Gestern standen die ersten beiden Partien der Deutschen Jugendmeisterschaften in Willingen auf dem Programm. Hannes holte 1,5 Punkte aus den Partien und dürfte damit hochzufrieden sein. Heute geht es um 14:30 Uhr weiter mit Runde 3.
Hannes liegt in der Setzliste ziemlich genau in der Mitte, aber noch in der oberen Hälfte. Dadurch hatte er es in der 1. Runde mit einem nominell schwächeren Gegner zu tun, Jannis Lange vom SV Motor Wolgast aus Mecklenburg-Vorpommern (so schöne Vereinsnamen gibt es nur in den neuen Bundesländern). Jannis verteidigte sich mit der Svesnikov-Variante im Sizilianer. Da kann Schwarz immer mal auf einem furchtbar schlechten schwarzfeldrigen Läufer „sitzen bleiben“, und so kam es diesmal auch. Hannes spielte eine starke Positionspartie, nutzte die erste Ungenauigkeit seines Gegenübers aus, um eine starke Druckposition am Damenflügel aufzubauen, und verwertete diesen Vorteil souverän.
Ewert – Lange, Stellungen nach dem 18. Zug (links) und nach dem 37. Zug (rechts)
In der linken Diagrammstellung folgte 19. Da4! Tc8 20. Lb5 Sa7 21. Dxa5 und Hannes gab den Mehrbauern nicht mehr her. Für die Galerie hätte er übrigens 20. La6 spielen können. Aber es reichte auch so. In der rechten Diagrammstellung ist den schwarzen Läufern Ihre Depression anzusehen: Keine offenen Diagonalen, kein Raum, die Springer dominieren. Hannes ließ nun seinen Springer wandern: 38. Sf1 f6 39. Sd2 Kf7 40. Sb3 Ke6 41. Sa5 und die schwarze Stellung ist aufgabereif (1:0 im 50. Zug).
Nachmittags kam es dann wie erwartet zur Begegnung mit dem ersten ganz großen Brocken, und das mit Schwarz. Luis Engel ist seit vielen Jahren einer der stärksten deutschen Spieler seiner Altersgruppe. Und seine Fans sind mindestens so enthusiastisch wie wir, lautet die für ihn aufgesetzte Homepage doch luiswirdweltmeister. Augenzwinkern natürlich inbegriffen, Luis ist alles andere als abgehoben. Gegen Hannes versuchte er es mit einer aktuellen Variante des Vierspringerspiel, die zuletzt unter anderem Grischuk und Topalov (Norway Chess 2016, Blitz) auf dem Brett hatten. Hannes aber wich früh ab und lenkte die Partie bereits nach 10 Zügen in unbekannte Gewässer. Danach verließ die Partie nie das Remis-Band, wenn es auch Hannes war, der (zumindest gefühlt) Vorteil besaß.
Engel – Ewert, Stellung nach dem 20. Zug von Weiß
In der Diagrammstellung würde Schwarz am liebsten die Schwerfiguren vom Brett nehmen, danach den weißen a-Bauern angreifen, so dass dieser nach a4 zieht und gegen den schwarzen b-Bauern abgetauscht wird, wonach Schwarz einen entfernten Freibauern auf der a-Linie hätte. Etwa: 20. … Txe1+ 21. Dxe1 De6 22. Lb3 Dxe1+ 23. Sxe1 Sa5 24. Lc2 Le6 25. a4 bxa4 26. Lxa4 Sc4. Hannes zog direkt 20. … Sa5, was die (na, zumindest meine) Engine genauso gut findet. Luis behielt nun die Damen auf dem Brett, und nach 21. Txe8+ Dxe8 22. Df4 De6 23. a4 Ld3 24. Dd2 Lc4 einigte man sich auf Remis. Erneut eine bärenstarke Vorstellung von Hannes.
Morgen wartet mit Theo Gungl aus Dresden der nächste starke Gegner auf Hannes. Wir sind gespannt, wie Hannes sich schlägt. Wer ab ca. 14:45 Uhr live dabei sein will, klickt hier.