Vierte Mannschaft mit starkem Auftritt zum Schluss

Nur noch für den Tabellenplatz und für das Vergnügen spielten wir in der letzten Runde der Bezirksliga unser Heimspiel gegen die bereits als Meister feststehende Zweite Mannschaft des Hagener SV. Am Ende stand ein 4,5 : 3,5 – Erfolg für uns zu Buche, der uns in der Abschlusstabelle sogar noch auf Rang 3 nach vorne bringt.

Vorzeichen

Die Laune war hervorragend vor der Begegnung mit den Hagenern und das hatte gleich mehrere Gründe: Die Sonne strahlte, auch in unseren Schachraum hinein, wir und unser Gegner traten komplett an, und Christian Buddecke war als Ersatzmann zum ersten Mal in dieser Saison mit dabei.

Hagen trat vorne ohne zwei an: Sowohl Jascha Bonacic als auch Alexander Lubbe fehlten, nur Daniel Tietje trat an, der aber mit sensationellen 7 aus 7 zu uns kam, was Ludger Wöllermann an Brett 1 einige Sorgen bereiten musste. Danach war es eine Mischung aus Jugend, Erfahrung und weiterer Zutaten aus der Hagener Wundertüte: Erfahrung an den Brettern 2 und 4, Nachwuchs an den Brettern 3, 5 und 6 und zwei ganz weit unten gemeldete Spieler an 7 und 8, die gemeinsam am Ende dieser Saison 11,5 Punkte aus 12 Partien (!) geholt haben. Auf diese Weise waren wir an fünf, Hagen an drei der acht Bretter zumeist klar favorisiert. Das Ergebnis kam allerdings etwas anders zustande, als es die Papierformen erwarten ließen.

Einzelergebnisse:

SV Hellern 4   Hagener SV 2   4.5 : 3.5
Wöllermann, Ludger (1823) Tietje, Daniel (1934)  1/2 :  1/2
Rothe, Martin (1792) Sandkämper, Peter (1686) 0 : 1
Gillenkirch, Robert (1828) Bilau, Max (1693) 1 : 0
Dettmer, Niels (1750) Igelbrink, Stefan (1283) 1 : 0
Gausmann, Jens (1642) Schlie, Johann (1459) 1 : 0
Thöle, Alfons (1682) Balazs, Kata (1485) 1 : 0
Weist, Hartmut (1533) Konrad, Jakob (1861) 0 : 1
Buddecke, Christian (1538) Meinardus, Nils (1711) 0 : 1

Frühe Entscheidungen

Vergleichsweise schnell entschieden waren die Partien an den mittleren Brettern. Martin Rothe schien mit den Feinheiten des schwarzen Eröffnungausaufbaus nicht ausreichend vertraut und kam bald unter die Räder. Niels Dettmer dagegen zeigte einmal mehr, dass er gerade mit Weiß extrem stark spielt. Sein Hagener Kontrahent jedenfalls war dem energischen Angriffsspiel von Niels nicht gewachsen und wählte bereits früh einen Aufbau, der ungewöhnlich und wohl einfach nicht gut ist.

   
Dettmer – Igelbrink: Stellungen nach dem 10. Zug von Weiß und nach dem 17. Zug.

In der linken Diagrammstellung ist Niels Attacke bereits auf vollen Touren, und der Hagener greift hier mit 10. … Sxe5? daneben, denn nun folgt 11. gxf5! und nachfolgend öffnet sich die g-Linie, und Weiß drückt auf g6: 11. … Sg4 12. fxg6 fxg6 13. f3 Sh6 14. Dc2 De8 15. 0-0-0 Df7 16. Tdg1 Kh7 17. Ld3 Sf5. Rechte Diagrammstellung. Nun konnte Nils bereits die Brechstange ansetzen: 18. Txg6!! und wenige Züge später hatte Niels sich den nächsten vollen Punkt geholt und seine weiße Weste (eine Saison ohne Niederlage) bewahrt.

In Jens Gausmanns Partie waren zwar früh die Damen vom Brett verschwunden, aber es war noch genug Material auf dem Brett, dass Jens seinen hoch talentierten, aber wohl noch nicht so erfahrenen jungen Hagener Kontrahenten erfolgreich vor unlösbare Probleme stellen konnte. 2:1 für Hellern. Das 3:1 steuerte bald darauf Robert Gillenkirch bei, der in einer sehr remislichen Stellung erst von einem leichten und dann von einem groben Versehen seines Gegners profitierte. Alfons blieb es vorbehalten, den ersten Mannschaftspunkt mit seinem Sieg zum 4:1 zu sichern. In einer Partie, in der er lange von dem schwarzen Entwicklungsrückstand am Damensflügel profitieren konnte, hatte er schließlich zwei Mehrbauern im Endspiel und verwertete den Materialvorteil sicher.

Lange Gegenwehr und ein Held des Abends

Nun liefen noch drei Partien, und zwar ausgerechnet die Partien, in denen die Hagener favorisiert waren. Für einen Mannschaftssieg musste noch ein Remis her, und die beiden aussichtsreichen Kandidaten dafür waren Ludger Wöllermann und Christian Buddecke, während Hartmut bald eine sehr schwierige Stellung hatte, die er am Ende nicht verteidigen konnte.

