Die Reisen in den hohen Norden sind für unsere Teams oft gut ausgegangen. Vor Jahren feierten wir im Friesischen den Aufstieg den Oberliga-Aufstieg, aber es gab auch böse Niederlagen. Diesmal am Ufer der Unterelbe. Und ausgerechnet beim Tabellenletzten. Andre Böhme berichtet in einem Gastbeitrag.
Chancenlos trotz gesunder Getränke
Am 05.02. traten wir beim Tabellenletzten in Stade an. Uns war jedoch bewusst, dass dieser Wettkampf kein Spaziergang werden würde. Der Gegner war uns schließlich an fast allen Brettern bezüglich der DWZ überlegen. Also sollte eine gründliche Dienstvorbereitung diesen Wettbewerbsnachteil wenigstens etwas ausgleichen. Diesbezüglich beschlossen wir, die Anfahrt auf Samstag vorzuverlegen. Unsere Erste hat bekanntermaßen damit gute Erfahrungen gemacht. Erfreulich war, dass alle acht Spieler die Möglichkeit der vorzeitigen Anreise nutzen konnten. Abends ließen wir es uns in Stade gut gehen. Essen, Bowling und das Konsumieren gesunder Getränke hat bei allen für gute Laune gesorgt, so dass wir gut auf den Wettkampf vorbereitet waren.
Vielen Dank an Stefan Röhrich für die perfekte Organisation!
Der Wettkampf begann für uns recht ungünstig. Joachim Rein kam nicht recht ins Spiel und wurde dann von seinem stark spielenden Gegner regelrecht überfahren. Ähnlich erging es Reinhard Paul, der sich in einer ungünstigen Stellung verteidigen musste und schließlich den Angriffen seines Gegners nicht mehr standhalten konnte. André Böhme verpasste die Möglichkeit, in eine Remisstellung zu kommen und übersah zudem einen Einschlag des Gegners, welcher zum Matt führte.
Böhme – Dr. Dede
Der aktuell erfolgreichste Stader Spieler zielte mit den Läufern in weiße Stellung und demonstrierte im Folgenden auch die Macht des Vorpostens. Weiß spielte 26.c3? Nun folgte 26…Se2+ 27.Kh1 Dd7 (droht Dxh3). Dagegen war kein Kraut gewachsen. In der Diagrammstellung hätte 26.Le3 alle Drohungen pariert. Nachspiellink
Locke spielte hier 25.Ta3 – ein logischer Zug. Stattdessen hätte 25.Lh3 forciert gewonnen, aber angesichts der möglichen Antworten des Staders war dies am Brett kaum durchzurechnen. Sehenswert ist es dennoch:
Dominik Suendorf hielt seinem Gegner zunächst Stand, dieser stellte jedoch Material ein, worauf Dominik dann den Sack zumachen konnte. Nachspiellink
Thorben Weist (übrigens der Einzige, dessen DWZ oberhalb 2000 liegt) hatte große Probleme, die Angriffe seines Gegners abzuwehren und musste schließlich kapitulieren. Jürgen Grosser hatte eine schwierige Stellung mit leichtem Vorteil, was leider nicht zum Sieg reichte, aber auch hier ist das Remis in Ordnung.
Stefan Röhrich kämpfte am längsten, denn Turmendspiele sind immer Remis. Leider wollte sein Gegner das nicht einsehen. Vielleicht wegen der beiden Mehrbauern? Man weiß es nicht. Jedenfalls ging Stefans letzter Versuch, sich in ein Patt zu retten, schief, nachdem er (wieder laut Analyse) die vorhandenen Möglichkeiten zum Remis nicht genutzt hatte.
Insgesamt waren uns die Stader deutlich überlegen und haben auch verdient gewonnen. Für uns wird es jetzt spannend. Vielleicht vermasseln wir ja beim nächsten Spieltag am 19.02. Lingen den Aufstieg. Bis dahin…
Andre Böhme
Partienteil
Nach einer hohen Niederlage – dazu noch im Abstiegskampf – sucht man Erklärungen. Dabei ist es häufig sehr einfach: Der Gegner hat einfach besser gespielt!
In solchen Fällen hilft es nicht, wenn man daheim am PC mit einer Monster-Engine alles solange extrapoliert, bis aus dem 2-6 ein 4-4 geworden ist. Mit der Wettkampfpraxis hat dies dann wenig zu tun, allerdings ist das Gezeigte mitunter nachvollziehbar und daher lehrreich.
