Nach dem 4-4 gegen Veldhausen 2 nun in Runde 2 ein klares 6-2 bei den gastgebenden Spielern von Bersenbrück/Bramsche. Dies reichte vorerst für den dritten Platz hinter Meppen und Osnabrück 3, die nach dem kampflosen 8-0 gegen Veldhausen als DWZ-schwächstes Team der Spielklasse plötzlich Erster sind. Was in Bramsche diesmal richtig gemacht wurde, erklärt Mannschaftsführer Niels Dettmer in seinem Gastbeitrag.
Die Erwartung erfüllt
Nach dem Mannschaftskampf ist vor dem Mannschaftskampf. Auch wenn dieser Spruch für eine Abgabe ins Phrasenschwein sorgen würde, haute ich ihn in unserer WhatsApp-Gruppe einfach mal raus. Siehe da, nach ca. 1 Tag hatte ich die Rückmeldungen unserer Top 7. Das machte mich sehr zuversichtlich für unseren Mannschaftskampf gegen die SG Bersenbrück Bramsche. Die waren in der 1. Runde etwas unter die Räder gegen Riemsloh gekommen. Für unser 8. Brett konnte ich Jonas Schemann gewinnen, der sein Bezirksklassen-Debüt gab. Mit dieser Besetzung erwartete ich angesichts der teilweise gravierenden Rating-Vorteile einen hohen Sieg. War auf dem Papier unser Vorteil riesengroß, stellte sich der Mannschaftskampf lange als umkämpft heraus.
In der Folge die Paarungen je nach Beendigung der Partie.
Brett 8:
Jonas hatte mit seinem Gegenüber ebenfalls einen Bezirksklassen-Debütanten. Die Eröffnung transferierte aus einem Slawischen Aufbau in einen dem Londoner-System ähnlichen Aufbau über. Jonas hätte im Mittelspiel großen Vorteil erlangen können, hat aber mangels Erfahrung diese Möglichkeit übersehen. Die Partie glitt immer mehr in ein remisliches Endspiel ab und beide Spieler eigneten sich auf die Punkteteilung. 0,5:0,5.
Brett 7:
Der massive Rating-Unterschied spiegelte sich in der Eröffnung definitiv nicht wieder. Martins Gegner Franz-Josef Rechtien holte alles aus sich raus und gelangte sogar leicht in Vorteil. Das sorgte dafür das Martin ins Grübeln geriet und die Partie ernsthafter behandelte. Langsam, aber stetig verbesserte er seine Stellung bis der Vorteil auch deutlich sichtbar wurde. Aber die Verwertung gestaltete sich als nicht so einfach. Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte, konnte Martin seine klar bessere Stellung durch Aufgabe seines Gegners in einen vollen Punkt verwandeln. 1,5:0,5.
Brett 5:
Dieses mal konnte Alfons seinen deutlichen Rating-Vorteil in einen vollen Punkt umwandeln. Ganz so einfach wie sich das anhört war es aber nicht. Man merkt Alfons durchaus die lange Spielpause an. Leider hat er mir sein Partieformular nicht überlassen. Deshalb kann ich keine detaillierten Informationen. Irgendwann überreichte SF Bartkowski die Hand zur Aufgabe und es stand 2,5:0,5 für uns.
Brett 1:
Auch an Brett 1 hatten wir einen sehr deutlichen Rating-Vorteil. Stephan spielte die Englische Eröffnung sehr offensiv. Sein Gegenüber behandelte seine Verteidigung aus meiner Sicht etwas zu optimistisch. Bereits nach der Eröffnung hatte Stephan eine bessere Stellung. Diese baute er im Mittelspiel weiter aus. Bemerkenswert ist, dass Stephan ein Matt in 7 Zügen übersehen hat. Das Matt war auf dem ersten Blick nicht erkennbar, aber das Stellungsbild sah sehr verdächtig aus. Sei es drum, Stephan hat es nicht gespielt und seinen Gegner noch weitere 19 Züge gequält. Dann hatte sein Gegner genug und gab seine Partie in hoffnungsloser Stellung auf. 3,5:0,5.
Nun überschlugen sich vor der Zeitkontrolle etwas die Ereignisse.
Brett 2:
Ludger hatte die schwarzen Steine gegen SF Beimdiek. Aus einer Sizilianischen Verteidigung heraus gelangte Ludger nach der Eröffnung in leichten Vorteil. Daraus resultierte ein Mehrbauer.
Die Stellung war auf beiden Seiten allerdings ziemlich zerfahren und es war unklar, ob Ludger seinen Vorteil verwerten kann. Je weiter die Partie fortschritt, desto mehr geriet Ludger unter Druck. Erst verlor er den Bauernvorteil, dann stellte er in extremer Zeitnot auch noch eine Figur ein. Demoralisiert gab Ludger auf. Eine sehr unglückliche Partie von Ludger, da war mehr drin. Kopf hoch. 3,5:1,5
Brett 3:
Laut meiner persönlichen Datenbank hatte ich noch nie eine gewertete Partie gegen SFin Klink gespielt. Meine Analyse Ihrer Partien, die ich in der Datenbank finden konnte, würde mich aber eine zähe und konterstarke Gegnerin erwarten lassen.
