Stefan Grasser: Rating-Sieger beim Zabo Open 2017

Beim am Wochenende beendeten Zabo Open 2017 konnte Stefan Grasser den Ratingpreis in der Gruppe < DWZ 1700 gewinnen. 107 Schachspieler hatten sich für das Nürnberger Traditionsturnier angemeldet. Die Delegation aus Hellern bestand diesmal aus Stefan und Niels Dettmer, der auch einen ausführlichen Reisebericht mit fotografischen Impressionen verfasst hat.

Im letzten Moment fit

Diesmal stand der Termin für das Zabo-Open erst relativ spät, im Laufe des August fest. Durch die Teilnahme von Hannes Ewert an der Europameisterschaft U16 fiel Stefan als Teilnehmer leider aus. Auch André, der im August viel Urlaub genommen hatte, konnte nicht schon wieder Urlaub bekommen. Somit blieben noch Stefan Grasser und ich.

Die Teilnehmerzahl entwickelte sich erst in den letzten zwei Wochen vor dem Turnierstart sehr gut, was dann am Ende mit insgesamt 106 Teilnehmern belohnt werden sollte.

Am Donnerstag dann die Hiobsbotschaft: Stefan liegt mit Magen-Darm-Grippe flach. Ich habe mich schon allein Richtung Nürnberg fahren sehen, denn das Startgeld war bezahlt und das Hotel gebucht. Freitagmorgen die Entwarnung, Stefan fühlte sich soweit fit in den Süden zu fahren.

Nach fast 6-stündiger Fahrt kamen wir wohlbehalten in Diepersdorf bei Stefans Mutter an und ich wurde zu einem Imbiß eingeladen. Danach brachte Stefan mich ins Hotel. Zu 18:45 trafen wir zur Anmeldung im Gemeindehaus des Nürnberger Stadtteils „Zabo“. Stefan rutschte in die untere Hälfte und ich in die obere Hälfte der Auslosungstabelle.

Stefan mischte lange oben mit

Der Turniersaal vor Runde 1

Die erste Runde

  • Brett 6: FM Vitaly Promyshlyanskyy (DWZ 2248) – Grasser (1664) = 1:0
  • Brett 47: Dettmer (1792) – Dr. Kerstin Leopold (1081) = 1:0

Stefan hatte die deutlich schwierigere Aufgabe und er bekam in der Skandinavischen Verteidigung aufgezeigt welche Züge zu positionellen Schwächen und damit auch zum Verlust der Partie führen

Ich war in der ersten Runde trotz der fehlenden Spielpraxis ganz gut und eröffnete wie üblich. Trotz der geringen Spielstärke zeigte meine Gegnerin in den ersten 13 Zügen kaum schwächen auf. Dafür habe ich dann einen Doppelangriff ermöglicht. Glücklicherweise hat sie das nicht gesehen (ich aber auch nicht) Zwei Züge später war der Angriff nicht mehr möglich und ich baute meinen Vorteil schnell aus, um im 25 Zug Matt zu setzen.

[Event „Zabo Open 2017“]
[Site „Nürnberg“]
[Date „2017.09.14“]
[Round „1“]
[White „Dettmer“]
[Black „Leopold, Kerstin“]
[Result „1-0“]
[ECO „D00“]
[WhiteElo „1849“]
[BlackElo „1081“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r1b1rnk1/p5pp/1qn1p3/3pP1N1/1pp5/2P1P1B1/PPB1Q1PP/R4RK1 w – – 0 18“]
[PlyCount „15“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

18. Qf3 {gewinnt nun forciert.} ({Witzig ist} 18. Nxh7 Nxh7 19. Qh5 $1 $18 {
[%cal Rh5e8,Rh5h7]}) 18… g6 (18… Bd7 {rettet auch nicht:} 19. Qf7+ Kh8 20.
Qh5 h6 21. Nf7+ Kg8 22. Nxh6+ gxh6 23. Rxf8+ $1 Kxf8 24. Qxh6+ Ke7 25. Qf6#)
19. Qf7+ Kh8 20. Qxe8 Qxe3+ 21. Kh1 Bb7 22. Rxf8+ $1 Kg7 23. Qf7+ Kh6 24. Qxh7+
Kxg5 25. Qxg6# 1-0

Die zweite Runde

  • Brett 16:  Dettmer (1792) – Thomas Lüßmann (2010) = 0:1
  • Brett 36:  Grasser (1664) – Tim Hofmann (1434) = 1:0

Ich hatte es mit einem anderen Kaliber als Stefan zu tun und – wie ich nach der Partie erfuhr –  auch noch einen hervorragenden Kenner des Eröffnungssystems. Die ersten Züge liefen wie immer normal, aber dann fing ich an die Stellung zu überziehen. Nach einigen weiteren positionellen Fehlern stand ich relativ schnell auf Verlust und mußte die Partie bald aufgeben.
Stefan spielte seine typische Eröffnung und konnte sich relativ schnell einen positionellen Vorteil verschaffen. Kurz danach konnte er für einen gefährlichen Königsangriff Material opfern. Der Königsangriff schlug dann auch durch und Stefan gewann seine Partie.

