Erster Sieg in der Oberliga

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Dass unser zweiter Gegner ein unangenehmer Gegner sein würde, war allen klar. Dann die Überraschung: die Gäste aus Hannover reisten mit dreifachem Ersatz an. Wir mussten leider auf Reinhold Happe verzichten. Ein Wettkampf auf Augenhöhe? Nein. Die Gäste waren das dominierende Team, sie lagen sogar zwischendurch mit 3-2 in Führung. Doch dann kam alles anders …

Im Zeitraffer: Franz gewinnt als Erster. Besser kann man als Ersatzmann nicht auftrumpfen. Ingo und Jörg remisieren ziemlich leistungsgerecht, doch dann müssen unsere beiden Namensvettern die Segel streichen: Stephan gibt sich dem stark spielenden Jürgen Juhnke geschlagen und Stefan verliert gegen die Ersatzfrau Magdalena Krasnodebska. Die Gäste führen 3-2. Dann zeropfert der Hannoveraner Cordes die Stellung von Dirk, macht aber den Sack nicht zu und verliert die Partie sogar noch! 3-3. Doch was hilft’s: Hajo steht breit und wie Carsten gewinnen will, können die Kiebitze nicht erkennen. Doch dann zeigt sich Carstens Klasse: er gewinnt sein Endspiel wieder einmal mit meisterlicher Präzision und stachelt Hajo zu Großtaten an. Dieser spielt in Verluststellung plötzlich auf Gewinn! Auf Gewinn? Doch, das geht, wenn am Hajo am Brett sitzt. Sein Gegner hat plötzlich ein einzügiges Matt vor Augen und antwortet mit einer Salve von Schachs. In der Post-Analyse wird klar, dass immer der auf Gewinn stand, der jeweils am Zug war! Als sich der Rauch verzieht, ist plötzlich ein technisches Remis auf dem Brett und Hellern hat 4½ – 3½ gewonnen. Ein normaler Sonntagnachmittag in der Oberliga geht zu Ende…

SV Hellern HSK Lister Turm 4½-3½
1 Lingnau,Carsten Hoffmann,Lukas 1 : 0
2 Gronde,Ingo,Dr. Gentemann,Moritz ½ : ½
3 Stock,Joerg Hampel,Felix ½ : ½
4 Hummel,Dirk Cordes,Klaus 1 : 0
5 Niendieker,Stephan Juhnke,Juergen 0 : 1
6 Bade,Hans-Juergen Denger,Philipp ½ : ½
7 Roehrich,Stefan Krasnodebska,Magdalena 0 : 1
8 Ernst,Franz Wall,Max 1 : 0

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Carsten (l.) holt am 1. Brett einen Big Point!

Brett 1: Lukas Hoffmann (2223)- IM Carsten Lingnau (2395) = 0-1

Der Hannoveraner steht nach einem Dutzend Zügen bereits schlechter. Weniger später kassiert Carsten einen Bauern ein. Das Finale ist pure Technik:
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50…g5! 51.Ld5 [51.hxg5+ Kxg5 52.Ld5 Kf6 53.Te1 Ke5 54.Lb7 h4 55.gxh4 f4–+]
51…gxh4 52.gxh4 Ke5 53.Lf7 f4–+ [Tolle Technik.] 54.Lxh5 Lxe3+ 55.Kg2 Lc5 [55…f3+ 56.Lxf3! exf3+ 57.Kxf3=] 56.Ta2 f3+ 57.Kg3 f2+ 58.Kg2 Tg3+ 0–1

Brett 2: Dr. Ingo Gronde (2223) – Moritz Gentemann (2227) = ½-½

Der Hannoveraner präsentiert in einer für Weiß gut spielbaren Stellung im 10. Zug eine Neuerung, die nicht übel ist. Ingo kann keinen rechten Druck aufbauen und die Partie endet im 28. Zug mit einem leistungsgerechten Remis.


Kämpferisch: Ingo vergräbt sich in der Stellung, Hilft nix: Remis!

Brett 3:– Felix Hampel (2156) – Jörg Stock (2208) = ½-½

Ähnlich wie am 2. Brett spielen beide Kontrahenten technisch sehr sicher. Nach dem Tausch der Damen endet das zähe Lavieren ebenfalls mit einem Remis.

