VEM R 5: Will denn keiner Meister werden?

So einfach ist es nicht, allerdings endeten vier der fünf ausgespielten Partien am gestrigen Abend mit einer Punkteteilung. Dabei hatten die Schwarzspieler in den Top-Partien der A-Gruppe die Chance, sich vom Verfolgerfeld abzusetzen. Sie taten es nicht. Die Redaktion hat mögliche Gründe genau unter die Lupe genommen.

 

A-Gruppe

Die Runde der verpassten Möglichkeiten

Da Turnierleiter Norbert Sobotta nach diesen vielen Remisen die Flucht in ein Feriendomizil an der Nordseeküste antrat, habe ich am Ende des Berichts eine Tabelle „ohne Gewähr“ gebastelt, vor allen Dingen aber auch ohne Feinwertung. Zunächst einamal die Protagonisten der 5. Runde (leider kann ich von Meyjohann-Bade kein Foto anbieten, da sich beide Spieler nur selten am Brett befanden, jedenfalls nicht gleichzeitig):

Die Spitzenpaarungen T. Weist-Szobries und Meyjohann-Bade boten den Kiebitzen auf den ersten Blick wenig Unterhaltung. Dabei verbargen sie vor den Augen des Publikums genug Sprengstoff, um daraus einen noch einigermaßen spannenden Bericht zu stricken. Nämlich so:

Patrick Meyjohann leitete im 8. Zug einen Fianchetto-Aufbau ein und brach damit alle theoretischen Brücken ab. Eine Neuerung war es nicht, aber gespielt wurde es bislang nur einmal. Nach einem eher technischen Mittelspiel bot sich Hajo die große Chance, mit dem Dameopfer 23…Dxd1 nach den Sternen zu greifen. Danach steht Schwarz auf Gewinn und Weiß vor einem Scherbenhaufen, allerdings muss man der Engine wegen einiger Komplikationen auf die Sprünge helfen.
Harald Szobries hinterließ keinen Scherbenhaufen, aber einen Fragehaufen. Zum Beispiel: Wie kann ich auf Gewinn spielen, und wenn ja, warum? So in etwa. Größtenteils führten die beiden in der Post-Analyse dann eher ein akademisches Gespräch über kleinteilige Probleme, weit entfernt vom Kracher am Nachbarbrett. Die Redaktion kann immerhin einen Zug von WGM Alexandra Kosteniuk beisteuern, der zeigt, dass Schwarz besser, aber nicht auf Gewinn steht. Und Thorben hat nach dieser Partie die Variante womöglich auf die Streichliste gesetzt. Nachspiellink

Auf die Paarungen der Runde 6 darf man gespannt sein!

Von den anderen Partien habe ich wenig mitbekommen, allein Hartmut Weist haderte damit, dass er offenbar eine Endspielchance übersehen hatte. Sein gut gelaunter Gegner Ramin Kaberi räumte ein, dass eine Austempierung möglich war. Ja, da sitzt man auf heißen Kohlen, aber am Ende holte sich Ramin seinen halben Punkt.

Leider ist nach Ludger Wöllermann nun auch Reinhard Paul aus dem Turnier ausgeschieden, beide keineswegs aus sportlichen Gründen. Dies ändert nichts daran, dass theoretisch noch sieben Spieler die Chance auf den Titel haben. Praktisch gesehen müssen jene mit drei Punkten ihre letzten Partien gewinnen, was allein schon paarungstechnisch nicht möglich sein wird.

Zur Tabelle:

  • 1.-2. Szobries 4 P
  • 1.-2. Bade 4 P
  • 3. Weist, T. 3½ P
  • 4.-7. Dr. Gillenkirch, Brinkmann, Meyjohann, Thöle alle 3 P

Da in der B-Gruppe nur wenige Partien gespielt wurden, beschränke ich mich auf den Hinweis, dass Simon Brakmann sich nach einem schönen Angriffssieg auf 3 Punkte verbessern konnte. Die Schlussphase kann man nachspielen, s.o.a. Nachspiellink. Lohnt sich, auch wegen Simons nettem Zertrümmerungsopfer.

Fotos: © Thal 2019