Hellerns Vierte: 4:4 nach spannendem Wettkampf

Am gestrigen Samstag trafen sich sich der Dritte und der Vorletzte der Bezirksliga zum Abstiegskrimi. Klingt verrückt, war aber so! Dass wir nicht komplett antreten konnten, war zu verschmerzen, denn wir hatten mit Frank Pfeier und Leo Santos nicht nur dem Aussehen nach bärenstarken und topfitten Ersatz aufzubieten. Der OSV kam zwar nur zu Sechst, dafür aber mit dem stärksten Spitzentrio der Liga.

Nach dem letzten Spieltag der Bezirksliga hatten gleich sechs Mannschaften, von unserem Gegener vom Osnabrücker SV 2 auf Tabellenrang 3 bis zu uns auf Rang 8, fünf Punkte, und je nach der Anzahl der Absteiger aus der Verbandsliga erwischt es bei uns zwei oder sogar drei Mannschaften als Absteiger. Bentheim-Nordhorn konnte vor dem Spieltag nur noch ein Wunder retten, Hagen 2 nur noch ein Wunder die Meisterschaft nehmen. Aber für alle andere(n) gibt es die freie Platzwahl, das ist schon ungewöhnlich.

Einzelergebnisse:

SV Hellern 4   SV Osnabrück 2   4 : 4
Wöllermann, Ludger (1823) Leiber, Bernhard (2057) 0 : 1
Rothe, Martin (1792) Mann, Klaus-Dieter (1891) 0 : 1
Gillenkirch, Robert (1828) Schlinkert, Karl (1940)  1/2 :  1/2
Dettmer, Niels (1750) Bäumler, Nikolai (1677)  1/2 :  1/2
Thöle, Alfons (1682) Xiang, Edwin (1620) 0 : 1
Weist, Hartmut (1533) + :
Pfeifer, Frank (1546) Belickin, Mirko (1372) 1 : 0
Leonardo Santos (1546) + :

Vor dem Spiel erreichten die OSV-ler Hiobsbotschaften, so dass sie nur zu Sechst antraten. Alles Gute für die Betroffenen von uns aus Hellern! Leo Santos (Brett 8) und Hartmut Weist (Brett 6) brachten uns dadurch aber sofort 2:0 in Führung. Und es sollte bald noch besser kommen, denn Frank Pfeier hatte taktisch alles voll im Griff, fraß erst den weißen b2-Bauern seines Gegners und wenig später eine ganze Figur. Sein Gegner hatte Läufer und Springer auf der c-Linie platziert, und Franks Turm grüßte beide unfreundlich von c2, da war es entschieden.

Dagegen zeigte das Osnabrücker Spitzentrio aus Bernhard Leiber, Klaus-Dieter Mann und Karl Schlinkert sehr bald, wie stark sie (noch immer) sind. Klaus-Dieter Mann ließ Martin Rothe an Brett 2 nicht zur Entfaltung kommen, und in bereits schlechterer Stellung brachte ein taktisches Versehen Martins das schnelle Ende. Ludger Wöllermann (Brett 1) war eigentlich ziemlich gut aus der Eröffnung gekommen, landete aber in einem Endspiel, das auf den zweiten Blick (ich dachte, es sei o.k., hatte aber nur den ersten Blick) gar nicht einfach zu spielen war. Leiber spielte das extrem gut, und Ludger war kurz vor der Zeitkontrolle bereits in Schwierigkeiten, ohne dass zu erkennen war, woran es gelegen hatte. Letztlich entscheidend war wohl das alte Motiv guter Springer gegen schlechter Läufer, aber die Partie endete wie Martins aufgrund eines taktischen Versehens.

Eine ebenfalls sehr starke Leistung auf Seiten der OSV-ler zeigte der junge Edwin Xiang gegen Alfons Thöle (Brett 5). Alfons hatte mit Schwarz seinen König zunächst in der Mitte gelassen und dann „zu Fuß“ kurz rochiert, Xiang hatte lang rochiert. Aber Alfons kam am Damenflügel irgendwann nicht mehr weiter, und schließlich brach Xiang am Königflügel ein. Danach war es schnell vorbei.

