Hannes‘ Nachlese zum GRENKE Open

Super-Events ohne Nachlese? Hannes Ewert hat in einem sehr interessanten Bericht seine Eindrücke vom GRENKE Open zusammengefasst. Außerdem stellen wir Hannes‘ möglicherweise schönste Partie vor. Es dauert 25 Züge, bevor Hannes eine gleiche Stellung in eine Gewinnstellung verwandelt hat, aber dies geschieht so planvoll und lehrreich, dass daraus ein kleines technisches Meisterwerk geworden ist.

 

Wirklich klasse, wie das Turnier organisiert wurde

Wie bereits berichtet fuhren mein Vater und ich am 28.03.2018 Richtung Karlsruhe, um an dem Grenze Chess Open in der A- und B Gruppe teilzunehmen. Das Turnier verlief vom 29.03.2018 – 02.04.2013 doppelrundig, das heißt also, dass an einem Tag zwei Runden gespielt werden.
Das ist natürlich super anstrengend und man muss das schon öfter gemacht haben, um damit klarzukommen. Ich persönlich fand es wirklich klasse, wie das Turnier organisiert wurde. Das ganze Spielareal war sehr groß und geräumig, ein Service-Point wurde eröffnet, an dem man immer nachfragen konnte, wenn es zu Schwierigkeiten kam. Es waren immer Schiedsrichter unterwegs und haben auf alles geachtet. Dazu gab es noch Räume, in denen Live-Kommentierungen von Klaus Bischoff oder Sebastian Siebrecht angesehen werden konnten, alles ohne Anmeldung und kostenlos. Eine kleine Cafeteria hat noch zu einem runden Abschluss geführt.
Im Vergleich zu Pardubice war die Anmeldung am Turnier nochmal viel einfacher. In Tschechien musste man sich an vier Mitarbeitern der Turnierleitung nacheinander ausrichten, jedoch waren die Warteschlangen viel zu lang, da das Ganze nur diese vier Menschen managen konnten.
In pucto Anmeldung war es in Karlsruhe deutlich einfacher, da nur ein Blatt ausgefüllt und abgegeben werden musste.
Die Luft war jedoch im Raum nicht so zu genießen, da 700 Menschen in dort atmen mussten.
Es war aber wirklich toll, solche Weltklasseleute zu sehen. Eine Anekdote:
Ich spielte in Runde 2 mit Weiß gegen Helmut Kaiser und schaute auf ein Brett neben mir. Ich verfolgte die Partie oberflächlich und war der Meinung, dass der Weißspieler sehr gut spielt. Das „Besondere“ war, dass er Asiate war. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Als die Partie zu Ende war, wollte ich den Namen des Weißspielers herausfinden, um zu schauen, wer er ist. Später fand ich dann heraus, dass es Hao Wang, ein Spieler der erweiterten Weltklasse war.

 

Toll organisiert!

Motivationsposter im Spielsaal

Die Poster, die im Saal aufgehängt wurden, waren eine Motivation, da man auch so stark sein will. Eine super Idee!! Insgesamt bin ich nicht mit dem Turnier zufrieden. Abgesehen davon, dass ich mit Weiß schlecht abgeschnitten habe und schlecht aus den Eröffnungen herausgekommen bin, bin ich doch der Meinung, dass ich ganz gute Partien gespielt habe. Natürlich hatte ich lieber keinen Verlust gemacht, aber sowas muss auch mal sein. Es geht weiter.

Hannes‘ Meisterstück

Natürlich hat Hannes „ganz gute Partien“ gespielt. Auffällig war sein dominierenden Spielstil mit den schwarzen Steinen. Die Probleme mit Weiß sind bei einem Jungmeister häufig damit verbunden, dass man Möglichkeiten testet, um sich mit dem Weiß-Repertoire breiter und flexibler aufzustellen. An dieser Stelle möchte die Redaktion jedoch auf Hannes‘ Spielkünste mit Schwarz eingehen und eine Partie präsentieren, die bislang noch nicht vorgestellt wurde. Es ist sein Schwarzsieg gegen Rolf Zimmer in Runde 8.

 

Zuletzt hatte Weiß 26. Df2-e3 gespielt (linkes Diagramm). Die weiße Stellung ist zu diesem Zeitpunkt noch in Ordnung. Dennoch fand Hannes einen Plan, um die Schwächen des Gegners unter Druck zu setzen und Fehler zu provozieren. Das Ergebnis sieht man 25 Züge später im rechten Diagramm: Der gute weiße Springer ist nicht mehr auf dem Brett, der schwarze Springer ist dem gegnerischen Läufer überlegen und nach dem unvermeidlichen Damentausch ist das Wunschendspiel nicht nur auf dem Brett, sondern auch gewonnen. Das Tollste ist jedoch, dass Hannes mit seinem König tief in die gegnerische Stellung einwandern konnte, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wurde. Dies ist die Partie, die mir am besten gefallen hat. Nachspiellink. Viel Spaß beim Nachspielen und Staunen!

Foto: © 2018 Stefan Ewert