Vierte: Fight mit Happy End in Veldhausen

Zu einem hart erkämpften Auswärtserfolg kam Hellern 4 gestern im Duell der Tabellennachbarn. Mit einem Sieg wäre Veldhausen an uns vorbei gezogen, aber am Ende stand es 5:3 für uns nach einem Wettkampf, in dem die engen Partien in der „Crunch Time“ ein gutes Ende für Hellern hatten.

Ohne zwei, Jens Gausmann und Norbert Schütt fehlten, aber mit zwei starken Ersatzleuten, Stefan Ewert und Klaus Lapehn, traten wir gut gestimmt die längste Auswärtsfahrt nach Veldhausen an – fast 100 km. Trotz kurzem Stau am Lotter Kreuz kamen wir rechtzeitig im Sportpark der Veldhausener an. Kaffee stand bereit, die Veldhausener schienen so gut gelaunt wie wir, einem schönen Wettkampf stand also nichts im Wege.

Aufstellungen

Auch die Gastgeber waren nicht komplett, vor allem fehlte ihr erstes Brett Andreas Wenning, der seine Mannschaft in der vorherigen Runde zum Sieg gegen Hagen 2 geführt hatte. Unseren DWZ-Vorteilen an den ersten sechs Brettern standen Nachteile nur an 7 und 8 gegenüber. Gleichwohl sind einige Veldhausener sehr formstark, und das zeigten sie auch diesmal.

Die Schürings sind nicht zu knacken

Vorn spielten Hajo Bade und Klaus Schüring zumindest nach meinem oberflächlichen Eindruck eine saubere Partie ohne großes Übergewicht auf einer Seite und vor allem ohne die taktischen Komplikationen, die Hajo bereits gegen Hagen 2 und Nordhorn 4 den vollen Punkt gebracht hatten. Und an Brett 3 konnte Jürgen Grosser anders als gewohnt keinerlei Vorteil herausholen. Friedensschluss an Brett 1 und eine gute Stunde später an Brett 3, als Jürgen die Gewinnversuche nicht überziehen wollte.

Schiffbrüche an den Brettern 5 und 8

Die größten nominellen Unterschiede gab es an den Brettern 5, wo Martin Rothe mit Weiß gegen Olaf Biehl spielte, und an Brett 8, wo Felipe Santos dem erfahrenen Eberhard Grabs standhalten wollte. Das gelang ihm leider nicht, die Erfahrung setzte sich durch. Bei Martin dagegen lag der Vorteil bei uns, im Endspiel mit Turm und Läufer auf beiden Seiten konnte er den gegnerischen Turm und König auf der Grundreihe festnageln, um daraufhin mit dem eigenen König in die gegnerische Stellung zu marschieren. Es war irgendwann nur noch ein Spiel auf ein Tor.

Klaus Lapehn an Brett 7 hatte es mit Fritz Lampert zu tun, den die seit Jahrzehnten Aktiven ebenso lange kennen. Beide schenkten sich nichts und konnten keinen entscheidenden Vorteil herausholen, Remis also. So stand es ausgeglichen 2,5:2,5 nach fünf Partien, und an den anderen Brettern ging es mächtig zur Sache.

Eine Zeitnotschlacht, ein Vabanque-Spiel und ein Entfesselungskünstler

Damit blieben die Partien an Brett 2, 4 und 6. Stefan Ewerts Gegnerin  Karina Veldhuis ist zumindest mir als anfällig für Zeitnot bekannt, aber Stefan Ewert wollte ihr offenbar in nichts nachstehen. Nach 40 Zügen jedenfalls standen auf beiden Uhren weniger als 20 Sekunden (oder waren es weniger als 10?). Zuvor hatte die Veldhausenerin ein Qualitätsopfer gespielt, das Stefan nicht überzeugte und das sich schließlich als verlustbringend erwies, denn nach Erreichen der Zeitkontrolle standen sich nur noch Turm und Springer mit jeweils fünf (oder waren sechs) Bauern gegenüber, von denen Stefan ein bis zwei in den nächsten Zügen einsammeln würde. Die Führung für uns, der Puls der Kiebitze aber ging erst langsam wieder herunter.

Den Ausgleich sollte dann eigentlich Andre Elbert für Veldhausen gegen Joe Santos besorgen, denn Joe stand – mannomann, sowas von auf’m Acker! Joe stand völlig eingeschnürt, ohne erkennbare Chance auf Gegenspiel, und es schien nur eine Frage der Zeit, wann er die Stellung nicht mehr würde halten können. Aber irgendwie fand Andre Elbert nicht den Gewinnweg oder hatte zu wenig Geduld. Jedenfalls zerrann der Vorteil irgendwann, bis nur noch ein Turmendspiel mit vier gegen vier Bauern übrig blieb und man sich auf Remis einigte. Houdini ist für viele Schachspieler ein Computerprogramm, gestern war er ein Entfesselungskünstler aus Hellern.

Währenddessen spielte ich (Robert Gillenkirch) die Eröffnung unkonventionell, mein Gegner Olaf Kamps ebenfalls, aber ohne große Aufregung. Irgendwann jedoch stand die Partie am Scheideweg: In der linken Diagrammstellung zog ich nicht 24. … Kg7, sondern 24. … Sxc4!? und tat so, als hätte ich keine Angst vor dem Eindringen der Dame: 25. Dxh6 Lf8 26. Dh4 Lg7 27. Sg5 Sd6?!, mittleres Diagramm. Hier hatte Kamps die Chance auf 29. Dh7+ Kf8 30. Ld5! mit der Pointe 30. … Db5 31. Dxg6!! (rechtes Diagramm).

Kamps – Gillenkirch, ach 24. … Dd2

29. Dh7+ (Variante)

Stellung nach 30. Dxg6!! (Variante)

Nun kann Schwarz die Dame nicht nehmen, denn dann würde Sh7 matt folgen. Die Stellung ist für die Engine (was auch sonst) ausgeglichen, praktisch aber extrem schwer zu halten. Z.B. behält Weiß nach 31. … Dxd5 32. Sh7+ Kg8 33. Sf6+ Kf8 34. Txe8+ Sxe8 35. Dxg7+ Sxg7 36. Sxd5 den Mehrbauern im Turm+Springer-Endspiel, und Schwarz muss um das Remis kämpfen. Es kam allerdings anders, und die alte Tartakower-Weisheit, dass der vorletzte Fehler gewinnt, kam mir zu Gute, denn in Zeitnot machten wir beide einige Fehler, aber ich eben den vorletzten. Mit Erreichen der Zeitkontrolle war es vorbei, der Mannschaftskampf entschieden.

Ein hart erkämpfter und sicher auch glücklicher Erfolg im sechsten Saisonspiel, nach dem unsere Bilanz bei vier Siegen, einem Unentscheiden und nur einer Niederlage steht. Nach dem kommenden Duell mit der Zweiten des OSV können wir vielleicht sogar Ambitionen auf den zweiten Tabellenplatz anmelden, denn Hollage und die Zweite der SG Osnabrück spielen noch gegeneinander, und bei einem Sieg der SG können wir Hollage noch überholen. So oder so wird es wieder eine unbeschwerte Rest-Saison ohne Druck. Gerne aber kann es an den Brettern so spannend bleiben wie in Veldhausen.