Oberliga: 1-7 gegen Werder, aber Siebter…

Das Erreichte zu konservieren kann zur Bürde werden

von Hans-Jürgen Bade

Mit dem Sieg bei den Schachfreunden aus Hannover ist unser Saisonziel erreicht  und nach einer schwierigen Saison ein versöhnlicher Abschluss erzielt worden. Nun kann der klare Oberligafavorit Werder Bremen II kommen.

Wir hatten uns mit den Performances der letzten Jahre – zweiter und dritter Platz – selbst verwöhnt. Das einmal Erreichte zu konservieren ist beileibe kein Selbstgänger, sondern kann schon beinahe zur Bürde werden, wenn es einmal nicht ganz so rund läuft. Zunächst verlangt man von sich selbst eine starke Leistung immer und immer wieder zu erbringen und nach Möglichkeit sogar zu toppen. Und dies ungeachtet der äußeren Rahmenbedingungen. Damit sind zum einen die starken Zweitligaabsteiger HSK Lister Turm, Union Oldenburg und eben Werder Bremen II gemeint. Zum anderen die zweitligareifen Aufsteiger, die die Oberliga nur als vorrübergehendes Etappenziel zum Gipfel mitnehmen. Hier sind zunächst Lingen (letzte Saison) und Tostedt (hat diese Saison wg. Werder Bremen nicht geklappt) zu erwähnen und demnächst kommt auch noch Kirchweyhe. Unterm Strich wird die Oberliga Nord West immer stärker. Da darf man auch mal mit einem Nichtabstiegsplatz auf Rang 7 oder 8 zufrieden sein.

Doch kehren wir nach dem kleinen Resümee oder auch Ausblick auf die kommende Spielzeit zum Gegenwärtigen zurück. Im Vorfeld des Matches gegen die SF Hannover hagelte es Absagen. Ob Abi, Rigorosum oder Gesundheit, es gibt Dinge, die einfach Vorrang haben. Auch vor einem Oberligamatch. Die Truppe, die antrat, hatte aber auch Potential und wollte unbedingt gewinnen. Da auch die Hannoveraner eine bekannt stabile Besetzung aufboten  war das Fighten an allen Brettern vorprogrammiert.

Der erste Pulverdampf verzieht sich für gewöhnlich bei der ersten Zeitkontrolle und bietet etwas mehr Übersicht über das Kampfgeschehen. So war es auch in diesem Wettkampf. Lediglich Tammo erwies sich als deutlich zielstrebiger und fuhr den Punkt gegen Andreas Herrmann schon nach ca. 2,5 Stunden Spielzeit ein. Das kam für mich etwas überraschend. Denn kurz zuvor hatte ich nur eine weißfeldrige Bauernkette mit einem weißfeldrigen Großbauern (ehemals Läufer) gesehen und allenfalls einen halben Punkt erwartet. Doch Tammos Gegner hatte wohl ein paar zügige Züge eingestreut, die zu einer zugigen Stellung für beide Monarchen führte. Die Ressourcenheranführung indes gelang Tammo sehr überzeugend.
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Mit diesem vollen Punkt ging es auf die erste Zeitkontrolle hin und ich sah etliche vorteilhafte Stellungen auf unserer Seite. Auf meiner internen Liste hatte ich bereits Carsten, Ingo und Thorben als volle Punkte vermerkt, so dass das Remisangebot meines Gegners Thomas Edel rechnerisch sehr gut in unsere Bilanz passte. Bis zur Annahme wartete ich noch bis zur taktischen Umsetzung von Carstens Position; doch dann konnte ich beruhigt annehmen.

Carsten wickelte beispielhaft mit einem Königsangriff gegen Dennie Ackermann ab. Nachspiellink

Zwar griff zeitgleich Reinhold gegen Malte Pawelzik daneben und stellte auf dem Feld b1, deutlich abseits vom Schlachtfeld auf dem Königsflügel, einen wichtigen Offizier ein, doch war dies nicht mehr matchentscheidend. Der Schnitzer war etwas bitter für Reinhold, hatte er bis dahin doch eine engagierte Partie gespielt und setzte auch nach dem Versehen voll auf ‚Power Play‘. Allein, es sollte nichts nutzen.

Glücklicherweise blieb es unsere einzige Einzelniederlage. Denn Wolfgang konnte, trotz horrender Zeitnot, ein Remis gegen Jörg Witthaus erzielen und Jörg bekam nahezu aus dem Nichts einen vollen Punkt gegen Bernd Fritze. Naja – aus dem Nichts ist etwas übertrieben. Sicherlich stand Jörg zunächst im Zentrum unter Druck, doch genau hier erwies sich sein Figurenaufbau als deutlich konstruktiver. Letztlich war Jörg es der den entscheidenden Hebel ansetzte, während sich ein Springer (auf g6) von Bernd Fritze ins Abseits verlaufen hatte. Nachspiellink

Diese Partie war bei mir in der Abrechnung noch nicht aufgetaucht; zu unklar war mir die künftige Entwicklung.  Zusammen mit dem Punkt von Ingo, der zunächst klassisch einen Maroczy-Aufbau auseinandernahm und dann auch lehrbuchhaft das Turmendspiel gegen Dr. Martin Ploog umsetzte, war das Match entschieden. Nachspiellink

Es war ca. 15.00 Uhr – alle Partien waren entschieden. Alle? Nein, nicht alle. Die Partie von Thorben gegen Thomas Kaimer hatte noch kein Ergebnis gefunden. Thorben, den ich schon frühzeitig auf der Gewinnerstraße sah, musste noch richtig arbeiten, um einem vollen Punkt nahe zu kommen. Aus der Eröffnung hatte er einen Plusbauern mitgenommen, der Gegner sich aber in ein Schwerfigurenendspiel ‚gerettet‘. Geduld war gefragt und der Gegner war hartnäckig. Es wurde mächtig hin- und herlaviert, bis sich wieder etwas abtauschte. Am Ende blieben die Damen und ein paar Bauern übrig. Die Stellung um die Könige wurde luftiger. Dies reichte dann tatsächlich für ein Dauerschach und einem schlussendlichen Remis nach fast zwei weiteren Spielstunden. Nachspiellink

Die Mannschaft hatte genügend Zeit, das geographische Umfeld in Hannover-Linden zu erkunden und tat dies zum Teil auch. Und auch wenn das letzte Spiel  keinen matchentscheidenden Charakter hatte, so war es doch vollkommen richtig, dass Thorben auf den vollen Punkt ging. Wenn nicht in solchen Momenten, wann dann?!

Nun, unterm Strich bleibt ein versöhnlicher Saisonabschluss mit dem Klassenverbleib. Wie gesagt, es wird von Saison zu Saison nicht leichter, weil es momentan echt schwergewichtige Aufsteiger gibt. Dennoch muss uns nicht bange sein, denn wir haben ein sehr homogenes Team, dass auch an den hinteren Brettern zu punkten imstande ist.

Vielleicht wird dies gegen Werder Bremen noch nicht ganz gelingen, doch wir bauen auf unsere quirlige Jugendabteilung auch in der Zukunft!

Munter bleiben

Hajo