Schach war nicht nur sein Hobby. Nein, Karl Heinz Budt liebte den Wettkampf auf den 64 Feldern. Neben seiner Familie, seiner beruflichen Tätigkeit als Lehrer und Schulleiter in Bünde war das Schachspiel sein Lebensmittelpunkt. Nun ist unser Schachfreund, der beim SV Hellern eine neue Heimat gefunden hatte, im Alter von 81 Jahren von uns gegangen.
Ein Nachruf von Harald Szobries und Dr. Ortwin Thal.
Die Liebe zum Schach
Als in den Jahren 1996-1997 der Schachweltmeister Gary Kasparov zwei Wettkämpfe gegen den IBM-Supercomputer Deep Blue spielte und dreimal gegen den Rechenriesen verlor, fragte die „Neue Westfälische“ bei Karl Heinz Budt nach, wie er die Auseinandersetzung zwischen dem Menschen und der Maschine einschätzt. Budt war in der Region als renommierter Schachexperte bekannt und sein Urteil war klar: „Der Mensch wird es schwer haben!“
Er sollte recht behalten. Er wusste aber auch, dass die Liebe zum Schach nicht damit endet, dass Computer und Engines den Menschen besiegen, sondern dass es das Spiel selbst ist, das den kreativen Menschen immer wieder herausfordert. Deshalb analysierte er bis zuletzt kritische Stellungen, spielte und erforschte das Schachspiel, lotete Grenzen aus.
Karl Heinz Budt war viele Jahrzehnte lang ein starker Spieler auf dem Niveau eines Meisterkandidaten. Er gehörte zu den wenigen Spielern, denen es gelang den späteren Schachweltmeister Robert J. Fischer in einer Simultanpartie zu besiegen. Über die mittlerweile legendären Simultanveranstaltungen Fischers im Jahr 1970 berichtete André Schulz für ChessBase. Dieser Sieg erfüllte Karl Heinz Budt mit Stolz und auch viele Jahre später konnte er mühelos die siegbringende Stellung aufbauen und erläutern.
Geschichte und Geschichten
In jungen Jahren spielte Karl Heinz Budt für die SG Bünde, bei er von 1968-1971 den Vereinsvorsitz übernahm. Viele Jahre war er auch Chronist des Vereins. Dreimal hintereinander gewann Budt in den Jahren 1968-1970 die Vereinsmeisterschaft – es folgten weitere Titel. Von 2007-2009 gelang unserem Schachfreund mit dem Gewinn der Stadtmeisterschaft von Bünde ein weiterer Hattrick.
In späteren Jahren spielte Karl Heinz Budt bei der Schachgemeinschaft Kirchlengern 1991 e.V. und gewann dort von 1993-2011 viele Titel: 11x wurde er Vereinsmeister, 6x gewann er den Gemeindepokal und 11x die Blitzmeisterschaft – zuletzt mit 69 Jahren.
Während viele Schachspieler dem zunehmenden Alter irgendwann Tribut zollen müssen, wurde der Anfang 1942 geborene Karl Heinz Budt immer besser. Zu den sportlichen Höhepunkten gehörten die Jahre 2009 und 2010. Budt spielte bei der 12. Offenen Seniorenmeisterschaft Niedersachsen 2009 und der Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft 2010 (5½ P v. 9, s. auch Budt-Krüger). Das Ergebnis: mit 2164 die beste ELO-Zahl seiner Laufbahn. Karl Heinz Budt wurde eine Inspiration für alle älteren Schachspieler, die das Phänomen der nachlassenden Spielstärke als Naturgesetz betrachten. Es geht auch anders!
Die letzten Jahre in Hellern
Ausbremsen konnte Karl Heinz Budt nur eine schwere Erkrankung. Er zog nach vor 2½ Jahren nach Osnabrück und es sah so aus, als ginge das Kapitel Vereinsschach zu Ende. Dank unseres Mitspielers Harald Szobries, der die Familie Budt aufgrund gemeinsamer musikalischer Aktivitäten kannte, und der Unterstützung unseres Abteilungsleiters Hartmut Weist wurde Karl Heinz Budt ein „Helleraner“.
Bereits an den Rollstuhl gefesselt, zeigte unser neuer Schachfreund großes Interesse an Schachwettkämpfen und harrte oft genug geduldig an einem Brett aus, um zu sehen, was geschah. Selbst blieb er auch aktiv, nahm an der Vereinsmeisterschaft und einigen Blitzturnieren teil. Im 17. Hellern Open 2023 wurde er geteilter Zweiter. Aber auch in Mannschaftswettbewerben blieb er aktiv. In der Saison 2023-24 sollte er für Hellern 4 antreten – das Schicksal wollte es anders.
Vor einigen Jahren erhielt Heinz Budt den Ehrenbrief des Schachbundes Nordrhein-Westfalen für seine 50-jährige Mitgliedschaft. Mehr als ein halbes Jahrhundert Schach und all die vielen Erlebnisse lassen sich kaum in Worte fassen. Wir können nur einige Stationen nachzeichnen und sind dankbar dafür, dass ein immer freundlicher und aufgeschlossener Mensch in unserer Abteilung bis zuletzt seine Liebe zum Schach leben konnte.
Fotos: © Harald Szobries 2024; Hellern Archiv 2023