9. Ems-Vechte-Vechte Cup

Der am 25.6. in Lingen zu Ende gegangene Ems-Vechte-Cup sah in seiner 9. Auflage sieben Spieler auf Platz 1. Unten ihnen drei Spieler des Ausrichters. Sieger wurde mit einem halben Buchholz-Punkt Vorsprung GM Lev Gutman. Die fünf SVHler lieferten ordentliche Ergebnisse ab. Hannes Ewert, Thorben Weist und Stefan Röhrich konnten sich in der A-Gruppe in den Top Twenty einreihen.

Rating: Nur zwei Helleraner profitierten

55 Spieler waren in der A-Gruppe an den Start gegangen. Die Start-/Rangliste versprach einiges an Qualität und zudem auch ein Schaulaufen der Spieler des frischgebackenenen Oberligisten SV Lingen. Drei landeten prompt auf den Plätzen 1-5: neben Gutman waren es GM Vladimir Epishin und FM Josip Gazic. Bei anderen lief es nicht ganz so gut. Mit fünf Titelträgern und einigen Aktiven mit > DWZ 2200 war das obere Tabellendrittel mehr als ordentlich besetzt. Bei nur fünf Runden (darunter zwei knackige Doppelrunden) wird nicht immer ein klarer Sieger ermittelt, man braucht am Ende auch ein wenig Glück.

Das hatte Hannes Ewert (+2 =2 -1) diesmal nicht. Hannes, an 7 gesetzt, lag nach vier Runden mit 3 P und einer guten Leistung ohne spektakuläre Höhepunkte auf Platz 5, verlor dann aber gegen Paul Wielebinski und rutschte mit einem DWZ-Verlust von 26 Punkte auf Platz 14 ab. Paul durfte sich über Platz 6 freuen.

Mit einem Buchholzpunkt weniger auf dem Konto landet Thorben Weist (+2 =2 -1) mit ebenfalls 3 Punkten auf Platz 15. Thorben kann zufrieden sein, immerhin schlug er in Runde 3 mit Schwarz den Lingener FM Milan Kandic (Platz 11) und remisierte in der Folgerunde (erneut mit Schwarz)  gegen Nikolaus Wachinger (ELO 2120, SV Werder Bremen). Eine Runde vor Schluss lag Thorben zusammen mit Hannes auf Platz 5, verlor dann aber gegen Dirk Norbert Jansen (ELO 2179, SVG Plettenberg). 2x in der letzten Runde verloren, also doppeltes Pech für Hellern. Aber Thorben knackte mit satten +22 erneut die 2000er-Marke und darf sich zumindest inoffiziell über eine DWZ von 2007 freuen. Glückwunsch!

Stefan Röhrich darf sich doppelt freuen: Er gewann in der letzten Runde gegen Heiko Schlierf (SV LIngen), kam wie seine beiden Vereinskameraden ebenfalls auf 3 Punkte (+3 =0 -2), landete auf Platz 19 und sackte +22 P in der DWZ-Auswertung ein. Super. Einziges Manko: seine Verlustpartien waren interessanter als seine Siege. Na ja, ganz stimmt das nicht, wie wir sehen werden.

Für Stefan Ewert (+1 =2 -2, Platz 40, -16 DWZ) und Hartmut Weist (+ 0 =2 -3, Platz 51, -24 DWZ) lief es leider nicht ganz so rund, aber in der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes wurden die Punkt nicht gerade auf dem Silbertablett serviert. Stefan hatte zudem das Pech, gleich in Runde 1 gegen den an 6 gesetzten ehemaligen und nunmehr neuen Zweitligaspieler Sebastian Muer (ELO 2253, SK Union Oldenburg) antreten zu müssen. Ohne Erfolg.


Schach mit Florett und Axt

Leider können wir einige spannende Partien nicht vorstellen. Ein dickes Dankeschön daher an Stefan Röhrich, der bereits am Tag nach der letzten Runde seine Partien fix und fertig ablieferte und damit dafür sorgte, dass ein Bericht entstehen konnte, in dem mehr steht als auf der Webseite des Veranstalters.
Stefan hatte in Runde 2 das Pech, gegen den zumindest in dieser Partie gut aufgelegten Marc Racherbäumer (ELO 2278) antreten zu müssen. Racherbäumer gehört zu den schwächeren Spielern im Lingener Kader, für den momentan die Regel gilt: Wer nicht 2400 ELO hat, kommt nicht in die ersten Acht. Sieben Großmeister weist das Aufgebot des Landesliga-Meisters auf, der in Bestbesetzung zur Not auch in Liga 1 antreten könnte. Gegen diesen Schach-Boliden hatte Stefan keine Chance. Wie auch gegen Spartak Grigorian, der beim 9. Ems-Vechte-Cup als 5. auf dem geteilten 1. Platz landete und zuvor in der 2. Bundesliga (SV Werder Bremen II) mit 5 P (9) glänzte.