[Event „Zabo Open 2017“]
[Site „Nürnberg“]
[Date „2017.09.16“]
[Round „2“]
[White „Grasser“]
[Black „Hofman“]
[Result „1-0“]
[ECO „A36“]
[WhiteElo „1738“]
[BlackElo „1434“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „4r1k1/1p1q1p2/r1np1Rp1/p1p2b1p/N1P2N2/PP1Pb1PP/1B4BK/1R1Q4 w – – 0 20“]
[PlyCount „17“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

20. Nxh5 $1 $18 {[%mdl 704]} gxh5 21. Qxh5 Bh7 22. Rbf1 Re7 (22… Ne5 23. Bd5
$18) 23. Bf3 (23. Be4 Bxe4 24. Rg6+ Bxg6 25. Qh8#) 23… Ne5 24. Bd5 Bd4 25.
Rh6 Ng4+ 26. hxg4 Re2+ 27. Kh3 Bg6 28. Rxg6+ (28. Rxg6+ Kf8 29. Qh6+ Ke7 30.
Qg5+ f6 31. Qxf6+ $3 {reizend!} Bxf6 32. Bxf6+ Kf8 33. Rg8#) 1-0

Die dritte Runde

  • Brett 21: Werner Held (1668) – Stefan Grasser (1664) = 0:1
  • Brett 34: Werner Dreiseitel (1783) – Niels Dettmer (1792) = 0,5:0,5

Stefan zauberte wieder einen Skandinavier aufs Brett. Nach einigen ungewöhnlichen Zügen von beiden Seiten hatte sein Gegner plötzlich eine +5-Stellung auf dem Brett, nur um sie gleich wieder zu verdaddeln. Danach ließ sich Stefan das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen und gewann.
Ich hatte es mit einem sehr unangenehmen Spieler zu tun. Stefan Ewert weiß, was ich meine, hatte er im letzten Jahr nur mit Mühe noch ein Remis erzielt. Ähnlich erging es mir. Durch die Mätzchen meines Gegners lag eine gewisse Unruhe über dem Spiel und ich stellte in der Eröffnung einen Bauern ein. Danach schaltete ich auch Königsangriff um und konnte durch einen ungenauen Zug meines Gegners eine Figur gegen insgesamt drei Bauern gewinnen und bot schnell Remis an, was mein Gegner auch annahm.

Hochbetrieb an allen Brettern

Runde 4

  • Brett ?: Stefan Grasser (1783) – (unbekannt) (1909) = 1:0
  • Brett 36: Patrick Deysenroth (1256) – Niels Dettmer (1792) = 1:0

Stefan präsentierte sich trotz der vorausgegangenen Erkrankung in Topform. Aus meiner Sicht stand er nach der Eröffnung und am Anfang des Mittelspiels schwierig, wenn nicht sogar auf Verlust. Dann wickelte sein Gegner aber schlecht ab und Stefan stand auf Gewinn.
Ich wollte diesmal gewinnen. Mein Gegner hatte auch nur 1256 DWZ. Aber für seine Spielstärke spielte er erstaunlich gut und machte so gut wie keine Fehler. Dafür fing ich an, welche zu machen. Ab einem Punkt in der Partie war der Point of no Return erreicht und die Stellung ging den Bach runter, weil ich auf Biegen und Brechen versucht habe, auf Gewinn zu spielen. Manchmal sollte ich einfach Remis anbieten.

Die fünfte Runde

  • Brett 15: Henry Brockbank (2057) –  Grasser (1664) = 1:0
  • Brett 33: Dettmer (1792) – Alexander Ruderer (1594) = 0,5:0,5

Stefan mußte wie im Vorjahr mit Schwarz gegen Henry Brockbank antreten. Das frühe Remisangebot lehnte Mr. Brockbank ab, er wollte wohl wie im letzten Jahr den Seniorenpreis gewinnen. Stefan ließ sich von seinem Gegner in der Stellung einschnüren, bis er nur noch aufgeben konnte.
Mein Gegner hatte knapp 1600 DWZ, aber ich hatte Weiß. Die Eröffnung lief wie gewohnt, aber ich fing im Mittelspiel wieder an Fehler zu machen. Beinahe hätte ich die Partie überzogen und bot deshalb Remis an. Mein Gegner lehnte ab um dann zwei Züge später in besserer Stellung selber Remis anzubieten. Noch mal Glück gehabt.

Fazit: Für mich war es ein total gebrauchtes Turnier, völlig ohne Spielpraxis, ohne Selbstvertrauen und dazu außer Form waren die 2 Punkte am Ende noch glücklich. Für Stefan ein super Turnier, mit 3 aus 5 konnte er bei seiner 17. Teilnahme seinen zweiten Ratingpreis ergattern.

Die Schiedsrichterleistung war diesmal etwas besser, trotzdem sollte man einen FIDE-Schiedsrichter im Saal haben. Die Versorgung mit Speis und Trank war wieder mal vorbildlich. Auch wenn die Preise für Bier und Cola leicht angezogen haben, war das Catering absolut top.

Wir bedanken uns bei der Zabo Eintracht Nürnberg für ein wieder einmal toll ausgerichtetes Schachturnier und kommen im nächsten Jahr gerne wieder.


Anm. der Red.:
Am Ende belegte der an 56 gesetzte Stefan mit 3 P (+3 =0 -2) einen ausgezeichneten 26. Platz. Vereinskamerad Niels Dettmer hatte diesmal wenig Glück und musste mit 2 P (+1 =2 -2) und dem 83. Platz Vorlieb nehmen.
DWZ-technisch gewann Stefan 26 Punkte hinzu und verbesserte sich auf 1690, während sich Niels mit -48 auf DWZ 1744 verschlechterte (nach Angaben des Veranstalters). Gewinner nach Feinwertung wurde FM Eduard Miller mit 4½ (5).

Fotos: © 2017 Niels Dettmer, 2016 Archiv SV Hellern