Umkämpfter 5-3-Sieg gegen Vechta
„Am 5. Spieltag hatten wir die Mannschaft vom SV Kaponier Vechta zu Gast. Die Vechteraner sind erst im letzten Jahr in die Verbandsliga aufgestiegen und hatten uns prompt gleich besiegt. In diesem Jahr standen wir vor dem Spieltag mit jeweils 4 Mannschaftspunkten punktgleich auf dem 4. Platz. Nach unserem sehr glücklichen Mannschaftssieg in Oldenburg wollten wir das Momentum nutzen.“
Mehr im Gastbeitrag von Franz Ernst.
Allerdings mussten wir ersatzgeschwächt antreten, da krankheitsbedingt Tammo, Capitano Joachim und Peter Kovermann fehlten. Dafür konnte Joachim noch Wolfang Andre, der eigentlich nicht spielen wollte, ans Brett bringen. Hinten traten wir mit K u. K u. K (Kaberi, Kuchemüller und Kamps) an.
Die Gäste waren komplett, Brett 1 bis 8, erschienen, und hatten dadurch an 6 von 8 Brettern teilweise erhebliche DWZ-Vorteile.
Abgriffsschwung und unklare Verwicklungen
Gleichwohl konnten wir nach noch nicht einmal einer Stunde 1:0 in Führung gehen. Ramin setzte in einer aggressiven Variante gegen die Aljechin-Verteidigung seinen Gegner früh unter Druck, der sich dadurch zu einem übereilten Damenausflug hinreißen ließ, obwohl er noch nicht rochiert hatte. Mit dem listigen Zug Lf3 drohte Ramin dann, entweder den in der Mitte stehengebliebenen König mit Schachgeboten zu piesacken und zur Strecke zu bringen, oder auf b7 / a8 Bauern und Turm zu gewinnen. So geschah es auch. Das Materialopfer führte allerdings nicht dazu, dass sich Ramins Angriffsschwung verringerte, sodass der Vechteraner kurze Zeit später die Uhr abstellen musste. Eine sehr überzeugende Vorstellung gegenüber einem fast 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner.
Danach tat sich erst einmal lange nichts. Wolfgang opferte nach der Eröffnung einen Bauern für die Initiative mit unklaren Verwicklungen. An den weiteren Brettern wurde hart gekämpft. Franz und Harry standen vielleicht etwas schlechter.
Der Gegner von Franz bot dann in einer vielleicht für ihn minimal besseren Stellung, aber mit erheblichen Zeitnachteil, Remis an, was nach längerem Nachdenken und intensiver Beobachtung der anderen Bretter dann angenommen wurde.
In der Postanalyse wurden die wechselseitigen Manöver zur Beherrschung der Felder c4 und d5 diskutiert. Der von mir gewählte Aufbau mit Ld3 und De2 wurde aus (menschlichen) positionellen Erwägungen insbesondere von Wolfang kritisiert, von Stockfisch jedoch als durchaus spielbar angesehen.
Engines sind antipositionell
Insoweit sei mir an dieser Stelle ein kurzer Exkurs gestattet:
Nach meiner Wahrnehmung zeigen die Programme, je stärker sie sind, immer mehr Züge als völlig spielbar an, was aus Sicht des Programms auch ohne Weiteres nachvollziehbar ist. Menschliche Erwägungen im Hinblick auf die Spielbarkeit und Komplexität der Stellung bleiben dabei außen vor. Auf mich wirkt das Vorgehen der Engines aus menschlicher Sicht zunehmend antipositionell. In diesem Zusammenhang muss ich immer wieder an Ausführungen des großen Lasker aus seinem Lehrbuch des Schachspiels aus dem Jahr 1925 denken. In diesem Werk hat er ausgeführt:
„Der Gedanke, der hinter der Kombination steht, heißt Idee, der Gedanke hinter dem Positionsspiel heißt Plan…
Ein Geist mit geräumigem Gehirn, der, ohne sich zu irren, Millionen von Varianten behalten könnte, bräuchte nur zu kombinieren und würde auf dem Behelf des Positionsspiels verzichten können.“
Letztlich scheint im Schach also doch alles Taktik zu sein….