Im vorliegenden Fall muss allerdings lange herumbasteln, bis man ein 4-4 als „an sich“ folgerichtiges Resultat begründen kann. Faktisch war es dagegen so, dass einige Stader in glänzender Tagesform antraten. Zudem konnten zwei Spieler des Gastgebers ihre jeweils erste Gewinnpartie verbuchen – da halfen auch die gesunden Getränke am Vorabend nicht wirklich weiter.
Eine besonders schöne Partie spielt Arend Brümmel, der an diesem Vormittag beschlossen hatte, dass Material nichts zählt, wenn man eine gute Idee hat. Und so ließ er sich viel wegnehmen, um viel zu gewinnen.
[Event „Landesliga 2016/17“]
[Site „Stade“]
[Date „2017.02.05“]
[Round „5.3“]
[White „Rein“]
[Black „Bruemmel“]
[Result „0-1“]
[WhiteElo „1906“]
[BlackElo „2102“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r6r/2q1kp2/2pbpn2/2Np1b1p/p2P1P2/4B3/PP2B1PP/2R1QRK1 b – – 0 17“]
[PlyCount „33“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „team“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceTitle „Bulletin“]
[Source „Dr. Ortwin Thal“]
[SourceDate „2015.08.08“]
[SourceVersion „1“]
[SourceVersionDate „2015.08.08“]
[SourceQuality „1“]
[WhiteTeam „SV Hellern II“]
[BlackTeam „Stader SV“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]
17… Rhb8 $1 {ignoriert den Qualitätsverlust.} 18. Na6 Rxa6 19. Bxa6 Rxb2 20.
Qc3 $2 {Der erste gravierende Fehler. Allerdings war es alles andere als
leicht, hier zu erkennen, dass das schwarze Läuferpaar unbedingt halbiert
werden muss.} (20. Rd1 Rxa2 21. Bd3 {der Abtausch der Läufer ist von enormer
Bedeutung.} Bxd3 22. Rxd3 $13) 20… Rxa2 $19 21. Qxc6 (21. Ra1 Rc2 $19) 21…
Qxc6 22. Rxc6 Ng4 $19 {Von dem Qualitätsgewinn hat Weiß nichts – im
Gegenteil. Die Figuren des Staders fallen jetzt über die weiße Stellung her.}
23. Rc3 Be4 {Die Läufer des Staders sind stärker als die weißen Türme.} 24.
Bf2 Rd2 25. Bh4+ f6 26. Rg3 a3 27. h3 a2 $1 28. Ra1 (28. hxg4 Bb1 $19) 28…
Bxf4 $1 {Wirkung vor Material!} 29. hxg4 Bxg3 30. Bxg3 Rxg2+ 31. Kf1 Rxg3 32.
Rxa2 hxg4 33. Rh2 Bd3+ (33… Bd3+ 34. Bxd3 Rxd3 $19 {macht keinen Spaß mehr.
Elegant vom Stader gespielt.}) 0-1
Sowas muss man halt verkraften und schönes Schach wird ja nicht dadurch hässlich, dass man auf der Verliererseite steht.
O. Thal
Stader SV 1 | – | SV Hellern 2 | 6 | – | 2 | ||
Buck | (2166) | – | Hart | (1934) | 0,5 | – | 0,5 |
Günnigmann | (2176) | – | Weist, Thorben | (2014) | 1 | – | 0 |
Brümmel | (2102) | – | Rein | (1906) | 1 | – | 0 |
Nordorp | (2009) | – | Paul | (1942) | 1 | – | 0 |
Dr. Dede | (2019) | – | Böhme | (1796) | 1 | – | 0 |
Trumpa | (1937) | – | Röhrich | (1890) | 1 | – | 0 |
Dittmann | (1862) | – | Suendorf | (1799) | 0 | – | 1 |
Bargsten | (1747) | – | Grosser | (1856) | 0,5 | – | 0,5 |
Das LigaOrakel (bitte auf Grafik klicken) sieht unsere Zweite als Absteiger Nr. 1.
Wohl auch, weil das Team noch gegen die Top-Mannschaften aus Tostedt und Lingen antreten muss. Aber es gibt ja noch zwei weitere Wettkämpfe ….