Unterschätzen darf man eine rund 100 DWZ-Punkte leichtere Gegnerin aber nicht. Deshalb ging ich die Aufgabe vom ersten Zug sehr konzentriert an. Aus meiner Lieblingseröffnung transferierte das Stellungsbild in eine Position über, die viele als „Bertramisch“ bezeichnen. Dadurch gelangte ich relativ früh in der Eröffnung in Vorteil.
Mein Plan war mir am Anfang nicht ganz so klar. Ich rechnete lange an einem Durchbruch am Königsflügel, entschied mich dann aber für den Damenflügel. Im Mittelspiel traf ich dann nicht immer die beste Entscheidung, geriet aber nie in Nachteil, weil mein Raumvorteil so groß war. Ich schnürte meine Gegnerin immer weiter ein, sodass sie sich genötigt sah, einen Ausfall mit c5 zu versuchen. Das ging allerdings nach hinten los.
Offensichtlich hatte ich tiefer gerechnet (ich hatte allerdings ein Abspiel nicht berechnet) und nachdem sich der Rauch des Gefechts gelichtet hatte war ich klar im Vorteil. Jetzt ging es nur noch darum den Vorteil zu verwerten. Leider saß mir die Zeitnot extrem im Nacken.
# Zeitmanagement.
Wie mir Stephan im Nachhinein aufzeigte, hatte ich die schnellste Möglichkeit ausgelassen. Ich wählte die zweitbeste Abwicklung, tauschte die schwarzfeldrigen Läufer und brachte den Springer ins Spiel. Danach gewann ich den ersten Bauern und kurz darauf den zweiten. Die Druckstellung sorgte für einen Fehler bei meiner Gegnerin, sie stellte den Turm ein. Trotz einer enormen Druckstellung meinerseits hatte Sabine Klink sehr lange standgehalten.
Wir gingen 4,5:1,5 in Führung.
Brett 6:
Klaus, genannt „Lappi“, wählte die Sizilianische Verteidigung gegen e4. Ich persönlich halte seinen Aufbau in der heutigen Zeit für etwas suspekt. In der Folge hatte er auch keinen Vorteil gegen seinen ca. 400 DWZ-Punkte leichteren Gegner. Was die Situation noch deutlich verschlechterte, war seine weitere Stellungsbehandlung im Mittelspiel. Plötzlich ergaben sich große Schwächen auf den schwarzen Feldern im Bereich um seinen Monarchen. Ich sah zwar noch eine Möglichkeit, der drohenden Gefahr zu entkommen, Lappi wählte allerdings ein anderes Abspiel. Die gewählte Variante hatte allerdings zur Folge, dass er seinen Springer gegen einen Bauern geben musste. Die weitere Abwicklung ins Endspiel konnte ich leider nicht verfolgen. Jedenfalls hatte Lappi es geschafft, aus einem verlorenen Endspiel ein machbares zu machen.
Vor der Partie hatte ich im auf dem Weg gegeben, dass ein Remis keine Option heute für ihn ist, es sei denn, er hätte es bis zur letzten Patrone ausgekämpft. Lappi spielte seine Erfahrung im Endspiel aus und setzte mit seinem Remis nach bravourösem Kampf im Endspiel seiner Verluststellung im Mittelspiel die Krone auf. 5:2 für uns. Wahrlich bis zur letzten Patrone ausgekämpft.
Brett 4:
Ramin hatte sich meine Kritik zu Herzen genommen und spielte ein solides Spiel aus einer gesicherten Königsstellung heraus. Die Eröffnung verlief ziemlich ausgeglichen.
Der Übergang ins Mittelspiel ging an Ramin, wenngleich er klaren Vorteil mehrmals ausließ. Sein Gegner erwieß sich als zäh und verlangte Ramin fast alles ab. Ich hatte zwischenzeitlich nur mit einem Remis gerechnet, weil im Endspiel zwei Bauern von Ramin gleichzeitig hingen. Das war in der Analyse aber ein Trugschluss, denn die Bauern hingen nicht wirklich und Ramin hatte das Endspiel dieses mal voll im Griff. Nach 4,5 Stunden konnte er dann seinen ersten Punkt in dieser Saison vermelden.
Endstand 6:2.
Auch wenn der Mannschaftskampf in der Höhe angemessen ausfiel, sah es im Verlauf der Partien nicht so klar aus. Letztendlich setzte sich der DWZ-Vorteil im Endergebnis durch. Wir mussten dafür aber ganz schön kämpfen. Bei einigen Spielern ist der Rost fast abgeschüttelt, bei einigen noch nicht. Wir arbeiten daran und freuen uns auf unser erstes Heimspiel gegen die Dritte vom OSV am 20.11.
Niels Dettmer (Mannschaftsführer SV Hellern 4)
Fotos: © 2021 Stephan Niendieker