Sport, Spaß und Spannung bei der Zweiten

Schachfiguren 011_mini_schmal_Hellern 2_Textinsert Hellern 2 Landesliga NordVor dem Beginn des Stadtderbys stand es 2051 – 1858 für die SG Osnabrück, nach dem Match hingegen 5½ – 2½ für die Gäste. Nun hat der Verband aber kein neues System der Punktevergabe verfügt. 2051 – das war der DWZ-Schnitt der SGOler. Dass unsere Zweite dann an den Bretter 1-5 immerhin 50% der Punkte holen konnte, darf daher als Erfolg verbucht werden.

Totale Spielsaal

Gegen die Übermacht

Laut wird es beim Schach eigentlich nur selten. Am Sonntag gab es jedoch schallendes Gelächter. Am siebten Brett. Was war passiert? Uwe Kuchemüller hatte weit ausgeholt und näherte sich mit seiner Hand der gegnerischen Bretthälfte. Torsten Lange interpretierte dies als Zeichen der Aufgabe und wollte „Brösel“ prompt die Hand reichen. Dieser hatte aber anderes im Sinn: er wollte die Damen tauschen. Gelächter. Dann ging es weiter. Wenig später musste „Brösel“ dem Gegner dann doch die Hand reichen …

Soviel zum Spaß. Nun zur Spannung. Die kam trotz der nominellen Überlegenheit der Gäste auf. Es mehr davon hätte sich die Zweite schon gewünscht, aber mit Hannes Ewert und Jana Böhm mussten zwei wichtige Akteure an die Erste abgegeben werden. Unsere Nachrücker schlugen sich keineswegs schlecht. Phillipp Hillebrand (SGO) überraschte Martin Rothe möglicherweise ein wenig mit seiner Eröffnung, aber Martin spielte gegen den mehr als 350 Punkte stärkeren Gegner lange Zeit auf Augenhöhe. Ein kleiner Fehler und schon wurde unser achtes Brett überrollt. Das ist halt Landesliga.

Dann gewann jedoch Reinhard Paul gegen den starken Ingmar Bennemann. Und wie! Reinhard hatte (nicht zum ersten Mal) eröffnungstheoretisch die Pfade der Tugend verlassen und ein dreistes Gambit gespielt. Im 14. Zug veropferte sich Bennemann, Reinhard lehnte dankend ab und schlug im Zentrum zurück. Den Rest spielte er dann mit maschinenhafter Präzision runter. 1-0 im 23. Zug.

Lange konnte das den SGO-Zug nicht aufhalten. Dominik Suendorf musste gegen der oberliga-erfahrenen Patrick Säring die Uhr anhalten und auch Uwe konnte trotz heftiger Gegenwehr seine Partie nicht halten. Es stand 1-3 und nun hätte nur ein Wunder geholfen. Die Erste holte in Hannover einen 1-4-Rückstand auf, in Hellern waren alle Blick nun auf Thorben Weist, Joachim Rein, Andre Böhme und Stefan Röhrich gerichtet. Die lieferten streckenweise großes Kino ab, holten aber nur drei Remise (Joachim, Andre, Stefan), wobei über Joachims Husarenritt noch zu berichten sein wird.
Am Ende reichte es dann doch nicht ganz. Jetzt kommen die Finals gegen Oldenburg 2 und Delmenhorst 2. Da wird es sicher wieder spannend.

Lange-Kuchemüller = 1-0

Die Partien

Rothe – Hillebrand: Es war nicht leicht. Martins Gegner hatte etwas aufs Brett gebracht, was auf den Altmeister Nimzowitsch zurückgeht, in letzter Zeit aber sehr häufig im Meisterschach auftaucht. Martin kam gut mit dem Aufbau zurecht und konnte in folgender Stellung sogar Druck aufbauen.

mm_h2_20160221_dia_Rothe-Hillebrand vor 15 Se6

15. Se6! öffnet die Diagonale g2-b7, da Schwarz natürlich den Springer nehmen muss. Wenig später hatte Martin dann die große Chance, die Stellung im Gleichgewicht zu halten, musste nach einem nicht auf Anhieb erkennbaren Fehler die Segel streichen. Phillipp spielte das allerdings sehr stark weiter, was man hier nachspielen kann.

Bennemann – Paul: Weiß kämpfte in der Eröffnungsphase mit einem gewissen Entwicklungsrückstand, sah aber nun die Gelegenheit mit einem Scheinopfer in Vorteil zu kommen.

mm_h2_20160221_dia_Bennemann-Paul vor 14 Sxb5

Es geschah 14. Sxb5, wonach 14. axb5 nach 15. Sxc6 natürlich zu einer Gewinnstellung für Weiß führt. Was fiel Reinhard ein? Bitte kurz grübeln und dann für die Auflösung hier klicken.

Rein – Greten: In der folgenden Stellung steht Schwarz auf Gewinn.

mm_h2_20160221_dia_Rein-Greten vor 28_Tb2

28…Tb2 -+

Wenig später hatten sich die Dinge zugespitzt. Schwarz hatte nach wie vor gute Chancen, spielte …

mm_h2_20160221_dia_Rein-Greten vor 33_Sg3

.. hier aber 33…Sg3 und kassierte nach dem fälligen Abtausch der Leichtfiguren den Bd4. Gewonnen? Nein, urplötzlich begannen Joachims Bauern zu laufen.

mm_h2_20160221_dia_Rein-Greten vor 37 a5

37.a5!! opfert den Springer und spielt mit einem Turm weniger auf Gewinn. Klar war, dass Schwarz einen Turm zurückgeben muss. Zuvor versuchte er wenig später noch einen Trick:

mm_h2_20160221_dia_Rein-Greten vor 41_Ta2

40…Ta2! Listig, listig. Natürlich spielt man nun g2-g3, oder?

Das Spektakel kann man hier nachspielen. Am Ende wurden die Punkte geteilt und beide hatten den Kiebitzen eine tolle Show abgeliefert.

Am Gesamtverlauf konnte dies aber wenig ändern. Andre Böhme remisierte mit Mark Selker, für Andre durchaus erfreulich. Stefan Röhrich lieferte sich mit Dieter Hischemöller ein spannendes Gefecht, verpasste aber im 44. Zug eine fette Gewinnchance. Thorben Weist fightete lange und ausdauernd, aber Boris Schröder hat in der laufenden Saison eine 2170er-Performance und sitzt nicht zufällig am ersten Brett. Man sollte  alles als Warmspielen für’s Finale betrachten.

Bildergalerie

Landesliga Nord, Runde 7, 21.02.2016
SV Hellern 2
SG Osnabrück 1
3 5
Weist, Thorben (2005) Schröder, Boris (2108) 0 1
Rein, Joachim (1871) Greten, Wolfgang (2030) ½ ½
Paul, Reinhard (1967) Bennemann, Ingmar (2049) 1 0
Böhme, Andre (1814) Selker, Marc (2018) ½ ½
Röhrich, Stefan (1907) Hischemöller, Dieter (2037) ½ ½
Suendorf, Dominik (1747) Säring, Patrick (2041) 0 1
Kuchemüller, Uwe (1784) Lange, Torsten (2007) 0 1
Rothe, Martin (1770) Hillebrand, Philipp (2124) 0 1

Am 13. März tritt Hellern beim Delmenhorster SK 2 an. Aktuelle Tabelle.

Fotos: Thal