Hellern hat die beste Website

Die Ehrung hat uns überrascht: am 24. April machte der Blog der Schachfreunde Hannover das Ergebnis einer Untersuchung aller Webpräsenzen der niedersächsischen Schachvereine publik. Hellern landete auf Platz 1. Das macht uns stolz.

 

Warum gibt es den „Goldenen Springer“?

Ehrungen haben ein Thema – und einen Anlass. Letzteren unerwähnt zu lassen, wäre absolut kontraproduktiv. Dazu also später mehr.

„Eine gelungene Homepage ist wie eine gelungene Darbietung im Zirkus. Die Zuschauer sollen begeistert werden“, schreibt Schachfreund Gerhard (SF Hannover) in seinem Beitrag. Da hat er zweifellos den Nagel auf den Kopf getroffen, denn der Vergleich mit dem Zirkus stimmt: Wer den Leser einer Vereinsseite nicht verblüfft, gelegentlich auch verärgert, hat bald keine mehr.
Natürlich arbeitet man dabei wie im Zirkus nicht ohne Netz, balanciert aber oft auf einem dünnen Seil. Begeistern kann man nur, wenn man sich ständig Gedanken über neue innovative Wege macht, dabei aber auch für Konstanz und einen Look sorgt, in dem sich der Leser heimisch fühlt.

Auf der Suche nach der besten niedersächsischen Website ging der Verfasser der Studie methodisch vor. Bewertet wurde nach folgenden Kritierien:

• Webdesign
• Aktualität der Berichte
• Kontinuität der Berichte
• Themenvielfalt
• Illustrationen (Fotos, Diagramme usw.)
• Blick über den eigenen Tellerrand
• Humor
• Interaktion (Blog, Gästebuch)
• Schreibkunst
• Gesamteindruck

164 Schachvereine wurden ausgewertet. „Meine Gesamtbeurteilung ist zwiespältig. Etwa die Hälfte der Internetauftritte ist sehr gut bis ausreichend. Die andere Hälfte der Vereine hat entweder keine Homepage oder dermaßen schlechte, dass sie besser aus dem Netz genommen werden sollten“, schrieb der Verfasser.
Sogar eine Seite, deren Besuch zu akutem Virenbefall führt, entdeckte Schachfreund Gerhard. Das beunruhigt. Aber so einen Zwischenfall hatten wir im Bezirk auch schon mal.

Am Ende der Auswertung landete die Seite des SV Hellern auf Platz 1. Gefolgt vom SK Lehrte und dem Webauftritt des SV Hameln. So viel steht fest: ein Besuch der genannten Seiten lohnt sich auf jeden Fall.
Auf jeden Fall aber ein großes Dankeschön für die Auszeichnung, die mit der Verleihung des Goldenen, Silbernen und Bronzenen Springers und einigen Ehrenden Erwähnungen verbunden war. Gold ging nach Hellern. Wir werden daran arbeiten, dass unsere Leser auch weiterhin begeistert sind.

Warum es den Goldenen Springer gibt? Gut, die Frage habe ich immer noch nicht beantwortet. Ich bitte um Geduld.

Wir haben kein Credo, aber ein Konzept – und  ein Team!

Viele denken, dass auf einer Vereinsseite viel geschrieben werden muss. Das stimmt so nicht ganz. Ist aber auch nicht ganz falsch.
Unser Konzept möchte die Fokussierung der Macher auf Texte relativieren. Warum? Ganz einfach: alles muss anschaulich sein. Beispiel: Ein Fußballverein sollte seinen Sport per Video nacherlebbar machen. Aber wer kann das schon?
Ein Schachverein hat da bessere Karten. Wer in Hellern am Wochenende einen Mannschaftskampf bestreitet oder als Kiebitz mit dabei war, sollte zeitnah die Ereignisse nacherleben können.
Nacherleben heißt nicht: „Im 18. Zug opferte Manfred seinen Springer – und das war die Führung zum 1-0!“ Nacherleben heißt, dass man die Stellung per Diagramm präsentiert oder dem Leser ermöglicht, einen Auschnitt der Partie nachspielen zu können. Dafür gibt es einen Replayer (Foto). Wie’s geht, erfährt man in der „ChessBase Wiki„. Fortgeschrittene Kenntnisse über die Schach-Datenbank „Chess Base“ und ein bisschen HTMl sind auch hilfreich.

Die Veranstalter großer Schachturniere haben das schon lange erkannt: Live-Bretter, Live-Kommentare, Live-Video. Schach erlebbar machen. Dabei sein!
Unser Konzept lautet also: „Sehen, dann lesen.“ Fotos, Diagramme, Replayer sind am wichtigsten, spannend geschriebene Texte sollten alles abrunden. Alles muss zeitnah passieren. Konstanz heißt nicht nur, dass etwas produziert wird, sondern das man sich darauf verlassen kann, dass es aktuell geschieht.
Und der Look? Der sollte den Leser nicht in ein Labyrinth führen. Er muss schnell finden, was er sucht. Nur am Rande: das ist permanente Verbesserungsarbeit. Auch bei uns.

