Verbandsliga: Hellern II verliert Prestigeduell

„Am 23.04.23 musste unsere zweite Mannschaft erneut eine bittere Niederlage gegen die Reserve des SG Ammerland hinnehmen. In dem nördlich  gelegenen Spiellokal im Schulzentrum des Kurortes Bad Zwischenahn war an diesem Sonntagnachmittag viel los. So spielte gleichzeitig das 2. Starensemble aus Kirchweyhe gegen Ammerland 1. Kirchweyhe wird der kommenden Saison in der Oberliga Nord West spielen“ (Ein Gastbeitrag von Ramin Kaberi).

 

Blunder & Mistakes

Quelle: Niedersächsischer Schachverband
  • Joachims Blunder im 16. Zug – verlor die Kontrolle über sein Brett.
  • Brösels mistake im 39. Zug – verspielte den sicheren Sieg. In der Diagrammstellung ist Weiß am Zug. Welcher Zug ist der Korkenzieher?
  • Ramins mistake im 20. Zug – in der Diagrammstellung ist Schwarz am Zug. Möglichkeiten gibt es wie: 20…h5 oder 20…Lh2+, aber auch 20…Lexd4 oder  20…Lxh3. Hier die Lösung:

Hinzukam ein Blunder von Norbert, der eine Figur verlor. An vier Brettern wurde also der sichere Gewinn verspielt.

Schach kann eigentlich einfach sein

Man kauft sich ein bis zwei Eröffnungsbücher für Schwarz, zum Beispiel: „Wie spielt man gegen 1.e4 oder gegen 1.d4“ – und schon würde ein Eröffnungsrepertoire existieren. Der Gedanke ist nicht schlecht. Aber was machst du, wenn deine Gegner mit Weiß 1.d3 oder 1.f4  spielen?

Wer spielt um Himmels willen so?  Tja, die Reserve der SG Ammerland. Wenn man diese Eröffnungen mit der Engine und der Bitte um Auflösung prüft, dann bekommt man folgende Hinweise: “Bird, Larsen, Nimzowitsch, Mieses und moderne Eröffnungen bzw. Verteidigungen“. Kommen einem diese Namen überhaupt bekannt vor? Irgendwer spielte auch 1.a2-a3, benannt nach Adolf Anderssen. Der spielte seinerzeit gegen Paul Morphy, Wilhelm Steinitz und Joseph Henry Blackburne und war sogar sehr erfolgreich damit.

Das Gute an diesen seltsamen Eröffnungen war, dass wir an fast allen Brettern besser oder auf Gewinn standen. Das ist wie folgt zu verstehen: Man stelltt Champagner im Kühlschrank kalt und sucht nach einem Korkenzieher. Gleich vier Spieler von uns suchten nach diesem und konnten ihn nicht finden. Die Moral von der Geschichte ist: Wer sucht., der findet, jedoch wer sucht und nichts findet – dann wird ein anderer es finden.

Und nun zu den Brettern:

Brett 1: Hans – Meyjohann = ½ : ½

Patrick Meyjohann spielte gegen Julian Hans für meinen Geschmack sehr gut. Schnell die Damen abtauschen, lange Rochade tut dem Selbstbewusstsein auch gut. Nach bereits 17 Züge blieben zwei Leichtfiguren und zwei Türme für jeden übrig. So einigten sich die beiden Kontrahenten am Spitzenbrett auf ein gerechtes Remis.

Brett 2: Reins – Rein = 1:0
Reins-Rein nach dem 16. Zug

Unser Kapitano produzierte im 16. einen Blunder. Die Engine zeigt nach 16. e5 gleich zwei rote Fragezeichen an. Stattdessen hätte Joachim 16. Ld6-a3 ❗ spielen sollen. Ich habe mir seine Stellung zu Hause in Ruhe angeschaut. Auch ich würde nach 16. e5 lieber mit Schwarz spielen wollen als mit Weiß. Denn Schwarz hat a) bereits rochiert; b) hat das Läuferpaar und c) zusätzlich auch noch einen Bauer mehr. Die Optik täuscht aber. Tatsächlich aber stand Weiß auf Gewinn, eine Stellung, die SF Henning Reins fehlerfrei zu Ende spielte.