Bei Christian wurde es dramatisch: Sein Gegner hatte zwar bereits früh viel Zeit verbraucht, diese aber wohl gut investiert, denn in der Folge musste auch Christian sehr viel Bedenkzeit opfern, um die ihm gestellten Probleme zu lösen. Früh hatte sich Materialungleichgewicht ergeben (T+B für Christian gegen S+L des Hageners), und in der Folge geriet Christians Turm mitten auf dem Brett in eine Falle, so dass er noch eine Qualität verlor und so eine glatte Figur weniger hatte. Christian spielte aber sehr listig und hatte starkes Gegenspiel, das auch das letzte Zeitpolster des Hageners schmelzen ließ. Am Ende schien es, die Zeitüberschreitung wäre unvermeidlich. Aber dann war es ausgrechnet Christian, der es nicht bis zur Zeitkontrolle schaffte.

Blieb nur noch Ludger, der wie schon gegen die SG Osnabrück die Kohlen aus dem Feuer holen sollte. Ludger hatte sich für eine Variante entschieden, die auf Meisterebene oft gespielt wurde und in der er einen Bauern für das Läuferpaar und aktives Figurenspiel opferte.

  
Tietje – Wöllermann: Stellungen nach dem 18. Zug von Weiß und nach dem 35. Zug.

In der linken Diagrammstellung fand (oder kannte?) Ludger das schöne Motiv des Turmschwenks auf den Damenflügel: 18. … Td6! 19. Sd3 Sxd3 20. Lxd3 Ta6 21. Txb7 Txa2. Der schwarze Turm auf der zweiten Reihe lähmte gemeinsam mit dem Läuferpaar in der Folge das weiße Spiel so, dass die Partie trotz Minusbauern für Schwarz nie die Remisgrenze überschritt. 15 Züge später war ein Turm abgetauscht, der schwarze Turm und die beiden Läufer aber „nervten“ immer noch. In der rechten Diagrammstellung entschied sich der Hagener mit knapper Zeit gegen das undurchsichtige 36. e5 (mit Mattmotiven auf beiden Seiten), sondern wählte den sichereren Weg 36. Sd7+, der allerdings nach 36. … Lxd7 37. Txd7 Tf2 38. Ld3 Td2 39. Td5 Lb4 40. c5 Lxc5 41. Lxa6 in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern überleitete, das bald darauf Remis gegeben wurde. Damit holte Ludger den entscheidenden halben Punkt zum Mannschaftserfolg und war so natürlich der Held des Abends.

Feier-Abend und Rückblick

Danach traf man sich mit den „üblichen Verdächtigen“ beim Griechen, um die Saison gebührend ausklingen zu lassen. Mit dabei auch Jan Wöllermann, der mit uns die Partien analysierte. Ein sehr gelungener Abend, der bereits Lust auf die nächste Mannschaftssaison gemacht hat!

Die Festgesellschaft (im Uhrzeigersinn von vorne links:) Hartmut Weist von hinten, der Dominik Suendorf verdeckt, Robert Gillenkirch, Locke Hart, Stefan Grasser, Ludger Wöllermann, Alfons Thöle, Jan Wöllermann, Stephan Niendieker und Christian Buddecke (Foto: Niels Dettmer).

Rückblickend war es keine einfache Saison, denn in der Mitte (Runden 4 und 5) stimmte einmal die Leistung nicht, und einmal nicht die Aufstellung (zu viele Spieler fehlten), so dass wir in Abstiegsgefahr gerieten. Am Ende reicht es aber nach drei guten Wettkämpfen doch noch für eine sehr gute Platzierung: Mit neun Mannschaftspunkten aus acht Begegnungen sind wir Dritter geworden und haben am Ende sogar noch unsere Derby-Partner von der SG, dem OSV und aus Hollage überholt. Wir freuen uns schon auf die Duelle in der kommenden Saison.

Und wer steigt nun auf? Hagen natürlich, möchte man sagen, aber das ist noch nicht amtlich, in der vergangenen Saison haben sie trotz Meisterschaft verzichtet. Nicht nur bei uns, auch bei den Hagenern gibt es wohl das „Sonntagsproblem“. Die Zweite aus Lingen hat sich den zweiten Platz gesichert, und da die Erste in die Oberliga aufsteigt, vermute ich mal, dass der Aufsteiger Hagen oder Lingen heißen wird. Um den Abstieg gab es am Ende einen – wir waren nicht dabei, aber die Mannschaftsuafstellungen und Ergebnisse sehen danach aus – heißen Fight zwischen Veldhausen und Nordhorn-Blanke 4. Die Nordhorner hatten noch einmal alle starken Spieler an Bord, aber Veldhausen hielt dagegen und sicherte den rettenden 7. Platz.

Herausgeragt in unserer Vierten hat keiner, abgefallen ist auch keiner, die Mannschaft ist eben sehr ausgeglichen. Topscrorer ist Hartmut mit 4.5 aus 6, zweimal hatte er keinen Gegner, was ihm ein noch besseres Resultat verwehrte. Ihm auf den Fersen ist Niels mit 4 aus 6, stark auch Jens mit 3.5 aus 5. Alle anderen haben 50% oder etwas weniger geholt. Betrachtet man die DWZ-Performance (hier habe ich alle Saisonspiele, auch die in anderen Ligen, hinzugerechnet), liegt Niels vorn, der eine Zahl von ca. 1850 gespielt hat und auf dem besten Wege ist, die 1800er Grenze zu knacken. Stark auch die Leistungen von Jens (ca. 1750) und Hartmut (ca. 1700). Zum guten Schluss geht der Dank der Mannschaft an Ludger, der mal wieder für uns den Kopf an Brett eins hingehalten hat, und natürlich an die Mutter, äh, ich meine Vater, aller Mannschaftsführer, Hartmut. Nach der Saison ist vor der Saison!

Hier geht es zu den Ergebnissen und der Abschlusstabelle der Bezirksliga.