Hellern 2 gewinnt 5½-2½ gegen Aurich
Die Gäste aus der ostfriesischen Kreisstadt mussten in Hellern unbedingt gewinnen. Ein Blick auf die Schlusstabelle zeigt, dass ein 4-4 nicht gereicht hätte. Es klappte nicht, Hellern gewann hoch, wurde mit drei Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger Vierter. Der SC Aurich muss leider absteigen. Viel Erfolg in der nächsten Saison. Vielleicht sieht man sich bald wieder.
Klare Sache

Vier Siege fuhr Hellern ein, nur eine Partie ging an die Gäste. Die waren erstaunlicherweise nicht mit ihren besten Spielern angetreten. Die aufgestellten Ersatzspieler lagen mit ihrer Rating auf dem Level einer durchschnittlicher Bezirksklassen-Mannschaft, sodass man ab Brett 3 mit vollen Punkten rechnen konnte. Es wurden 5 P v. 6.
(die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!)
Freiluft-Analysen bei sommerlicher Wärme

Vorne spielten die Gäste gut mit. Wolfram Sauer hatte zwar eine Dauerinitiative, konnte aber den Abwehrriegel von Hajo Bade nicht sprengen. Gelegentlich spielte unser Spitzenbrett einfach nur Wartezüge, in der Gewissheit einer bombensicheren Stellung. Auch Stockfish fand in der Postanalyse keinen Gewinnweg. Auch das Eindringen über die h-Linie kann Schwarz abwehren. Remis! An den Brettern 3 und 4 durfte man von den Bundesliga und Oberliga-erfahrenen Wolfgang Andre (spielte 1979-1992 regelmäßig in der 1. und 2. Bundesliga) und Peter Kovermann volle Punkt erwarten – sie lieferten.
Auch Harald Szobries und Nachwuchstalent Manuel Kamps gewannen ihre Partien. „Harry“ brauchte etwas länger, zeigte im Endspiel gute Technik. Im Mehrbesitz einer Qualle spielte er das Turm vs. Springer-Endspiel so clever, dass er am Ende die Qualle locker opfern konnte, um das Bauernendspiel zu gewinnen.

Hart und schnell erledigte Manuel Kamps seine Aufgabe. Günter Lenser spielte die Drachenvariante, war in einer Partie mit heterogenen Rochaden aber zu langsam. De facto stand er nach 12-13 Zügen bereits auf Verlust. Schnell fuhr Hellern 2 mit der ersten beendeten Partie auch den ersten Punkt ein.
Erfreulich war an diesem Sonntag nicht nur das Wetter. Die sommerliche Wärme lud zu Freiluft-Analysen ein. Tatsächlich waren einige Partien ziemlich spektakulär.

Aber sie waren auch lehrreich, etwa als Stephan Niendieker einige Finessen in der Drachenvariante zeigte, während Topscorer Ramin Kaberi unbedingt herausfinden wollte, warum er die letzte Partie der Saison nicht gewinnen konnte. Die Antwort war, nun ja, etwas schockierend. Mehr dazu im Partienteil.
Am Ende des Tages konnte Hellern 2 zufrieden sein. Im Vorjahr war man dem Abstieg nur knapp entkommen, nun griff man vorne an. Das war nicht zu erwarten, weil einige Spieler in Richtung 3. Mannschaft abgewandert waren und das erste Brett nur 3x spielen konnte. Aber die geschickte Umstellung der Brettbesetzung erwies sich als Volltreffer. Unter anderem wurden die letzten vier Bretter etwas „überladen“. Jedenfalls würde das ein Fußballtrainer so beschreiben. Das führte insgesamt dazu, dass alle an Brettern spielten, an denen sie >50 % holen sollten/konnten. Herausragend: Wolfgang Andre mit 67% und Ramin Kaberi mit 78%. Und in 9 Runden verlor Hellern 2 nur 16 Partien (von insgesamt 72). Das war gute Planung – ein Dankeschön an Mannschaftsführer Joachim Rein! Und da der Teamspirit gut war, machte das Ganze auch noch Spaß 🙂
Hellern 2 schlug alle Teams ab Platz 5 – nur nicht den SV Lingen. Ohne diesen Fauxpas hätte unser Team um den Aufstieg spielen können. Lingen profitierte von der Helleraner Schwäche, ansonsten wären die Emsländer mit vier Punkten abgestiegen! So aber stieg der SC Aurich ab. Staffelmeister wurde der Hagener SV, der in der nächsten Saison in der Landesliga Nord antritt.

Partienteil: Horrorzüge und technische Opfer
Für den Verfasser war Ramin Kaberis Partie am spektakulärsten: Ramin spielte scharf, dann schlug der Auricher mit einem tollen Opfer zurück. Patrick Kania erzwang auf diese Weise ein Remis mittels Stellungswiederholung. In der Postanalyse wurde dann entdeckt, dass Ramin guten Gewissens einen Turm „in die Tonne kloppen“ konnte, um danach ziemlich brachial auf Gewinn spielen zu können. Wow!
Manuels Partie war für Taktikfreunde pures Vergnügen, für Positionsspieler ist die Drachenvariante allerdings der blanke Horror. Der schwebt auch über der schwarzen Stellung. In der Post-Analyse erklärte Drachen-Experte Stephan Niendieker, wie man die schwarzen Türme richtig aufstellt, um u.a. b7-b5 in einem ‚Rutsch‘ spielen zu können.
Einige witzige Pointen hatte auch Haralds Endspiel zu bieten, denn Taktik gibt es auch mit reduziertem Material. SF Topp gelang es nicht, eine Festung zu bauen. Konkret bedeutete dies, dass Weiß oft die Möglichkeit hat, mit einem Gegenopfer ein gewonnenes Bauernendspiel zu erzwingen. So auch in der Partie.
Damit ist die Saison 2024/25 vorbei. Die Redaktion bedenkt sich bei allen, die unsere Arbeit unterstützt haben. Und sie wünscht dem Team, dass es so weitergeht wie bisher.
Fotos: © Thal 2025, Hellern-Archiv 2025