3:3 und nur noch zwei Partien liefen: Robert Gillenkirch (ich) mit Schwarz gegen Karl Schlinkert (Brett 3) und Nils Dettmer mit Weiß gegen Nikolai Bäumler (Brett 4). Die Mannschaftsführer besprachen sich, und man tendierte bereits zu einem Doppelremis, aber nicht alle Beteiligten waren einverstanden, und so spielten wir eben weiter. In der Zeitnotphase spitzte sich dann die Lage für uns zu, denn sowohl Nils als auch ich hatten die knappe Bedenkzeit. Aus zwei remislichen Stellungen wurden dann zwei mit Ungleichgewicht, Nils lag im Material vorn, ich hinten. So kämpften wir weiter, aber Nils konnte trotz Mehrqualität in völlig geschlossener Stellung nicht gewinnen – und ich konnte zu unserem Glück die Niederlage vermeiden.


Schlinkert – Gillenkirch: Stellungen nach dem 45. Zug (links), 52. Zug (mitte) und 59. Zug von Weiß (rechts)

In der linken Diagrammstellung kommen nun die Läufer vom Brett: 46. Lf3 Kf8 47. Le2 Lxe2 48. Kxe2 Ke7. 49. Td5 Nun sah es logisch aus, den Bauern a2 abzuholen, aber ich hatte einen anderen Plan: 49. … Tc2+ 50. Kf3 Tc3+ 51. Kg2 Tc2+ 52. Kh3 Te2?! (Siehe mittleres Diagramm.) Nun bekommt Schwarz den e4-Bauern und deckt gleichzeitig den eigenen Bauern auf b4. Trotzdem ist es noch nicht ausgestanden. 53. fxe5 Txe4 54. exf6+ gxf6?! (Gibt den h-Bauern  auf, das ist nicht ungefährlich, aber ich wollte mit dem König in Reichweite des Bauern b5 bleiben.) 55. Tb5 Kf7 56. a3 bxa3 57. Ta5 Te2! 58. Txa3 Tb2 59. Ta7+ (rechtes Diagramm). Ist das Remis? Ich war mir ziemlich sicher, aber tatsächlich ist es noch immer äußerst trickreich und Ottos Analyse (danke Otto: mal wieder Nachtarbeit!) zeigte schnell, dass es sehr schwierig zu halten ist, weil Schwarz (zu) viele Fehler machen kann. Nun aber, es ging auf 21 Uhr zu, waren alle Beteiligten wohl endgültig nicht mehr in der Stimmung weiterzuspielen, und an beiden Brettern kam es zum Friedensschluss.

Jetzt haben wir noch zwei Wettkämpfe, gegen die SG Osnabrück 3 am 8. Spieltag und am Ende gegen den SV Hagen 2. Sieht man einmal davon ab, dass die Klassenzugehörigkeiten in der Verbandsliga, der Bezirksliga und der Bezirksklasse, wenn es so läuft wie im letzten Jahr, zu einem signifikanten Teil nicht sportlich entschieden wird, können wir uns auf ein Finale Furioso der Saison freuen, denn auch nach diesem Spieltag ist fast alles offen: O.k., Hagen 2 ist bereits Meister (Gratulation!), und Bentheim-Nordhorn hat trotz des Achtungserfolges (4:4 bei Lingen 2) nur noch rechnerische Chancen auf den Klassenerhalt. Aber alle anderen müssen zittern: Der Zweite, Lingen 2, hat 7 Punkte, der Vorletzte, Nordhorn-Blanke 4, hat 5 Punkte, dazwischen liegen fünf Mannschaften, die es ebenfalls alle erwischen kann. Zudem ist das Tabellenbild schief, denn der OSV 2 hat nur noch ein Spiel, alle anderen auf den Plätzen 2 bis 8 aber noch zwei Spiele. Eine Vorhersage ist da unmöglich, auch das LigaOrakel kann sich nicht so recht entscheiden. Es sieht aber stark danach aus, dass wir noch mindestens einen Mannschaftspunkt holen müssen. Kobra, übernehmen Sie!