Der folgende Beitrag ist ein Sammelsurium. Immerhin ist das Thema eindeutig: es geht um Ratings. Jörg Stock hat einen akribischen Blick auf die zurückliegende Oberliga-Saison geworfen. Und das erlaubt ein spekulativen Blick auf unsere vermutlich letzte Oberligasaison – wenn sie denn stattfindet. Stichwort: Reform der 2. Schachbundesliga. Aber auch vereinsintern erlauben die DWZ-Zahlen einen Blick in die berühmt-berüchtigte Glaskugel. Der fällt leider nicht nur positiv aus.
Zahlen aus der Oberliga
Da in dieser Klasse die internationalen Zahlen Priorität haben, werfen wird zunächst ein Blick auf die ELO-Performance unserer Mannschaft:
Der Gewinner heißt Dr. Ingo Gronde. Mit seiner aktuellen und GM-reifen Performance nähert er sich dem FM-Titel. Aber auch Dr. Christian Boettcher (Performance auf FM-Niveau) und Mannschaftsführer Martin Hart befinden sich im grünen Bereich.
Auch hier hat Ingo dank seiner Leistung enorm profitiert. Zu den „Grünen“ gesellte sich unsere Nr. 1 Alexander Hoffmann, der in der DWZ-Auswertung deutlich mehr einfuhr als bei den ELOs.
Was das für die nächste Oberliga-Saison bedeutet, steht in den Sternen. Es wird voraussichtlich die letzte in der Drittklassigkeit sein, denn der Deutsche Schachbund ist mit seiner Reform der 2. Schachbundesliga den nächsten Schritt gegangen:
„Am 9. Juni traf sich die Bundesspielkommission zu einer Onlinesitzung. Dabei wurde u.a. mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, eine Reform der 2. Schachbundesliga durchzuführen. Bei der nachfolgenden Abstimmung, welche Reformvariante genommen werden soll, gab es eine deutliche Mehrheit für eine dritte Liga mit sechs 10er-Staffeln. Von den vier vorliegenden Varianten gab es nur noch Stimmen für eine zweite Variante: keine 3. Schachbundesliga, Neuordnung der Oberligen nach Regionen. Beide Varianten sollen dem DSB-Kongress im Oktober vorgelegt werden“ (Informationen der Spielleitung vom 16. Juni 2022).
Immerhin stimmten mehrheitlich 17 Vertreter der Veranstaltung für eine 3. Schach-Bundesliga mit 6 10er-Staffeln. Was aus der Oberliga wird, bleibt zunächst offen. Und da sich der DFB-Kongress erst im Oktober weiter mit dem Thema beschäftigt, ist zu vermuten, dass die Reform nicht vor 2023/2024 in die Praxis umgesetzt wird. Also noch ein Jahr Drittklassigkeit für Hellern…und das heißt, dass wir wieder gegen den SV Lingen antreten dürfen, der – wenn kein Wunder geschieht – als Tabellenletzter sang- und klanglos aus der 2. Liga absteigen wird.
Zahlen aus dem Verein
In der DWZ-Liste des SV Hellern (Stand: 29. Juni 2022) sollte man einen Blick auf die Top Fifty werfen. Hier sind sieben Spieler de facto inaktiv oder werden es sein. Dies zeichnet ein realistisches Bild unserer Kapazitäten und wurde bereits intern während der Saisonplanung diskutiert. Auch ein anderes Detail ist interessant: bereinigt man die Top Fifty, so bleiben 43 Spieler übrig, von denen 17 ihre letzte Auswertung Ende 2020 hatten. Das wird zwar dadurch etwas relativiert, dass noch nicht alle Staffeln vollständig ausgewertet wurden, spiegelt aber wider, was zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie für das Aktivitätsgeschehen bedeuten. Viele der Genannten dürften ein Vielfaches der ‚Over-the-Board‘-Partien durch Onlineschach erreicht haben. So überrascht es nicht, dass laut einer verlässlichen Quelle der Spielerschwund bei den Vereinen auf Bezirksebene bei ca. 20% liegen soll.
Immerhin gab es bei uns mit dem Vereinspokal 2021 ein Turnier, das DWZ-gewertet wurde. Hier machte Pokalsieger Ramin Kaberi einen Sprung über die 1700er-Marke. Ebenfalls ein Kandidat für eine mehr als deutliche Verbesserung ist Philipp Kleemann, der aufgrund einer exzellenten Jugendliga-Performance (aktuell: 1829) aus dem 1400er-Bereich direkt auf DWZ >1600 springen kann. Wenn alles klappt…
Graphiken: © Jörg Stock 2022