Brett 4: Dirk Hummel (2258) – Cordes (2233) = 1-0

Der Hannoveraner bringt eine Variante aufs Brett, die zuletzt vor 50 Jahren seriös verhandelt wurde. Dirk war theoretisch wieder einmal bestens im Bilde und spielte zuletzt 29. Sc3-e4. Dann folgte der Kracher:
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29…Lxh3!! 30.gxh3? Sxf3+ –+ 31.Txf3 Dxf3 32.Dg2 Ld4+?? [32…De3+ 33.Kf1 f3!! ist der feine Zwischenzug, der wohl von beiden Spielern übersehen wurde.34.Df2 Txe4 35.Lxe4 Dxe4–+]
33.Lf2 Lxf2+ 34.Dxf2 Dxf2+? [34…Dxh3 hätte deutlich mehr Gegenspiel geboten]
35.Kxf2 Kg7 36.Ta1 Te5 37.Kf3± Kf7 38.h4! gxh4 39.Kxf4 Ke7 40.Tg1+–  und 11 Züge später ist es vorbei, da Dirk technisch nichts anbrennen lässt. Damit gleicht Hellern zum 3-3 aus. 0–1


Dirk (r.) bringt die Wende

Brett 5: Jürgen Juhnke (2211)- Stephan Niendieker (2190) = 1-0

Aus Sicht der Gäste sicher die stärkste Leistung. Erst in der Post-Analyse zeigt sich, mit welcher Präzision Jürgen Juhnke die spektakuläre Partie beendet. In einem Turmendspiel marschiert der Hannoveraner mit drei verbundenen Freibauern auf Stephans König zu, während dieser mit einem Freibauer bereits einen Zug vor der Umwandlung steht. Buchstäblich im letzten Moment ist aber das Matt unausweichlich und Stephan muss aufgeben. Das war kein Glück des Hannoveraners, denn so spielt man nur, wenn man es genau berechnet hat. Hut ab!

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Genauigkeit ist Trumpf: Jürgen Juhnke (r.) gewinnt gegen Stephan Niendieker

Brett 6: Hajo Bade (2028) – Philipp Denger (2085) = ½-½

Hajo hat bereits früh klare Gewinnmöglichkeiten, findet aber nicht den entscheidenden Zug. Schwarz riskiert in der Folge viel und präsentiert schließlich ein positionelles Qualitätsopfer, schließlich dazu führt, dass ein Freibauer immer gefährlicher wird. Im anschließenden Hauen und Stechen steht dann sehr oft derjenige auf Gewinn, der gerade am Zug war. Das Brett ist umlagert. Kein Wunder. Aus der Vielzahl der dramatischen Verwicklungen soll folgende Stellung genauer betrachtet werden:

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67…d1D? [stattdessen gewann 67…Db2!! 68.Dg8+ Kb1 69.Dg6+ Dc2 70.Dxc2+ Kxc2 71.Tc7+ Kb2 72.Tg7 (72.d7 d1D–+) 72…d1D–+] 68.Ta7+ D1a4 69.Dg8+ Kb2 70.Txa4 Dxa4 71.Dg7+ Kc2 72.Dc7+ Kb3? [retten konnte sich Schwarz mit 72…Dc6 73.Dxc6+ Lxc6 74.Kxg4=] 73.d7+– Db5+ 74.Kf6 [Plötzlich stand auf Gewinn: 74.Kh4!! De2 (74…Dc6 75.Dxc6 Lxc6 76.d8D+–) 75.d8D+–] 74…Da6+ 75.Kg7 Da1+ 76.Kf7 Ld5+ 77.Ke7?? [77.Kg6 Le4+ 78.Kh5 Dh8+ 79.Kxg4 Dg8+ 80.Kf4 Lc6 81.d8D+–] 77…De1+ 78.Kf6 Df2+ 79.Kg5 De3+ 80.Df4 De7+ 81.Kxg4 Dxd7+ 82.Kg3 Dg7+ 83.Dg4 Dxg4+ 84.Kxg4 ½–½

Brett 7: Magdalena Krasnodebska (2045) – Stefan Röhrich (2124) = 1-0

Stefan sucht zu früh Gegenspiel im Zentrum und muss sich anschließend mit einer undankbaren Stellung herumärgern. Da seine Gegnerin eine taktische Gewinnchance übersieht, kommt ein Doppelturmendspiel auf das Brett, in dem die Hannoveranerin ihren Vorteil recht überzeugend realisiert.

Brett 8: Franz Ernst (2064) – Max Wall (1944) = 1-0

Franz musste kurzfristig einspringen. Entsprechend kurz war die Vorbereitungsphase. Aber manchmal ist das vielleicht gar nicht mal das Schlimmste und so spielt Franz locker auf.
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In der Stellung ist zuletzt 18.Sc3-d5 geschehen, wonach Schwarz sofort aufgibt. Tatsächlich hängt einfach zu viel.


Franz erklärt staunenden Fans gewisse Feinheiten der Partieführung

Hellern ist nun hinter Hannover 96, Göttingen und Bremen Vierter. Auf den Plätzen folgen Nordhorn, Lister Turm Hannover, Bremer SG, Delmenhorst, Lüneburg und Hildesheim. Am 9. November muss Hellern bei der hoch favorisierten Reserve des Bundesligisten Werder Bremen antreten. Wir hoffen auf ein Wunder.

Dr. Ortwin Thal