Sieg am ersten Brett gegen Jugendtalent
Hajo musste sich am Spitzenbrett mit dem starken Nachwuchsspieler Nazar Tarasenko auseinander setzten. In einer stark gespielten Partie setzte er seinen jugendlichen Gegner am Damenflügel mit feinen Zügen sehr unter Druck, was diesen dazu bewog, sein Heil in einem Angriff am Königsflügel zu suchen. Dieser Versuch wurde von Hajo aber mit einer sehr schönen Taktik im Zentrum lehrbuchmäßig gekontert. Tarasenko gab zwar die Dame für Turm und gewisse Angriffschancen, die von Hajo aber leicht abgewehrt werden konnten. In der Schlussstellung wäre Hajo nach Rückgabe der Dame mit einer glatten Mehrfigur verblieben, weswegen Tarasenko aufgab. Eine Glanzpartie!
(Anm. d. Red.: Nazar kennen wir aus dem Rapidturnier anläßlich des 50-jährigen Jubiläums unserer Schachabteilung)
Jürgen Grosser an Brett 4 hatte aus meiner Sicht eine sehr schöne Stellung aufgebaut, der Vorteil schien jedoch in der Postanalyse im Wesentlichen optischer Natur zu sein, insbesondere hatte sein Gegenüber Materialvorteil. Immerhin war der Gegner so beeindruckt, dass er ein Dauerschach gab und damit die Punkteteilung herbeiführte. Also auch hier ein Remis gegen einen wertungsstärkeren Gegner.
Beim Stand von nunmehr 3:1 für uns gab dann Harry seine Partie Remis. Er sah sich lange einem unangenehmen Angriff seines Gegenübers ausgesetzt, hatte diesen allerdings abgewehrt, seine Stellung konsolidiert und einen Mehrbauern erwirtschaftet (s. Diagramme). Insoweit eine vielleicht doch etwas überraschende Entscheidung, zumal der Mannschaftskampf ja noch nicht lange entschieden war und Wolfgang und Uwe deutlich unter Druck standen.
Wolfgang musste kurz danach tatsächlich aufgeben. In einer bereits schwierigen Stellung flocht er einen nach eigener Aussage „Nullzug“ ein, der seinen König aus der relativen Sicherheit in die gefährdete Zone brachte und dem Gegner weitere Initiative bescherte. Die Partie wurde von seinem Gegenüber aber auch mit großer Sorgfalt gespielt, sodass letztendlich eine Promotion des weißen f Bauern von Wolfgang nicht mehr zu verhindern war.
Uwe wurde von seinem Gegenüber Christoph Rauber stark unter Druck gesetzt, er verteidigte sich jedoch zäh und erfinderisch und hatte im Handgemenge an einer Stelle sogar die Möglichkeit, zwei Springer für seinen Turm zu erhalten mit der Option, noch zusätzlich einen Bauern zu schlagen, was ihm großen Vorteil beschert hatte. Trotz optisch ansprechenden Angriffs von Rauber hatte Uwe die Stellung aber jederzeit im Griff und konnte schließlich in ein sicheres Remis zur 4:3-Führung abwickeln.
Die letzte Partie spielte Manuel Kamps, der kurzfristig und spontan in die Mannschaft rückte. Sein Debüt wurde ein sehr erfolgreiches. Sein Gegner bot ihm (da liefen allerdings noch weitere Partien) Remis an, was von Manuel aber zurecht abgelehnt wurde, da er bereits gesehen hatte, dass er seinen Gegner austempieren und im Turmendspiel einen Bauern gewinnen konnte, was dann tatsächlich auch so geschah. Nach Angabe einiger Kiebitze wurde das dann sich anschließende Turmendspiel von beiden Parteien nicht optimal behandelt, am Ende konnte Manuel aber den generischen König abdrängen und seinen Freibauern in eine Dame umwandeln, worauf der Gegner aufgeben musste. Auch von Manuel eine tolle Leistung gegen einen üben 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner, die ihm ein fettes Plus von 69 Punkten beschert.
Unterm Strich hatten wir damit 5:3 gegen die starken Vechteraner gewonnen, ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis, auch in der Art und Weise, wie es zustande gekommen ist.
In der Tabelle konnten wir damit uns etwas absetzen und stehen mit nunmehr 6 Mannschaftspunkten weiterhin auf dem 4. Platz. Oben ziehen der Hagener SV und die Königsspringer Emden mit 10 respektive 9 Mannschaftspunkten einsam ihre Kreise. Auf den Abstiegsrängen stehen nun die SG Ammerland 2 und etwas überraschend der SK Union Oldenburg 2.
Der nächste Spieltag findet am 23.02.2025 in Wilhelmshaven statt, auch hier sollte es wieder einen spannenden Wettkampf auf Augenhöhe geben.
Fotos: © Thal 2025