Locke wird 60 – Part 2: brillante Partien

Gratulieren kann man „Locke“ immer – Party ist aber am Freitag, d. 6.12. Im zweiten Teil der Vorab-Feierlichkeiten stellt die Redaktion eine Reihe von Schachpartien vor, in denen Martin Hart sein Können unter Beweis stellte. „Locke“ kann auch positionelle Partien spielen- also langweilige, aber seine Kreativität und sein ausgeprägtes Stellungsverständnis sind in taktischen Scharmützeln besser zu erkennen – und deutlich unterhaltsamer.

„Matt!“ – „Selber matt!“

Schachspieler sind (auch) Sportler und Sportler lieben Anekdoten. Besonders die älteren, zu denen auch der Verfasser dieses Beitrags gehört 🙂
„Weißt du noch, als …?“, heißt es dann an der Theke unseres Vereinslokals. Man mag dann nicht „Nein“ sagen, aber vieles verblasst im Laufe der Jahrzehnte. Aber nicht in der Schachabteilung des SV Hellern. Wir verfügen über ein Medienarchiv mit über 5.700 Fotos und eine Datenbank mit über 8.000 Partien. Fast 500 wurden von „Locke“ gespielt. Anders formuliert: unserer Redaktion entgeht nichts.

Erst recht nicht die erste Partie unserer Partiensammlung. Matt setzen, obwohl man selber matt ist? Geht das im Schach?  Einfach mal nachspielen!


Bitte auf den rechten Pfeil klicken, um die Partienliste zu öffnen.

Und hier ist der alternative Nachspiellink.

16 Züge in 60 Sekunden

15 Partien haben wir zusammengestellt. Da ist die von Martin kommentierte Partie gegen Jürgen Küntzler, den „Locke“ mit seinem Königsgambit in 21 Zügen überrumpelte. Küntzler war in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre der Shooting Star in der Osnabrücker Schachszene. Er qualifizierte sich m.E. sogar für die Verbandsmeisterschaften Münsterland.

Ein Schwerpunkt der Auslese sind taktische Partien. „Locke“ war und ist kombinationsfreudig und äußerst kreativ. Es lag auf der Hand, einige der schönsten Opfer zu präsentieren.

Aber Schachpartien sind mehr als Züge, die auf dem Notationszettel landen. Sie verbergen Geschichten, die nur jene kennen, die dabei gewesen sind. Zum Beispiel die Partie gegen Ulrich Kubicki (Turm Lüneburg). Es stand 3½-3½ und wir mussten auswärts gewinnen, um in die Oberliga aufzusteigen. Die entscheidende Partie spielte „Locke“, allerdings mit 60 Sekunden restlicher Bedenkzeit nach dem 24. Zug. Der Verfasser war damals Mannschaftsführer und notierte die Züge, allerdings vor Aufregung mit zittriger Hand.

16 Züge in 60 Sekunden. Das sind 3,75 sec pro Zug. Unmöglich.

Und was passierte? „Locke“ schaffte es – und gewann sogar. Dazu passte es ganz gut, dass er auch das letzte Match der Saison zum Sieg führte. Er gewann die allerletzte Partie bei der SG Niederelbe. Hellern war in der Oberliga. Ein Remis hätte nicht gereicht.

Zu erwähnen sind auch Partien gegen Meisterspieler. Für einen Amateur ist es fast unmöglich, einen Großmeister zu schlagen. Schon eine FIDE-Meister wird zum Problem. Aron Pasti war FM – und erneut wurde ein Gegner das Opfer von „Lockes“ Königsgambit. Pasti ist mittlerweile IM.

Und Großmeister? Gegen GM Gudmundur Kjartansson gelang es „Locke“. Und das mit den schwarzen Steinen. Wohl auch, weil er auf die Aljechin-Verteidigung setzte, die er in- und auswendig kennt. Sehenswert ist, dass der GM Martins König quer über’s ganze Brett jagte, bis dem Jäger die Puste ausging. Ein dramatisches Spektakel.

Das war’s! Die Redaktion wünscht unserem Mitstreiter alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin ein Gespür für die richtigen Züge!

Fotos: © Hellern-Archiv 1975-2024