[Event „9. Ems-Vechte-Cup“]
[Site „Lingen“]
[Date „2017.06.24“]
[Round „4“]
[White „Grigorian“]
[Black „Roehrich“]
[Result „1-0“]
[ECO „A30“]
[WhiteElo „2324“]
[BlackElo „1873“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r1q2rk1/pb1pbppp/1pn1pn2/8/2P1P3/2NQ1NP1/PP3PBP/R1BR2K1 b – – 0 11“]
[PlyCount „23“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „5“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

11… d5 $2 {Das ist im „Igel“ (Hedgehog-Variante) natürlich Wunschkonzert.
Schwarz muss dies in der Regel mit viel Aufwand vorbereiten. Früher landete
in den klassischen Systemen die schwarze Dame auf a8 und selbst mit dieser
Diagonalbatterie war es schwer. Würde d6-d5 nun in dieser Stellung
funktionieren, käme dies einer theoretischen Revolution gleich und man
könnte die Partie umgehend an höchster Stelle einreichen.} 12. exd5 exd5 13.
Nxd5 Nxd5 14. cxd5 Nb4 15. Qb3 $1 {Der Bremer hat alles genau ausgerechnet:
Imponierend!} Rd8 16. Bg5 Nxd5 (16… Bxg5 17. Nxg5 Qf5 18. h4 h6 19. Be4 $1
$18) 17. Bxe7 Nxe7 18. Ne5 $1 Bxg2 19. Qxf7+ Kh8 20. Kxg2 Qb7+ 21. Kg1 Rf8 22.
Qb3 Rae8 {Spartak Grigorian, der zu den großen Nachwuchstalenten der
Niedersäschischen Schachjugend gehörte, spielt mittlerweile für Werder
Bremen 2 in der 2. Bundesliga.} (22… Qe4 23. Nf7+ Rxf7 24. Qxf7 $18) (22…
Rae8 23. Nf7+ Rxf7 24. Qxf7 Qc6 25. Re1 $18) 1-0

Das war hübsch mit dem Florett gespielt. Vor 15.Db3 hat Weiß schon recht tief in die Stellung geblickt. Nach der Partie fachsimpelten die beiden Kontrahenten noch ein wenig und der sympathische Bremer gestattete Stefan einige imponierende Einblicke in die Welt des Igels. Spartak kennt natürlich alle Setups und natürlich auch subtile Details. Allerdings ließ sich Stefan nicht lumpen und holte in der letzten Runde die Axt raus, verzichtete dabei aber auch nicht auf delikate Details. Power-Schach!

[Event „9. Ems-Vechte-Cup“]
[Site „Lingen“]
[Date „2017.06.25“]
[Round „5“]
[White „Roehrich“]
[Black „Schlierf“]
[Result „1-0“]
[WhiteElo „1873“]
[BlackElo „1860“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r1b1k2r/ppq2pp1/2p1p3/4N1bn/2PP1n1p/1B3Q2/PP3PPP/R1B1RNK1 w kq – 0 17“]
[PlyCount „29“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „5“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

17. c5 $3 $18 {[%cal Re5c4,Rc4d6,Rf1d2,Rd2e4,Re4d6] Die geplante
Springerwanderung nach d6 ist gelinde gesagt unangenehm. Die Frage ist:
Welchen Springer nimmt man?} g6 18. Nd2 Nd5 19. Ne4 Bf6 20. Nd6+ Ke7 21. Ndxf7
Rh7 22. Bc2 Rxf7 23. Bxg6 $1 {[%mdl 64]} Rg7 24. Bxh5 Qd8 25. Bh6 Rh7 26. Ng6+
Kd7 27. Nf8+ {Stefan brennt fehlerfrei ein taktisches Feuerwerk ab.} Kc7 28.
Nxh7 Qh8 29. Nxf6 Nxf6 30. Bf4+ Kd7 31. Be5 {Das reicht: Matt in 12.} 1-0


Noch ein Blick in die B-Gruppe. Dort hatten sich 37 Spieler gemeldet, 36 hielten bis zum Ende durch und souverän gewann der an 36 gesetzte Maik Schäfer mit 4½ Punkten (Verein unknown, Rating unknown).