Die Zugfolge 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 d7–d5 steht im Mittelpunkt eines Gastbeitrags von Reinhold Happe. „Mittelgambit im Nachzug“ heißt dieser frivole Scherz, taucht im Weiteren der schwarze Läufer auf d6 auf, erhält der Spuk den Namen „Elefanten-Gambit.“ Großmeister spielen es (eigentlich) nicht. Wie man damit bei Lichess GM h.c. wird, führt Reinhold im Folgenden akribisch aus.
GM Happe hört sich doch gut an
11 Spiele, 11 Siege, 40 Punkte, 2631er Performance, so die Bilanz eines vereinsinternen Blitzabends bei Lichess. Dass der Berichterstatter selbst der Sieger ist, mag einen Makel haben, aber zum Ausgleich zitiere ich fleißig (immer kursiv) aus dem Chat.
Mitte Mai trafen sich 12 immer noch motivierte Onlineblitzer, um sich einen netten Abend zu machen. Stephan Niendieker organisierte das Turnier bewährt professionell und setzte auf Nachfrage einen Schönheitspreis aus. Mit dabei waren Patrick, Dominik, Alexander, Alfons, Niels, Ramin, Jörg, Locke, Wolfgang, Stephan und als Gast Matthias. Die Durchschnittswertung lag damit bei 2100, wahrlich nicht schlecht.
Gleich in Runde 1 entschied ich, mich mit dem Elefantengambit für den Schönheitspreis zu bewerben. Stephan hatte mir einige Tage zuvor einen Link zu einer Blitzpartie von GM Giri geschickt, in der er spektakulär dagegen unterging und mich an meine „alte Liebe“ erinnerte: Nachspiellink.
Aus Spaß wurde Ernst und so hatte ich am Ende mit dem Elefantengambit vier Schwarzsiege verbucht. Unglaubliche Partieverläufe mit einer deutlich erhöhten Fehlerquote prägten diese Matche. Ungewöhnliche Stellungsbilder fordern halt ihren Preis, wie auch die Giri-Partie zeigt.
Und am Ende hatte ich das nötige Quäntchen Glück, was zu einer interessanten Bandbreite an Kommentaren führte:
Reinhold, du verdirbst dir deinen Stil, warst mal ein guter Spieler. (Der Schachästhet)
Reinhold wird mir unheimlich. (Der Thrillerfreund)
Reinhold hat seinen 2ten oder …. Frühling. (Der Historiker)
Mein Gott Reinhold…. was ist los?;) (Der Theologe)
Reinhold unser neuer Zocker, nix mehr Remisschieber. (Der Wrestler)
Reinhold 2631. Gratuliere zum GM. (Der Statistiker und der Sportsman)
GM Happe hört sich gut an. (Der Musiker)
Ich war und bin wirklich gerührt. Ein von Schachfreunden verliehener GM-Titel ist für mich sehr viel mehr wert als jede FIDE-Auszeichnung. Danke.
Meine Respekt gilt natürlich auch Stephan als Zweiten und Alexander als Dritten, wobei der Lichess-Modus ein direktes Duell der ersten beiden nicht ermöglichte.
Dennoch möchte ich nicht ganz die Erdung verlieren und erinnere mich an einen kürzlich gelesenen Artikel über den ältesten Schachclub Bayerns, den Münchner Schachclub 1836.
Dort wird die gute alte Zeit des Kaffeehausschachs wieder lebendig und dieser Ort als „Café Größenwahn“ beschrieben, weil sich dort „Schlawiner“ oder „Genieanwärter jeder Art“ trafen, um sich zu feiern. Mir scheint: heute sind die Internetplattformer an diese Stelle getreten. Deshalb ist meine Freude nicht geringer, aber dennoch wird beim nächsten Turnier wieder ein ganz anderer oben stehen und ich darf wieder ein neues „all time high“ (Joachim) anstreben.