Am 01.11. fand die dritte Runde der Bezirksliga statt und wir hatten volles Haus im Clubheim, denn die dritte und die vierte Mannschaft spielten zeitgleich. Es war schon eine kuschelige Atmosphäre mit 32 Schachspielern und zahlreichen Kiebitzen. Ein Gastbeitrag von Niels Dettmer.

Wir waren gegen die 3. Mannschaft vom SV Osnabrück an allen Brettern Favorit, zum Teil mit großer Wertungszahl-Differenz. Unser Gegner war nach eigenen mit dem letzten Aufgebot angetreten. Aber gerade diese Mannschaftskämpfe bergen viel Gefahr, denn der Underdog (die Gäste hatten nur zwei Spieler aus den Top 8 mitgebracht) hatte nichts zu verlieren, nur zu gewinnen.
Nach pünktlichem Beginn machte ich nach ca. 30 Minuten meinen ersten Rundgang. Alle Bretter sahen positiv aus, unsere Mannschaft war gut und sicher in den Mannschaftskampf gestartet. An Brett 8 konnte man aber schon früh erkennen das Andre Böhmes Gegner Kurt Steinkamp bestrebt war, möglichst schnell und bei jeder Gelegenheit Material zu tauschen. So kam es auch, sodass nach etwas mehr als einer Stunde in einer Stellung mit ungleichfarbigen Läufern und jeweils sechs Bauern ein Friedensschluss erfolgte.
An Brett 1 versuchte Martin „Locke“ Hart gegen Justin Berling einen Vorteil herauszuholen. Dominik Suendorf an Brett 2 hatte gegen den Vetranen Klaus-Dieter Mann einen Königsangriff gestartet, der vielversprechend aussah. Joe Santos an Brett 3 hatte dagegen eine unklare Stellung, aber die Initiative. Für seinen Gegner Jason Schwab war es der erste Bezirksliga-Einsatz in dies er Saison. Jürgen Grosser hatte an Brett 4 den Königsflügel seines Gegners Luca Sebastian Czubk aufgerissen, Tom Spierenburg sah sich an Brett 6 einen energischen Königsangriff von Alex Arndt ausgesetzt.
Auf meinem Brett konnte ich gegen Dennis Han Raumvorteil und die Initiative für mich verbuchen, aber mein Gegner hatte sich bis hierhin umsichtig verteidigt, so dass noch kein Material verloren ging. Stefan zauberte gegen Maximilian Reuschel aus einem Stonewall-Aufbau einen Angriff auf die Rochade des weißen Königs aufs Brett.
Pech und Pannen
Nach Ablauf der zweiten Stunde erfolgt die Punkteteilung am ersten Brett, „Locke“ konnte leider nicht mehr aus der Stellung herausholen.
Nun gingen wir zu Pech und Pannen über. Das erste Opfer war Dominik, der eigentlich besser stand, aber die falsche Abwicklung wählte, in einem tödlichen Konter seines Gegners landete und die Waffen strecken musste. Eine ähnliche Panne muss dann auch wohl bei Joe passiert sein, denn plötzlich fehlte eine Figur bei ihm. Die Verteidigung der Position war danach auch wohl sehr schwierig, weshalb Joe die Partie aufgab. Damit lagen wir 1:3 im Rückstand.
Bei Jürgen sah es aber sehr gut aus, denn er beschäftigte seinen Gegner auf der offenen g-Linie. Da Jürgen auch über deutlich mehr Raum verfügte, gestaltete sich die Verteidigung der schwarzen Stellung als immer schwieriger. Nach dem die schwarzen Figuren sich am Königsflügel fast verknotet hatten, startete Jürgen einen weiteren Angriff am Damenflügel und konnte dabei die c-Linie öffnen. Es tauschte sich etwas Material vom Brett, aber gerade als Jürgens Gegner sich entknoten konnte, schlug er mit Springer und Dame zu und konnte entscheidendes Material gewinnen.
Wir konnten somit auf 2:3 verkürzen.
Für die Galerie gespielt
Tom hatte in der Zwischenzeit den Königsangriff geschickt und umsichtig abgewehrt. Sein junger Gegner hatte sogar eine Figur geopfert, um den Angriff noch zu verstärken, aber das sollte sich als Strohfeuer herausstellen. Tom formierte seine Truppen zum Gegenangriff und konnte dabei recht schnell einen Turm durch einen Einsteller seines Gegners gewinnen. Wenige Züge später hatte Tom seinen Gegner mattgesetzt. Ausgleich zum 3:3.
Fast eine Pleite
Mit meiner Partie hätte ich dann fast die Kategorie Pleiten besetzt. Mein Gegner musste im Übergang zum Endspiel einen Bauern geben, um etwas Gegenspiel zu bekommen. Wir hatten danach ein Schwerfigurenendspiel mit 6 gegen 5 Bauern und DTT, mit Raumvorteil für mich. Aber gerade solche Endspiele sind brandgefährlich. Mein Gegner erlaubte sich wenige Züge später eine Ungenauigkeit und ich konnte einen weiteren Bauern einsammeln. Aber die Stellung blieb gefährlich. Ein paar Türme wurden getauscht. Jetzt wurde es brenzlig. Mein Gegner griff beherzt am Damenflügel an, jeder konnte einen Bauern vom Brett nehmen. Ich wollte ein bisschen in die Trickkiste greifen – und stellte einzügig die Partie weg! Zum Glück hatte mein Gegner nicht die Taktik gesehen (ich auch nicht) und wir spielten weiter. Wenige Züge später konnte ich dann den vollen Punkt verbuchen, am Ende allerdings mit mehr Glück als Verstand.
Damit konnten wir auf 4:3 stellen.
Stefans Partie war ein Dilemma. Sein Königsangriff sah sehr vielversprechend aus. Mindestens einmal hat er allerdings den Ausknipser übersehen. In der nachfolgenden Stellung gewinnt Schwarz. Frage: der Läufer f1 muss weg, aber wie?
Die Lösung findet man hier. Am Ende einigte man sich um den 40. Zug auf Remis in Gewinnstellung für Stefan.

Somit konnte wir einen sehr glücklichen und schmeichelhaften 4,5:3,5 Sieg gegen einen nach DWZ klar unterlegenen Gegner einfahren. Aber die DWZ gewinnt keine Schachpartien, sondern die Spieler.

Unsere Vierte bot zeitgleich einen heroischen Kampf gegen die 2. Mannschaft der SG Osnabrück, musste sich aber am Ende 3,5:4,5 geschlagen geben.
Fotos: © Hellern-Archiv
 
