146 Spieler >1800 gingen im oberfränkischen Bamberg an den Start. Der alte Stadtkern gehört zum UNECO-Weltkultur- und Naturerbe. Das Schachturnier ist auch deshalb nach sechs Auflagen für viele ein unverzichtbares Sommerturnier. Man kommt gerne wieder. Dabei ist das A-Open kein Magnet für Super-GM, bietet dafür aber eine außergewöhnliche Qualität in der Breite. Sich in den TOP 100 zu platzieren, ist eine Herausforderung.
Jörg Stock landet im oberen Drittel – nach harter Arbeit!
2018 lockte das 1. Bamberg-Open 24 Titelträger an, darunter 7 GM und ein gewisser Vincent Keymer, der ein Jahr zuvor IM geworden war. Das 7. Open führte leider nur einen GM in der Start-/Rangliste: Hagen Poetsch. Der vielseitige Großmeister hat bereits einige Titel gesammelt. Dass er 2023 TETRIS-Weltmeister wurde, war mir jedoch neu. Recherchieren lohnt sich halt.
Diesmal reichte es nicht für einen Titel. GM Poetsch wurde Siebter. Das A-Open gewann der an 2 gesetzte Dr. Johannes Carow (+5 =2 -0). Mit 5 P. v 5 pflügte der IM durch die ersten Runden. Zum Schluss reichten zwei Remisen gegen IM Hacker und FM Knüdel für einen ½ P Vorsprung in der Abschlusstabelle. Also keine punktgleichen Spieler auf Platz 1, was bei sieben Runden durchaus vorkommen kann.

Jörg Stock war in der Start-/Rangliste die Nr. 31. In der Schlusstabelle wurde er geteilter 22.-38 – nach Feinwertung: Nr. 37. Das war eine gute Platzierung, auch weil Jörg in der ersten Runde noch nicht angekommen war und gegen einen nahezu fehlerfrei spielenden Gegner die Auftaktpartie verlor. Danach kämpfte sich Jörg ins Turnier zurück, aber für die TOP 20 fehlte ihm ein halber Zähler – und wohl auch die bessere Feinwertung. Das fehlende Pünktchen kam ihm in der Partie gegen den 62-jährigen Regionalliga-Spieler Michael Liemann abhanden. Sein Gegner hatte Remis angeboten, aber Jörg hielt seine Stellung für aussichtsreich – und lehnte ab. Einen positionellen Fehler erkannte SF Liemann, der aufdrehte und die Partie verdient gewann.
Danach Jörg holte in den letzten drei Runden 2½ P, was durchaus als schachliche Resilienz bezeichnet werden kann. Dabei hatte er 1x das Glück des Tüchtigen.
Stock – Vuckovich nach 51. b5-b6
„Ich dachte jetzt tatsächlich, dass ich mich rausgemogelt hätte, da ich nach 52.b7 Txb7 endlich ein sinnvolles Abzugsschach mit Tb6 hätte, leider hängt dann der schachgebende Läufer. Mein Gegner dachte offenbar auch so und griff furchtbar daneben.“ Es folgte 51. Teb3? Tc6+!-+ und der Tb3 hängt. Erfreulich: Jörg hat alle Partien ausführlich kommentiert. Die richtige Auswahl war aber nicht einfach. Dazu waren Jörgs Partien überwiegend zu kompliziert. Also mehr strategische Finessen und weniger taktische Knaller. Nachfolgend zwei spannende Weißpartien.
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B-Open – viel Nachwuchs unterwegs!

Im B-Open hatten sich 124 Spieler angemeldet. Darunter auch Jürgen Grosser („Lapy“ bat um Nichterwähnung). Jürgen war an 2 gesetzt, landete aber auf Platz 31. Was war passiert? Gleich in Runde 1 musste er gegen den 13-jährigen Suyash Gavade die Segel streichen. Danach gönnte er sich ein Bye und legte danach einen lupenreinen Hattrick hin. Für ganz oben reichte es nicht. Auch das B-Open war eine Herausforderung. Und die konnte sehr jung sein: so saßen sehr viele begabte Kinder und Jugendliche an den Brettern. Einige waren mit Trainer angereist. Und klar: sie spielten besser als ihre Rating es vermuten ließ. Jürgen musste gegen drei Talente im Altersbereich von 9-15 Jahren ran und holte wenigstens 50% gegen die Youngster.
Auch mit einem besseren Start wäre es für Jürgen schwer geworden. Dies zeigte die Bilanz von Philip Denk, dem Gewinner der B-Gruppe (erneut kein punktgleicher Spieler). SF Denk hat fast nichts abgegeben. 6 P (+5 =2 -0) waren beeindruckend. In der Schlussrunde hatte der an 24 gesetzte Spieler der SF Tegernheim noch die Nerven, den an 8 gesetzten und nominell stärkeren Markus Schmidt zu schlagen. Mit Schwarz. Da muss man erst mal mithalten.
Spaß gemacht hat es auf jeden Fall. Das ist Bamberg: Man kommt gerne wieder.
Postskriptum: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Wir dürfen gespannt sein, wie unsere neue Reisegruppe sich beim Zabo-Open schlägt. Wir werden berichten.