Die Gäste aus Hollage setzten zum ersten Mal ihren Neuzugang Jens Güting ein. Der gewann beim Stand von 4-3 für Hellern am 1. Brett und sorgte für den insgesamt leistungsgerechten Ausgleich. Ansonsten ging es drunter und drüber – tolle Partien und tolle Werbung für die Bezirksliga!
Tolle Technik, irre Kombinationen
Diesmal vertraute mir Robert aus Zeitgründen den Bericht an. Sicher etwas riskant, aber das war ihm wohl klar. 🙂 Aber keine Sorge: Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß. Die Atmosphäre war gut, die Partien auch, die Sprüche hart, aber herzlich.
Spaß hatte ich auch, weil ich eine Wette mit mir selbst abschloß und nach ca. zwei Stunden den Ausgang notierte: 4-4, vermutlich aber eher 4½-3½. Für Hollage! Dass ich dies kommunizierte, machte mich nicht beliebter. Wie gesagt: die Sprüche waren hart, aber herzlich.
Es lief allerdings auch gut für mich und meine Wette. Jürgen Grosser gewann eine fabelhafte Positionspartie, als er seinem Gegner Sascha Menke zeigte, dass dieser sich nicht ausreichend um seinen c-Bauern gekümmert hatte. Robert Gillenkirch kreierte eine theoretisch und positionell sehr raffinierte Partie, aber Norbert Lange ist halt nicht so einfach umzuhauen. Dr. Norbert Schütt und Michael Hawighorst spielten eine Partie, zu der einem Engländer nur das Wort ‚boring‘ einfallen würde. Aber: sie spielten dies perfekt. Keine Fehler, die Engine zeigte permanent 0.00 an. Wow. Und last but not least: Felipe. Der verlor zwar, aus meiner post-analystischen Sicht war’s überflüssig, am Live-Brett sah es aber völlig klar aus. Wie auch immer: Jörg Kreye gewann verdient. Also 2-2! Und ich hatte alles richtig getippt!
(Fast) alle Partien können übrigens hier nachgespielt werden. Nur Alfons hatte sich und seine Notation rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Einen Strich durch die Rechnung machte mir Jens Gausmann. Der gewann gegen Frank Kamper.
Die Partie stand mit einem Remis auf meinem Zettel. Wie zum Teufel hatte Jens das hingekriegt? Nun, kurz und schmerzlos.
[Event „Bezirksliga 2018/19“]
[Site „Osnabrück“]
[Date „2018.10.10“]
[Round „2.4“]
[White „Gausmann“]
[Black „Kamper“]
[Result „1-0“]
[ECO „B08“]
[WhiteElo „1700“]
[BlackElo „1816“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r4rk1/1p1nppnp/p2p1bp1/2pP4/Pq2P1P1/2N1B2P/1PPQBP2/1R3RK1 b – – 0 18“]
[PlyCount „24“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „SV Hellern IV“]
[BlackTeam „Rochade Hollage“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]
18… Rab8 {droht durchaus mit Gegenspiel am D-Flügel.} 19. Rfd1 Rfd8 20. Bg5
$5 Ne8 $2 (20… e6 {war nach dem Turmzug die folgerichtige Fortsetzung.} 21.
dxe6 Nxe6 22. Bxf6 Nxf6 23. Qe3 $14) 21. Bxf6 Nexf6 22. Qe3 $1 {[%csl Ge4]} (
22. g5 Nxe4 23. Nxe4 Qxe4 $17) 22… Kg7 23. g5 $1 {[%mdl 192] Eine sehr
starke Idee.} Ne8 24. h4 $1 Nc7 $2 (24… h5 25. gxh6+ Kh7 26. h5 $16 {war dem
Nachziehenden wohl nicht ganz geheuer. Verständlich.}) 25. h5 $18 {Nun ist
der weiße Angriff nicht mehr aufzuhalten.} b5 {Unter normalen Umständen
könnte Schwarz zufrieden sein. Die Umstände sind aber nicht normal.} 26. hxg6
hxg6 27. Qh3 $1 Rh8 {ist keine Lösung, aber guter Rat war bereits teuer.} (
27… Nf8 28. Qh6+ {geht auch. Und wie!} Kg8 29. Rd3 $1 Ne8 30. Bg4 Ng7 31. Rh3
$18) 28. Qxd7 Nxd5 29. Rxd5 bxa4 30. Qxe7 {Furioser Angriff.} 1-0
Großes Spektakel zu später Stunde
Um ca. 19:55 stand es also 3-2 für unsere Vierte. Der Vorsprung konnte sogar ausgebaut werden, als Alfons Thöle und Dominic de Lacy Marshall sich friedlich die Punkte geteilt hatten. Zuvor war es nicht so friedlich zugegangen, aber Alfons‘ scharfer Angriff brachte zwar eine ‚Qualle‘ ein, was der Hollager leider mit etlichen Mehrbauern überkompensierte.
Da Hajos Partie wenig Anlass bot, um zu hoffen, brauchte die Vierte noch einen vollen Punkt. In solchen Situationen ist es ein Privileg des Mannschaftsführers, die Axt höchstpersönlich in den Baum zu hauen.
Tatsächlich kam eine der verrücktesten (das ist ein Lob!) Partien der letzten Monate auf’s Brett. Mit dem Ergebnis, dass der Baum nicht gefällt wurde, obwohl die Axt rattenscharf war.
Joe Santos stand nach 14 Zügen deutlich besser. Im 15. Zug bot sich die Möglichkeit, auf h6 einen Läufer zu opfern (Diagramm links). Joe hatte dies auch gesehen, legte aber die Axt beiseite. Und er hatte ziemlich gute Gründe, denn gewinnen konnte man nur, wenn der Gegner Fehler macht. Fazit: Die Engine kann man mit dem Opfer nicht besiegen, ein Mensch müsste aber schon einige taktische Skills abrufen, um nach 15.Lxh6 die nächsten Züge zu überleben.
War das schon alles? Nein. Es wurde noch härter. Joe entglitt die Partie, der Hollager hatte ein mega-fette Gewinnpartie auf dem Brett. Alles war möglich, doch der Hollager spielte 38…Tc8 (Diagramm) – und stellte damit die Partie ein! Joe sah noch 39. Sf6, dann aber nicht den forcierten Gewinn. Wenig später endete die Partie mit Remis. Und da Hajo Bade wie erwartet gegen den sehr stark und konzentriert spielenden Jens Güting aufgeben musste, war das 4-4 amtlich.
Leistungsgerechter Endstand
Fazit: Rochade Hollage wird in dieser Aufstellung ganz sicher vorne mitspielen. Allerdings haben sie nun zweimal 4-4 gespielt und warten auf den ersten Saisonsieg. Die Vierte kann zufrieden sein, denn sie holte an den Bretter 1-4 immerhin 2½ Punkte, also dort, wo die Gäste ausnahmslos die nominell stärkeren Spieler aufgeboten hatten.
Zudem war dies für Hellern 4 der erste Wettkampf der Saison. In Runde 1 wurde das Match gegen Hagen 2 verschoben. Das findet nun auswärts am nächsten Wochenende statt. Keine leichte Aufgabe. Aber irgendwas geht bestimmt.
Fotos: © Thal 2018