Hannes hat tatsächlich zweimal verloren!

Das erinnert mich ein wenig an Capablanca. Irgendwann interessierte sich kein Mensch mehr für dessen Gewinnpartien, sondern nur noch für die Niederlagen. Wenn jemand viel gewinnt, dann sind die Ausnahmen von der Regel halt interessanter. Deshalb fangen wir auch mit den Niederlagen an…
Hannes verlor im ersten Titelturnier des Jahres gegen Andre Böhme (der ein richtig starkes Turnier spielte) und gegen einen schwungvoll aufspielenden Franz Ernst, der nicht nur wegen dieses Sieges verdient den geteilten zweiten Platz belegte. Beide hatten sich auf einen Kampf mit heterogenen Rochaden eingelassen, wobei Franz einen Tick schneller war und mit seinen Hebelbauern rasch ante portas stand. Hannes‘ Rochade wackelte, er investierte Zeit, zu viel Zeit und dann zeigte die Digitaluhr die Zeitüberschreitung an.
Fast hätte auch Joachim Rein den neuen Blitzmeister erwischt, obwohl er bereits in der Eröffnung einen Bauern verlor. Modernes Benoni war auf dem Brett und Joachim hatte Weiß. Solche Eröffnungen kennt man nicht von dem Stonewall-Experten. Joachim steckte den Verlust gelassen weg, spielt f4-f5 und entfesselte einen furiosen Höllenritt auf den weißen Felder. Und wieder zählte die Uhr von Hannes rückwärts. Ein wüstes Gehacke begann und wie aus dem Nichts zauberte Hannes ein Dauerschach aufs Brett. Eine Sekunde vor dem Aus bot er fix Remis an – und Joachim akzeptierte fair. Tatsächlich war nur noch eine Sekunde auf der Hannes‘ Uhr.

Schluss mit den Niederlagen und Punkteteilungen. Alles andere gewann der Blitzmeister 2017. Und wer dann mit 1,5 Punkten Vorsprung Erster geworden ist, der hat schließlich alle Fragen beantwortet. Aber: Hannes wurde zwar Meister, aber nicht König. Den Titel des „Remiskönigs“ gewann nämlich Joachim Rein mit sechs Friedensschlüssen.