Es ist wie immer bei der Jugend-Landesmeisterschaft: die 7. Runde ist spannend, die achte bereits bekloppt und bei der neunten möchte man gar nicht mehr hinschauen. Anders formuliert: Hannes kann es noch packen, aber es wird morgen ein Fotofinish ohne Erfolgsgarantie geben.
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Hannes hätte durch sein können…
Was ich mir wünsche: endlich mal ein Turnier zu erleben, in dem unsere Leute jede einzelne Partie gewinnen und man als Redakteur daheim Medikamente braucht, um den Kreislauf anzuregen. Stattdessen: irre Züge, Aufstieg und Absturz und wieder Aufstieg, Hoffnung und Fassungslosigkeit – und am Ende muss man mit dem Taschenrechner an der Feinwertung herumbasteln. So ist Schach. Und mal ehrlich: so wollen wir das auch.
Nach dem gestrigen Remis war Hannes eigentlich weg vom Fenster. Allerdings sah ich in den Paarungen der 8. Runde einen kleinen Hoffnungsschimmer. Immerhin musste Imamali Askerov seine Schwarzpartie gegen Nico Stelmaszyk überleben. Das gelang ihm nicht. Freie Fahrt für Hannes, der sich mit einem Sieg gegen Justus Bargsten (DWZ 1970, Stader SV) wieder an die Spitze setzen konnte. Mit einem halben Zähler Vorsprung und der Aussicht auf einen nicht ganz so spielstarken Gegner in der letzten Runde.
Den gibt es nun mit Jeremy Thomas (DWZ 1577, MTV Tostedt). Das mit dem Sieg sollte aber nicht klappen. Das ergibt folgende Tabelle:
Die Partie gegen Jeremy sollte Hannes eigentlich packen, aber Vorsicht: der Tostedter hat ein saustarkes Turnier gespielt, liegt in der Live-Rating bei +140 und hat ausgerechnet den Spieler geschlagen, gegen den Hannes heute vergleichsweise mühsam ein Remis erreichte.
Und die Konkurrenz: Imamali Askerov spielt gegen Jakob von Estorff, was nicht leicht wird, während Nico Stelmaszyk gegen Ole Reichelt gewinnen muss und unter abenteuerlichen Umständen noch Meister werden kann.
In der heutigen Partie gegen Justus Bargsten ging Hannes mit einer ruhigen Partienanlage einer Theoriedebatte aus dem Weg. Der friedliche Auftakt wurde nicht belohnt, Justus ergriff die Initiative und stand folgerichtig bald besser.
Handfestes ergab sich aber nicht, auch Spielstärkeunterschiede wurden erkennbar, spätestens ab Zug Nr. 34 stand Hannes auf Gewinn, allein der finale Stoß wollte nicht gelingen. In der Diagrammstellung spielte Hannes 43.Lxf3. Stattdessen hätte 43.Dxf3 die Figuren aktiver aufgestellt – und auch 43…b3 verhindert (wegen Ld5+). Der Bauernvorstoß nebst Tc1-c2 folgte natürlich postwendend und führte zu einer technisch schwer zu gewinnenden Stellung. Man hatte sich etwas mehr Glück gewünscht, auch weil ein Sieg mit extrem großer Wahrscheinlichkeit den Titel geholt hätte. Nun also Fotofinish!
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Erfolge werden bestraft
Zum Glück ist dies nicht immer so. Aber Felipe Santos hat nach seinem gestrigen Hurra-Sieg die Komfortzone verlassen und ist geradezu mutwillig in den Löwenkäfig gestiegen. Die Löwen waren leider hungrig. So gab es gegen Sören Evering (DWZ 1924, SC Papenburg) eine Packung, morgen muss Felipe gegen Leon Niemann (1780, SK Lehrte) ran. Damit hat er – aktuell auf Platz 7 – alle (!) Vorplatzierten bespielt und auch noch die Nr 8. Härter geht’s nicht. Nachspiellink.
Philipp Kleemann konnte sich mit einem Remis gegen Rumo Schilling (KSV Göttingen) und nunmehr 2½ P etwas vom Tabellenende absetzen.
Open
Der Abstand von Jakob und Ben Dittrich zum Tabellenende ist etwas größer, aber die neun Runden nebst Rahmenprogramm und viel Freizeitangeboten haben sicher geschlaucht. Jakob hat aus den letzten fünf Partien nur einen halben Punkt geholt, Ben immerhin 1½. Sie werden viel zu erzählen haben, wenn sie wieder daheim sind. Ach ja, Fabian Stotyn hat immer noch 100%. Durch ist er aber nicht…
Ergebnisse: www.d4-d5.net