Am 21.12.2020 fand ein Onlinewettkampf zwischen den Jugendmannschaften des SV Hellern und des PSV Uelzen fand. Es war ein frei vereinbartes Kräftemessen. Jeweils sechs Jugendspieler aus Hellern und Uelzen spielten auf Lichess online gegeneinander. Ein taktisch geprägter Kampf, und die schönsten Kombis sind auch das Thema des Gastbeitrags von FM Hannes Ewert.
Dieser Wettkampf war der Erste, der Zweite wird noch folgen. Das Datum ist noch unklar, wird aber noch bekannt gegeben. Im besten Fall sollen nämlich die Spieler, die am 21.12.2020 gespielt haben, den Wettkampf fortführen.
Organisiert wurde das Event von dem Uelzener Spieler und Trainer Torben Knüdel, auf der heimischen Seite wurde es vom Duo Jose Santos und Hannes Ewert organisiert.
Wie man sieht, war der SV Hellern zahlenmäßig überlegen. Das spiegelte sich auch im Endergebnis wider, später dazu mehr.
Die Teams trafen sich abends um 19:00 Uhr auf dem Server von Lichess und spielten drei Rapid-Partien. Der Zeitmodus: 10 Min für die Partie + 5 sec Inkrement für jeden weiteren gespielten Zug. Der aufmerksame Leser mag sich wundern, wieso es nur drei Rapid-Partien bei sechs gegnerischen Spielern sind. Nun, die letzten drei Rapid-Partien werden im zweiten Durchgang gespielt.
Im ersten Wettkampf spielte also planmäßig die erste Teilmannschaft des SV Hellern gegen die erste Teilmannschaft vom PSV Uelzen nach dem Prinzip „Jeder gegen jeden“. Leider funktionieren aufgestellte Pläne nicht immer und somit gab es einige Verschiebungen bei den Paarungen. Das ist nicht weiter schlimm, da beim zweiten Teilwettkampf sowieso die restlichen drei Gegner bespielt werden und man somit insgesamt gegen alle 6 gegnerischen Spieler gespielt haben wird.
Erste Runde: 4 – 2 für SV Hellern
Max Peter Schulze – Ben Dittrich
Hier hatte Weiß (Max Peter Schulze) 1. Lg5 gespielt, was offensichtlich mehrere Figuren angreift bzw. fesselt. Der Turm auf e1 hat sowohl den Springer auf e7 im Auge als auch den abgeschnittenen Läufer auf a1. Die Stellung ist hoffnungslos verloren, kurz danach gab Ben auf.
Philipp Falke – Philipp Kleemann
Auch hier bewies Philipp seine Taktikstärke und packte den (bei Italienisch-Kennern) allseits beliebten Sxh3-Schlag aus. Schwarz gewinnt einen wichtigen Bauern, der König wird weiter geschwächt. Einige Züge später folgte diese Stellung:
Und auch hier ist der Bauer auf h3 wieder ein Schwachpunkt. Es folgte 1…Txh3, der nächste Bauer geht flöten. Zudem muss der König nehmen, die Dame erscheint danach unangenehm auf g1. Die Stellung wurde kurze Zeit später von Weiß aufgegeben.
Zen Albosen – Simon Brackmann
Simon konnte hier mit 1…Dxc4 seinen Vorteil weiter realisieren und sammelte einen Bauern ein. Die bessere Leichtfigur, ein gedeckter Freibauer im Zentrum und die ständig weniger werdende Zeit des Gegners verhalfen Simon zum Sieg.
Zweite Runde: 4 – 2 für SV Hellern
Philipp Kleemann – Zen Albosen
Philipp Kleemann nutzte ein Motiv im Schach mehrmals aus. Die Fesselung spielt auch hier eine große Rolle und es folgte 1. Te1. Schwarz hätte mit Kf8 einen Gegenangriff starten können, entschied sich jedoch zu 1…d6. Danach spielte Philipp sehr stark 2…Ld5! Dies greift den Turm an und entzieht sich dem schwarzen Tempoangriff durch Kf8. Danach folgte f4 und die nächste Figur war weg.
