Recklinghausen: Reinhold verpasst den 5. Platz

Am Ende entschied etwas Skurriles über den finalen Platz in der engmaschigen Spitzengruppe der „Recklinghäuser Schachwoche“: Reinholds letzter Gegner Alexander Barskij (SV Unna 1925) war  vorbereitet! Aber wie? SF Barskij hatte mit Weiß ausgerechnet eine Partie haarklein untersucht, die Reinhold nur ein einziges Mal (!) gespielt hatte – und das vor fast einer Dekade!

Von Beginn an ganz vorne

Barskij präsentierte einen Stockfish-Zug, der mittlerweile die Main Line okkupiert hat, und, so Reinhold, „großmeisterliche Qualität“ besaß. Gut, ein starker Zug ist schön, aber das muss dann auch konsequent weitergespielt werden. So geschah es (leider) und am Ende stand eine Punkteteilung. Und so musste Reinhold, der an 8 gesetzt war, mit dem 11. Platz zufrieden sein. Ein Sieg hätte unserem Mitstreiter Platz 5 beschert – auch dank seiner exzellenten Feinwertung.

Reinhold Happe (Archivfoto).

Dass es bei der „Recklinghäuser Schachwoche“ eng werden würde, war klar. Das Turnier war auf 7 Runden beschränkt (40/90 Nin, Rest 30 Min + Inkrement 30 sec). Erfahrungsgemäß ist daher die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende die Feinwertung entscheidet, sehr groß.
Aber Reinhold spielte von Beginn an ganz vorne mit. Nach drei Runden führten der spätere Sieger Noel Gallas (SF Essen-Katernberg, ELO 2174), Reinhold Happe (ELO 2070) und Sviatoslav Sunko (ELO 2083) mit jeweils drei Punkten die Tabelle an.

In Runde 3 stand Reinhold das Glück zur Seite. Leider hatte er eine Gewinnstellung nicht konzentriert auf den Punkt gebracht. Das führte zu einem Turmendspiel, das für Reinholds Gegner keine schöne Erfahrung war.

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In Runde 4 gelang Reinhold dann ein Remis gegen den an 1 gesetzten Jan-Louis Wichtrup (SK Münster, ELO 2220). Der hatte bereits einen halben Zähler abgegeben. Sein Remis gegen Reinhold hinterließ Spuren. Der Münsteraner holte nur noch 1 P (3) und landete am Ende auf Platz 19.

Aus Helleraner Sicht war dies eine nahezu perfekte Zwischenbilanz. Aber es fehlten danach das Losglück und letztendlich auch ein wenig die Kondition. Das Remis in Runde 5 gegen den späteren geteilten Ersten Andreas Winterberg (SV Walltrop 1922, ELO 2014) war bereits anstrengend, aber noch befand sich Reinhold in der Spitzengruppe, zu der mittlerweile auch FM Kummerov gehörte. Aber alles hatte „Körner“ gekostet.

Das Aus kam in Runde 6

Der Knock-out gegen den 15-jährigen Luka Schwitkowski (SV Erkenschwick 1923, ELO 2121, vor zwei Monaten 18. bei der DEM U16 in Willingen) war dann das Aus im Kampf um den Turniersieg. Sportlich konnte sich Reinhold nichts vorwerfen: sein Gegner war schlicht und einfach stärker.

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Es ist die immergleiche Geschichte: Luka war 2023 noch mit einer Rating von 1450 unterwegs, zwei Jahre später waren es 671 Ratingpunkte mehr – plus der 22 Punkte, die der Nachwuchsspieler in Recklinghausen „abholte“. Dabei spielt Luka nicht mal in der Zweitliga-Mannschaft des SV Erkenschwick, sondern ist für die Zweite ’nur‘ an 12 gemeldet. Die spielt in der fünftklassigen NRW-Klasse 2 und hat nur einen GM, fünf IM und einen FM vorzuweisen. Ironie Ende. Im Schachbund NRW ticken die Uhren einfach schneller!

Vor der letzten Runde fehlte Reinhold nur ein halber Punkt, um oben mitmischen zu können. Unrealistisch war das nicht, denn in Runde 7 endeten alle Partien an den Brettern 1-4 unentschieden. Das halbe Pünktchen fehlte trotzdem So ging es nur noch um den geteilten 2. Platz. Doch dann kam der großmeisterliche Zug!

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Endtabelle

Recklinghäuser Schachwoche. Grafik: Thal

Unterm Strich ein spannendes Turnier. Reinhold verlor nur 1x, spielte 2x unentschieden gegen zwei geteilte Erste und war in seiner Punktgruppe der Beste in der Feinwertung. Ein gutes Turnier – und eine gute Saisonvorbereitung!

Weitere Sommerturniere

Beim 38. Sonnenterrassen Open 2025 (B-Turnier unter 2100 Elo) wurde Harald Szobries mit 5,5 Punkten Fünfzehnter (+4 =3 -2). Bereits nach vier Runden reichten 50% nicht mehr für ein Finish „ganz oben“. Immerhin folgten in den letzten drei Runden drei Siege.

Harald Szobries

Insgesamt konnte die ELO-Performance nicht ganz zufriedenstellen. Aber in dem vom Sportverein Schwarzach ausgerichteten Turnier mussten sich viele ältere Spieler mit Talenten messen, deren Spielstärke ihrer aktuellen Rating bereits enteilt war. Das kostet Rating-Punkte. So verlor Harry gegen den 12-jährigen Yan Xi Chen, dessen ELO-Performance mehr als 250 Punkte über seiner aktuellen Rating lag. Ob ein Turnier also gut, mittelmäßig oder schlecht war, das hängt auch von derartigen Faktoren ab. In Harrys Fall lag der Mehrwert irgendwo zwischen gut und mittelmäßig.

Fotos: Hellern-Archiv