Es war eine Palastrevolution: Abonnementsmeister Christian Richter ist nicht mehr Stadtmeister. Neuer Titelträger ist Hannes Ewert. Er verlor keine Partie, das machte den Unterschied. Dass aber fünf Helleraner in den Top Ten der Abschlusstabelle landeten, ist nicht weniger erwähnenswert.
Eine Zeitenwende?
Etwas spricht dafür: bis auf IM Richter landeten starke Nachwuchsspieler auf den vorderen Plätzen. Besonders auffällig: Lukas Schiemeyer vom ausrichtenden Verein, der nur einmal verlor (gegen Hannes) und mit 6½ Punkten Dritter wurde. Durchaus eine Duftmarke, denn Lukas hatte vor dem Turnier in beiden Rating-Systemen (DWZ, ELO) eine Zahl unter 2000. Dies hat sich geändert: Mit +49 Punkten machte der Osnabrücker nachdrücklich auf sich aufmerksam.
Nun aber zu den Helleranern.
Julian zur Lage ist kein Nachwuchsspieler, aber er gehört sicher zu den ‚jungen Wilden‘. Julian verlor nur 1x, gegen Reinhard Paul in Runde 7, dafür gewann er 5x, remisierte drei Partien, was zum geteilten Platz 3 reichte, aber nach Feinwertung dann doch der 4. Platz wurde.
Thorben Weist (+4 =3 -2) wurde Sechster nach Feinwertung, teilte sich nach Punkten die Plätze 6-8 allerdings mit Reinhard Paul und Ludger Wöllermann. Letzterer erlebt seinen x-ten Schachfrühling, verlor in dem stark besetzten Turnier nur ein einziges Mal (ausgerechnet gegen seinen Vereinskameraden Joachim Rein), schaffte ein Remis gegen Paul Wielebinski und sackte +22 DWZ-Punkte ein.
Jene, die es nicht in die Top Ten schafften, sollen und können zufrieden sein: Stefan Ewert zum Beispiel mit einem Endspurt von 2½ aus 3 und +13 DWZ-Punkten. Stefan wurde mit 5 Punkten Dreizehnter.
50% holten Joachim Rein (der stark mit 4 aus 6 begann, aber zusammen mit seiner Niederlage gegen Lukas Schiermeyer am Ende einen kleiner Hänger mit ½ aus 3 hatte) und Dr. Norbert Schütt, dem der Sprung in den DWZ-Bereich ab 1700 gelang.
Hartmut Weist wurde mit 4 Punkten Letzter im internen Vereinsklassement, darf sich aber mit Platz 23 und einem deutlichen DWZ-Gewinn trösten.
Siegerehrung im Barenturm
Handfestere Preise holten sich die fünf Erstplatzierten ab, darunter natürlich Hannes und Julian, während Ludger ‚Bester Senior‘ wurde.
Die Fortschrittstabelle mit allen Preisträgern gibt es auf der Seite des Osnabrücker Schachvereins, dem wir gerne und herzlich für die Ausrichtung dieses Traditionsturniers danken.
Einige Partien aus dem laufenden Wettbewerb haben wir bereits vorgestellt. Aus der letzten Runde noch ein kleines Schmankerl, das überzeugend zeigt, wie heftig selbst in der Schlussrunde noch gefightet wurde.
[Event „STM“]
[Site „Osnabrück“]
[Date „2017.12.08“]
[Round „9“]
[White „Paul“]
[Black „Lange“]
[Result „1/2-1/2“]
[WhiteElo „1925“]
[BlackElo „1975“]
[Annotator „Paul, Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r2n1r1k/pp1q3p/2ppbbp1/4pp2/2P2P2/1P1PP1P1/PB1QN1BP/R4RK1 w – – 0 15“]
[PlyCount „51“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceTitle „Bulletin“]
[Source „Dr. Ortwin Thal“]
[SourceDate „2015.08.08“]
[SourceVersion „1“]
[SourceVersionDate „2015.08.08“]
[SourceQuality „1“]
{Nach dem folgenden Zug von Weiß entsteht ein kompliziertes Bauerngemenge,
bei dem Weiß dank des starken Lb2 gute taktische Chancen besitzt.} 15. e4 $1
$16 {[%csl Ye4,Ye5,Yf4,Yf5] Die Engine honoriert den Zug mit guten Noten (Thal)
.} (15. fxe5 dxe5 16. d4 {und Weiß steht gut. Es droht immer mal d5 oder auch
Turmverdopplung in der f-Linie und später g4 (Paul).}) 15… c5 {Laut
Stockfish ist das der Verlustzug (Thal).} 16. Rf2 $5 (16. exf5 gxf5 (16… Bxf5
17. g4 $1 Bxg4 18. fxe5 dxe5 19. Rxf6 Rxf6 20. Bxe5 $18) 17. Qe3 {[%csl Re5]}
Nf7 18. fxe5 Nxe5 19. Nf4 Rae8 20. Qd2 Ng4 21. Rae1 Bf7 22. d4 cxd4 23. Bxd4 b6
24. Bxf6+ Nxf6 25. Qc3 $18 {[%csl Rd6,Rf5] Gutes weißes Figurenspiel,
schwache schwarze Bauern.}) 16… Nc6 17. Raf1 Bg7 $1 18. a3 a5 19. Bc3 b6 $6 (
19… fxe4 {hätte die Sache geklärt (Thal):} 20. fxe5 Rxf2 21. Rxf2 exd3 22.
Nf4 $11) 20. g4 $5 ({Erneut wäre} 20. exf5 {besser gewesen.}) 20… fxe4 21.
Bxe4 $5 (21. h3 $1 exd3 22. Qxd3 {mit der Drohung f4-f5 und gleichem Spiel
(Thal).}) 21… Bxg4 $15 {In der nicht leicht zu spielenden Stellung hat
Schwarz den Spieß umgedreht.} 22. fxe5 Rxf2 23. Rxf2 dxe5 24. Qg5 Bxe2 25.
Rxe2 Nd4 26. Rf2 Re8 27. Bd5 Qe7 28. Qg2 $2 (28. Qxe7 Rxe7 $11) 28… Rf8 $1
$17 (28… Nxb3 $17 {würde ein Mensch angesichts der ‚aktiven‘ weißen Züge
wohl nie spielen. Die Maschine rechnet das emotionslos durch und kassiert
danach ungerührt den Bauern (Thal).} 29. Rf7 Qd8 30. Qg4 Nd4 31. Rd7 Qc8 32.
Bb7 Qb8 33. Bxd4 exd4 $17) 29. Rxf8+ Qxf8 30. Bxd4 $1 {beseitigt der starken
Springer.} exd4 31. Qe4 {mit Remisangebot von Weiß (Paul).} Qf6 32. Qe8+ Bf8
33. Qf7 Qxf7 34. Bxf7 Kg7 35. Bd5 Kf6 36. Kf2 Kg5 37. Kf3 h5 38. Bc6 Kf5 39.
Be8 h4 40. Bd7+ 1/2-1/2
Website des Veranstalters Osnabrücker Schachverein
Und hier zum Nachspielen alle bereits veröffentlichten Partie der STM.
Fotos: © 2017 Stefan Ewert