Es war ein rabenschwarzer Sonntag: Drei Teams am Start und 3x verloren. Aber es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen, denn wo Schatten ist, da ist auch Licht. Fangen wir mit unserer Zweiten an, die mit 3-5 gegen Post Uelzen sehr unglücklich die Segel streichen musste. Leider musste MF Andre Böhme auf Jana Böhm verzichten. Dafür war Daniel Prenzler am Spitzenbrett mit von der Partie und hinten rückte Jürgen Grosser nach, der am Vortag in der Bezirksliga eine tolle Partie gegen den SGOler Matthias Reichert gewonnen hatte. Die Chronologie der Ereignisse sprach in dem proppenvollen Spielsaal, in dem auch unsere Dritte um die ersten handfesten Punkte stritt, nicht grade für unsere Zweite.
Stefan Röhrich musste mit seinem Najdorf vor einem stark aufspielenden Jörg-Artur Cohrs kapitulieren – seine Notopfer retteten die Partie nicht mehr.
Ein Brett höher hatte es Andre mit dem Rookie Jacob von Estorff zu tun, der sich vor einigen Wochen mit seinem Team bei den Norddeutschen Jugend-Mannschafts-Meisterschaften u 14 für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren konnte. Andre behandelte den ‚Drachen‘ seines Gegners ziemlich oldschool und stand rasch auf Gewinn.
Mit 16.h4-h5 setzte Andre konsequent fort und wie die Analysen zeigen, ist die Stellung wohl auch gewonnen. Aber Andre sah dann wohl Gespenster und ließ den Fisch vom Haken: Remis. Das kann hier nachgespielt werden (bitte Auswahlmenü beachten).
Zum Glück konnte Joachim Rein (Foto) am vierten Brett kurz danach ausgleichen. Er habe nur das gespielt, was er kann, resümierte Joachim seinen Sieg zurückhaltend, aber zufrieden.
Man möchte ja am liebsten von Heldentaten berichten, aber die Realität sieht halt oft anders aus. In der Partie Schulze – Paul (r.) gab es zwei Höhepunkte: einen heldenhaften und leider einen dramatischen. Große Oper halt und wie es Helden in Opern ergeht, weiß man.
22….Sxc3! -+ 41…g6?!
Reinhard hatte eine Prachtpartie gespielt und krönte links mit einem Kracher auf c3 sein Konterspiel. Diese Kombination hat bekannte Vorbilder – man beachte den Schwachpunkt d4. Das Ergebnis war eine Gewinnstellung mit etlichen Mehrbauern. Allerdings gab der Uelzener nicht auf und rechts spielte Reinhard dann 41…g7-g6, was keineswegs alternativlos war. Dann der Schocker: Ingo Schulze spielte 42.Te3 und konfrontierte seinen Gegner mit einem scheinbar undeckbaren Mattangriff. Reinhard gab vor Schreck auf. Der Leser mag bitte selbst herausfinden, ob dies notwendig war.
Das Drama in zwei Akten kann man hier nachspielen (bitte Auswahlmenü beachten).
Zwischenstand: 1,5 – 2,5
Sehr spannend ging es an Brett 3 zu: Thorben hatte es dort mit dem oberliga-erprobten Sergej Bogomolow (Bild 1, l.) zu tun.
An sich ist ein Remis gegen den starken Uelzener eine gute Sache, wenn man Schwarz hat. Aber Thorben wollte mehr. Klar, die Mannschaft brauchte Punkte. Und so entwickelte sich ein Hauen und Stechen, bei dem man nie wusste, wer denn eigentlich auf Verlust steht. Paradoxe Antwort: Beide! Schauen wir uns eine der vielen Chancen in dieser an Höhepunkten gewiss nicht armen Partie an:
Hier spielte Thorben 25…Tb4. Mit etwas mehr Zeit auf der Uhr hätte Bogomolow sicher 25.Sxh6 gefunden, was den Lf8 weglenkt, wonach der schwarze Turm ohne Gegenwehr kassiert wird. Stattdessen spielte Weiß 26.Dxb4, was zu einer interessanten Materialverteilung führte, die chancenreich für Weiß war, vom Uelzener aber nicht ausgespielt wurde. Also Remis und 3-2 für die Gäste. Mehr …
Leider verlor dann Jürgen Grosser an Brett 8 gegen den jungen Imamali Askerov (der übrigens ebenfalls zu dem o.a. Uelzener Jugendteam gehört). Auch unter dramatischen Umständen und auch in dieser Partie war vermutlich mehr drin.
Zum Schluss kämpften dann nur noch Daniel Prenzler an Brett 1 gegen FM Bernd Laubsch und an Brett 2 Hannes Ewert gegen Sascha Wiegmann. Wer sich für die Geschichte der Oberliga interessiert: die beiden Uelzener sind sozusagen Urgesteine und gehörten zu den Erfolgsteams, die 2005/06 und 2007/08 jeweils den Aufstieg in die 2. Bundesliga schafften.
Am Spitzenbrett war es nicht einfach, die beiden Topspieler abzulichten. Der am Zug befindliche Spitze blieb meist allein mit seinen Chancen und Problemen und wurde, wie oben zu sehen, aus der Distanz beobachtet. Am Ende kam es zu einer Debatte über die Zeitkontrolle, die aber im friedlichen Diskurs beigelegt wurde: Remis!
Auch Hannes spielte Remis und so kam es dann doch nicht zum ersten Punkt in der Landesliga. Aber das Team ist im Aufwind. Ein 4-4 wäre leistungsgerecht gewesen, für einen knappen Sieg hätten alle Chancen genutzt werden müssen. Am 15. November geht es zu den ebenfalls gewinnpunktfreien Lingenern. Vielleicht geht da was.
Runde 2, 11.10.2015 | |||||||
SV Hellern | – | Post SV Uelzen | 3 | – | 5 | ||
Prenzler | (2231) | – | FM Laubsch | (2232) | ½ | – | ½ |
Ewert, H. | (2029) | – | Wiegmann | (2229) | ½ | – | ½ |
Weist, Thorben | (1936) | – | Bogomolow | (2109) | ½ | – | ½ |
Rein | (1879) | – | Untiedt | (1787) | 1 | – | 0 |
Paul | (1933) | – | Schulze | (1976) | 0 | – | 1 |
Böhme | (1773) | – | von Estorff | (1819) | ½ | – | ½ |
Röhrich | (1945) | – | Cohrs | (1890) | 0 | – | 1 |
Grosser | (1848) | – | Askerov | (1743) | 0 | – | 1 |