefan Kirchner, Schlötti ebenfalls weiß gegen Parviz Khadempour, Stefan Grasser Weiß gegen Simon Taras und Andre Schwarz gegen Milos Trobonjaca.
Niels Partie ist ein Rätsel, die Auflösung wird er selbst gegen müssen, denn in relativ klarer Gewinnstellung für Niels wurde Remis vereinbart. Zeitnot? Wir werden es erfahren. Thorsten brauchte gute Nerven, denn sein Gegner ließ seinen König erst einmal in der Mitte stehen und setzte den g-Bauern in Bewegung. Aber Thorsten gab einen Bauern und kam in ein haltbares Endspiel, das sein Gegner wohl nicht weiterspielen wollte. Thorsten konnte nun nach oben blicken, 4,5 aus 6 ohne Niederlage sind stark. Dominik hatte seinen Blackout der dritten Runde offenbar gut überstanden und fuhr den dritten Sieg in Folge ein. Stefan steht nach dem Remis ungefähr da, wo ihn die Setzliste sieht, Schlötti trotz des Sieges nicht ganz, und Andre konnte erneut nicht gewinnen, Remis bei ihm und wohl keine Zufriedenheit mit dem Ausgang.
Nachtrag Tag 2
(Redaktion:) Gestern ging noch eine wunderbare Partie des zweiten Tagesein, die wir den Lesern nichtvorenthalten wollen: Joachim Rein gegen Marius Kaiser, Verbandsligaspieler des SC Tettnang. Für Joachim ein auf und ab par excellence: Nach 13 Zügen ein Mehrbauer, ohne dass sein Gegner viel dafür hatte, nach 23 Zügen mausetot, nach 25 Zügen wieder mit gewonnener Stellung. Aber das war noch längst nicht alles: Im 32. Zug einen Bauern eingestellt – wollte sein Gegner nicht haben. Und schließlich eine wunderschöne Endspielabwicklung per Umwandlungskombination. Joachim scheint kein Geld für Böller ausgegeben zu haben, das Feuerwerk war auf’m Brett.
Im Einzelnen: Das linke Diagramm zeigt die Stellung nach dem 24. Zug von Weiß. Joachim hatte sich mit der Dame auf b7 bedient, dann aber Zeit für deren Rückkehr verloren. Zwischenzeitlich ramponierte der Verbandsligaspieler aus Tettnang Joachims Königsstellung. Im linken oberen Diagramm zog Schwarz 24. … Lc8? Statt dessen hätte c6! die Partie wohl entschieden, denn der weiße Turm hat kein Feld! Auf 25. Td6 folgt 25. … Le5, und danach kann Schwarz mittels Dh6 unmittelbar matt auf h2 drohen, und dagegen hilft nichts mehr. Nur einen Zug später, nach 24. … Lc8? 25. Dd3, rechtes oberes Diagramm, zog Schwarz 25. … Dh6?, wäre aber besser beraten gewesen, die Damen zu tauschen: Nach 25. … Dxd3 26. Sxd3 La6! gewinnt Schwarz entweder den f-Bauern (27. Td1 Lb7 und f3 wird nach Lxd4 fallen) oder behält das Läuferpaar und gewinnt den Bauern bald zurück.
Rein – Kaiser, Stellungen nach dem 24. und dem 25. Zug von weiß (oben) sowie nach dem 45. Zug (unten rechts) und dem 47. Zug von Weiß (unten rechts)
Und dann der wunderschöne Schluss: Das linke untere Diagramm zeigt die Stellung nach dem 45. Zug. Schwarz ist verloren, aber Joachim macht es besonders schön: 46. Td8! Txd8 47. De5+!! (Diagramm rechts unten) Dxe5 48. exd8D+ Kg7 49. Dd4 mit Damentausch und nahender Aufgabe des Schwarzen.