Klappen kann das nur im Team. An dieser Stelle könnte einiges über den Nutzen von Content Management Systemen (CMS) geschrieben werden. Tun wir aber nicht. Vielmehr möchte ich den bekannten Spruch „Mind over Matter“ auf den Kopf stellen. Das heißt übersetzt „Der Geist triumphiert über die Materie“, folglich auch der Inhalt über die Form, oder besser gesagt: über die Technik.
Auch das stimmt nicht. Und so freuen wir uns in Hellern über einen kompetenten Webmaster und einen IT-Spezialisten. Die sind immer da, wenn es einen Crash gibt oder das CMS ein Upgrade braucht. Ohne diese Teammitglieder würde der Wald-und Wiesen-Redakteur nicht weit kommen. Und ja: Diese Schachfreunde investieren unendlich viel Zeit.

Der Anlass der Ehrung und die Zukunft des Schachs

Während dieser Text entsteht, findet in Berlin die 2. Bundesvereinskonferenz statt. Ausrichter sind der Deutsche Schachbund und die Deutsche Schachjugend. Dort sollen sich Vereine austauschen, es geht auch um die Mitgliedergewinnung und Ideen zur Vereinsentwicklung. Besonders die Mitgliederzahlen und der unübersehbare Trend zum Vereinsschwund machen dies nötig. Auch darüber haben die SF Hannover berichtet und einige neue Ideen diskutiert.

Die Workshops, die vom 28.4 – 1.5. im Berliner Hotel Maritim stattfinden, haben daher u.a. folgende Themen:
Workshops Block 2
1 – Pressearbeit – aber richtig
2 – Schach geht raus an die Öffentlichkeit
3 – Die Vereinshomepage – Wie bringt sie den Verein nach vorne?

Referent für Block 2 ist Ullrich Krause, Präsident des Deutschen Schachbunds (DSB). Man sieht daran, wie ernst das Thema genommen wird.
Wer sich die Statistik des DSB ansieht, wird die Entwicklung der Gesamtmitglieder vielleicht nicht als problematisch betrachten. Immerhin streifte der DSB vor etwas mehr als zehn Jahren die 100.00er-Marke.
Alarmierend ist dagegen die rückläufige Zahl der Vereine. 1994 waren es 3.483, nun sind es 2.357. Es macht also Sinn, auch über die Bedeutung der Vereins-Homepage zu diskutieren. Das war dann wohl auch der Anlass für die Vergabe des „Goldenen Springers“ – ein sehr gut geeignetes Mittel, um die Diskussion über die Positionierung des Vereinsschachs voranzutreiben.

Jugend gegen Vergreisung

Dazu hat übrigens die Deutsche Schachjugend ein Positionspapier veröffentlicht. Den Vorschlägen konnten einige interessante Ideen entnommen werden: Mädchen- und Frauenschach stärken, Öffnung zur Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund, Schulschachangebote ausbauen, Unterstützung der Vereine u.v.a.
Aufschlussreich fand ich die These über die abnehmende Bindungsbereitschaft: „Traditionelle Bindungen werden unwichtiger, ein Kosten-Nutzen-Denken tritt zunehmend in den Vordergrund. Vereinsmitgliedschaften aus traditioneller Verbundenheit werden seltener, der Wechsel zwischen Vereinen und sogar Sportarten wird vollzogen, sobald er „lohnend“ erscheint. Der Verein wird zunehmend als Dienstleister verstanden.“

Die Rolle eines Dienstleisters einzunehmen, muss keineswegs schlecht sein, wenn man sie realistisch einschätzt. Dazu gehört auch, dass man nicht unterstellen sollte, dass Schachvereine sich pausenlos und strukturiert Gedanken über das große Ganze machen. Bindungskräfte entstehen in der Arbeit von Schachvereinen ziemlich pragmatisch – und manchmal auch zufällig. Beinahe zyklisch, etwa wenn man das Glück hat, dass plötzlich Mitglieder beschließen, sich in der Jugendarbeit zu engagieren und mit den Kids Sonntag für Sonntag zu Veranstaltungen der Jugendserie zu touren oder an Schulen aktiv sind, um dort Schach zu fördern und mit dem Nachwuchs auch zu überregionalen Schulschachveranstaltungen zu fahren. Anwerben kann man solche „Macher“ nicht, auch nicht mithilfe von Arbeitsgruppen. Sie sind plötzlich da und machen den Job.

Multi-medial gestütze Jugendarbeit im SV Hellern

Im Moment haben wir das Glück, dass ein 3er-Team sich in diese Arbeit erfolgreich einbringt und selbst darüber staunt, dass plötzlich 20 neue Kids bei uns „auf der Matte stehen.“
Natürlich muss eine Vereins-Website darüber berichten. Und spätestens dann, wenn der Jugendwart berichtet, dass Eltern sich bei der Wahl eines Schachvereins auch daüber informieren, wie aktuell die Website des Vereins ist, begreift man, die wichtig die Verbindung von Ehrenamt und Dienstleistung ist. Nämlich in allen Bereichen so professionell wie möglich zu arbeiten, um dann zu erleben, dass alle Rädchen ineinandergreifen. Auch deshalb freuen wir uns über die Verleihung des „Goldenen Springers“. Den haben sich nämlich alle verdient.

Fotos: Hellern-Archiv