In der 5. Runde der Landesliga Nord trennten sich unsere Zweite und der Hagener SV mit 4-4. Joachim Rein berichtet: „An einem fußballfreien Sonntag, mit unerfreulicher Wetterlage, ist es stets eine gute Option Schach zu spielen. Praktischerweise stand ein Mannschaftskampf gegen Hagen an. Wir erwarteten einen Kampf auf Augenhöhe und gingen daher ohne Motivationsprobleme an den Start. Die Mission Klassenerhalt sollte an diesem Sonntag unbedingt Zählbares hervorbringen.“
Doch nun zum Sport: Hagen setzte ganz auf seine starke Jugend und verzichtete auf den Einsatz der erfahrenen Schachfreunde Bonacic, Grafe und Bertram. Wir hatten nach ca. einer Stunde überall akzeptable Stellungen erreicht. Lediglich bei Dominik drohte die gegnerische Dame in seine Königsstellung einzubrechen. Nach meiner Einschätzung war die Stellung aber verteidigungsfähig.
Hannes, Thorben, Stefan, Martin und Reinhard standen allesamt vielversprechend. Einige Zeit später musste Dominik leider die Segel streichen. Er hatte voll auf Angriff gesetzt – und leider verloren.
Wenig später ereilte André das gleiche Schicksal. Er hatte sich verrechnet und konnte danach die Niederlage nicht mehr abwenden.
Böhme (1814) – Lubbe, A. (1928)
Andre spielte hier 18.g4. Ein guter Zug, aber der Hagener hatte eine Idee: 18…g5! Und tatsächlich sollte sich im weiteren Verlauf die g-Linie für Schwarz öffen. Sehenswert!
Es stand also 0:2.
Trotzdem war ich noch optimistisch, als ich mir die anderen Stellungen angesehen hatte. Bei Stefan sah es nach einem schnellen Gewinn aus. Er hatte Drohungen aufgestellt, für die sein Gegner keine Verteidigungsmöglichkeiten mehr hatte. Folgerichtig gab sein Gegner auch schnell auf.
Laubrock (1929) – Röhrich (1907)
16…e5!
und Weiß bekommt Probleme mit der Deckung des Bd5.
Die Entscheidung fiel etwas später. Partielink.
1:2! Bei meiner eigenen Partie hatte ich nach der Eröffnung die Befürchtung, dass mein Gegner mehr vom Schach versteht als ich. Ich konnte zwar ausgetretene Theoriepfade verlassen, aber wohl fühlte ich mich nicht mehr. Also beschloss ich, die Partie taktischer zu gestalten und steckte einen Bauern ins Geschäft. Dafür wurde ich dann tatsächlich rasch belohnt. Mein Gegner übersah eine Riposte und so stand es schnell 2:2.
Rein (1871) – Balazs (2015)
Der Hagener hatte zuvor eine starke Vorstellung geboten, griff nun aber mit 19…Se3? daneben. Partielink.
Und das Beste war, dass die verbliebenen vier Partien alle mindestens gut für uns standen. Thorben und Martin standen glatt auf Gewinn. Hannes und Reinhard hatten zumindest einen Mehrbauern. Thorben gelang es dann zeitnah eine sehr ungewöhnliche Materialverteilung in einen Sieg zu verwandeln.
Böhning (2073) – Weist, Thorben (2005)
16…gxh4!
und nach diesem Damenopfer steht Thorben auf Gewinn! Er hat drei Leichtfiguren und einen Turm gegen die Dame. 0-1 (49.) und 3:2. Partielink.
Unser Neuzugang Martin Rothe spielte in dieser Phase bärenstark. Es sah nach einem durchschlagenden Mattangriff aus Lediglich Reinhard machte ein wenig Sorgen. Er hatte seine ausgezeichnete Stellung durch die ungewöhnliche Aufstellung seiner Springer unnötig erschwert.
Der Gegner von Hannes konnte dem stets wachsenden Druck dann nicht mehr standhalten. Er opferte eine Figur, wohl um ein Dauerschach zu versuchen. Doch Hannes spielte wie ein Schweizer Uhrwerk und terminierte seinen Gegner unerbittlich. 4:2.
Ewert (2068) – Bach (2046)
26. Sg3-e4
und anschließend bedauerte Hannes, dass er nicht den anderen Springer genommen hatte. Der Hagener opferte mit 26…Sxh3 eine Figur und alles Weitere kommentiert Hannes hier.
Und wir hatten ja noch zwei heiße Eisen im Feuer. Bei Martin schien das Matt unmittelbar bevorzustehen. In dieser Phase bot Martin dann Remis, um den Sieg sicherzustellen. Sein Gegner wollte auch dankbar annehmen und verwies seinen einzigen verbliebenen Mitspieler – den Gegner von Reinhard – auf seine beklagenswerte Stellung, um Zustimmung zu erhalten. Alle anderen Hagener hatten Teamgeist bewiesen und waren gegangen. Doch seinem Wunsch wurde nicht entsprochen. Herr Rau versteht leider etwas von Arithmetik. Und manchmal schwimmt der Stecken leider verkehrt herum den Fluss hinunter (Karl May behauptete, das wäre ein alter Trapper-Ausruf). Reinhards Stellung verschlechterte sich zusehends. Er meinte hinterher, er habe wohl die Nerven verloren. Und Martin musste augenscheinlich seiner vollkommen fehlenden Spielpraxis Tribut zollen. Also endete der Mannschaftskampf 4:4.
Die meisten von uns wären vor dem Kampf mit einem Punkt zufrieden gewesen. Nach diesem Verlauf war es unglücklich, dass kein Sieg herausgesprungen ist. Das Ligaorakel nennt allerdings nur noch eine Abstiegswahrscheinlichkeit von 5%. Und auch ich bin optimistisch, dass wir die noch fehlenden Punkte mit voller Kapelle bald einfahren können.
Nach dem Wettkampf trafen sich einige noch im Spiellokal des SV Hellern mit Spielern aus der Ersten und der Dritten für einen kurzen Austausch und Analysen. Es hat wie immer Spaß gemacht! (Joachim)
Landesliga Runde 5 | 17.01.2015 | ||||||
Hagener SV | – | SV Hellern | 4 | – | 4 | ||
Bach, Jannik | (2046) | – | Ewert, Hannes | (2068) | 0 | – | 1 |
Böhning, Kilian | (2073) | – | Weist, Thorben | (2005) | 0 | – | 1 |
Balazs, Balint | (2015) | – | Rein, Joachim | (1871) | 0 | – | 1 |
Rau, Nikita | (2060) | – | Paul, Reinhard | (1967) | 1 | – | 0 |
Lubbe, Alexander | (1928) | – | Böhme, Andre | (1814) | 1 | – | 0 |
Laubrock, Paul | (1929) | – | Röhrich, Stefan | (1907) | 0 | – | 1 |
Rieping, Heiner | (1939) | – | Suendorf, Dominik | (1747) | 1 | – | 0 |
Tietje, Daniel | (1890) | – | Rothe, Martin | (1770) | 1 | – | 0 |
Fotos: Rein