Max Peter Schulze – Felipe Santos
Felipe konnte einen Eröffnungstrick im Skandinavier ausnutzen. Weiß hatte hier überzeugt Lg5 gespielt. Jedoch ist die Figur, die den Lg5 deckt, gefesselt. Felipe beseitigte die Verteidigungsfigur und schnappte dann mit Dxg5 zu.
Das ist immer noch die gleiche Partie, Felipe spielte hier 1…Df5?? Weiß erwiderte mit2. Dd3 und realisierte nicht, dass Weiß nach 2.Dxf5 exf5 3.Txe7 die Figur zurückgewinnt und sehr gut steht. Weiß hat die aktiveren Figuren und Schwarz wäre stark unterentwickelt.
Simon Brackmann – Faris Abu Laila
Schwarz spielte hier 1…The8, was direktes 2.Dxc7# ermöglicht. Vielleicht wollte Schwarz auch Tc8 spielen, ein Maus-Slip ist online immer möglich.
Dritte Runde: 5 – 1 für SV Hellern
Kilian Kaberi – Max Peter Schulze
Kilian Kaberi haute mal richtig auf den Tisch und spielte eine Kombination, die einige live nicht gesehen haben. Weiß entkorkte hier 1. Td8+!!
Das Nehmen mit dem Läufer ist forciert, danach folgt Dd7 Matt. Ich vermute, dass das Turmopfer nicht ganz einfach zu sehen ist, da es sowohl ein horizontaler als auch ein vertikaler Zug ist und obendrein kein Schlagzug ist.
Ben Dittrich – Jannes Wengel
Weiß (Ben Dittrich) hatte 1. 0-0 gespielt und drohte mit dem Bauern auf f6 zu schlagen. Der Schwarze spielte 1…d6, realisierte die Drohung zu spät und verlor die Figur. Einige Züge später auch die Partie.
Zen Albosen – Jakob Dittrich
Schwarz (Jacob Dittrich) spielte hier 1…Da4-+. Der Zug greift sowohl den Turm auf d1 als auch den Läufer auf f4 an. Die Stellung ist zudem durch den schwachen weißen König geprägt. Kurze Zeit später gab es auch Probleme auf der Grundlinie, das hat Weiß am Ende auch das Genick gebrochen.
Felipe Santos – Jakob Krauß
Diese Stellung entstand bei Felipe in Runde 3. Auffällig ist, dass Weiß eine Figur mehr hat, dafür aber noch passiv steht und aufpassen muss, dass kein schnelles Matt auf der h-Linie folgt. Felipe spielte hier 1.Lxg4, was ein krasser Fehler ist. Danach folgte 1…De5 und das Matt auf h2 wird nur unter großem Materialverlust verhindert. Es folgte noch 2.g3, jedoch kann Schwarz aufgrund der Fesselung 2…Dxg3+ spielen. Somit gab es ein Matt nach 11 Zügen, das sieht man auch nicht oft.
Philipp Falke – Simon Brackmann
Simon spielte eine sehr schöne Partie und hatte sich eine aussichtsreiche Stellung erarbeitet. Weiß hatte hier 1.g4 gespielt und öffnete seine Königsstellung. Simon erkannte das Problem des Zuges, räumte sofort seinem Läufer auf b7 freie Bahn und spielte 1…Sxb4 , weil danach der Springer auf f3 ungedeckt ist. Wenig später kollabierte die weiße Stellung völlig, da die Königsstellung einfach zu viele Schwächen aufwies.
Insgesamt gewannen wir 13-5. Glückwunsch an alle Spieler, das war eine sehr gute Leistung. Wie eingangs erwähnt, steht das Rückspiel noch aus!
Auch zum zweiten Wettkampf wird es einen Bericht geben, bis dahin!
Hannes Ewert
Fotos: © Hellern-Archiv 2018-2020