Brett 3: Pallapies – Benning = 0:1

Bei Michael Benning sah es bis zum 26. Zug ausgeglichen aus, aber obwohl er einen Bauer mehr im Endspiel hatte, war noch nichts entschieden. Doch dann zeigte sein Gegner Nerven. Als SF Pallapies seinen letzten Turm gegen Läufer+Bauer tauschte, nutzte Michael die Lücken konsequent aus. Eine sehr starke Vorstellung. Merci beaucoup!

Brett 4: Dopychai – Ernst = ½ : ½

Die Damen verschwanden nach 4 Zügen vom Brett. Kurios. Nach etwa 20 Zügen blickte ich kurz rüber. Ich hielt die Stellung von Franz Ernst (Schwarz) für sehr komfortabel. Letztlich einigten sich beide auf ein Remis.

Brett 5: Wiechmann – Grosser J. = 0:1

Die Partie sah ziemlich ausgeglichen aus, wobei Jürgen Grosser mit Beton-Schach eröffnete – seinen König mit möglichst 3 Figuren und 4 Bauern zu decken, dabei keine Lücken auf dem Damenflügel freizulassen. Doch dann musste Jürgen eine Qualität für Leichtfigur + 1 Bauer opfern. Er geriet quasi in Panik und bot Remis an, obwohl er voll auf Gewinn stand. Tja, sein Gegner lehnte zum Glück das Remisangebot ab. Nach dem Abtausch der Figuren und Bauern stellte Jürgen fest, dass er gleich zwei unaufhaltsame Freibauern auf der b- und c-Linie bekam. Um die Freibauern zu stoppen, entschied sich SF Wiechmann dafür, mit all seinen Figuren das Königs-Territorium zu verlassen. Natürlich ließ sich Jürgen die Rosinen nicht vom Kuchen nehmen. Matt in 6 #. Muchas gracias.

Brett 6: Gerdes – Dr. Schütt = 1:0

Zu diesem Zeitpunkt stand es 3:3. Uns fehlte nur noch mindestens ein Punkt aus drei Partien. Eigentlich machbar. Aber nicht, wenn man eine Figur weniger hat. Sehr unglücklich.

Brett 7: Kohlmann – Kuchemüller = ½ : ½
Kohlmann-Kuchemüller

„Am schwersten ist es, ein gewonnenes Spiel zu gewinnen“ (E. Lasker). Heute war es für Uwe eigentlich nicht schwer. Brösel spielte ein Gambit. Ja, auch nach 50 Jahren kann er das – und wie! Er spielte fabelhaft, souverän, einfach schön. Leider sah er nicht das brutale Mattmotiv mit dem Namen „Arabisches Matt“. Statt diesen Matt vorzubereiten, entschied er sich im 39. für „Turm deckt Bauer“. Richtig war 39. Tg7 ❗❗. Es droht das Aus für Schwarz. Absolut ärgerlich. Wieder mal einen halben Taler verschenkt.

Brett 8: Haase – Kaberi R. = 1:0

Meine erste Niederlage in dieser Saison. Mein Gegner Sven Haase – in meinen Augen einer der stärksten Schachspieler, den ich jemals live gesehen habe – spielte über 64 Züge lang Schach allererster Sahne. Seine Zuggenauigkeit betrug 91%. Ich opferte ein Bauer für die Entwicklung und hoffte auf eine bessere Stellung. Gedankenlos setzte ich mit All-In auf Sieg und in der Hoffnung, dass mein Gegner in den kommenden 44 Züge mindestens einen einzigen ungenauen Zug spielt. Das tat er nicht.

Die richtige Gewinnführung für Schwarz wurde bereits an anderer Stelle gezeigt. Ich habe das natürlich nicht gesehen. Ich entschied mich für folgende Abwicklung:

Hier noch drei weitere Partien, allesamt spektakulär: von grandioser Taktik über das Gewinnen einer Verluststellung bis zum klitzekleinen, aber folgenschweren Endspielfehler:

Nachspiellink

Was sonst geschah

Es hat wieder richtig Spaß gemacht mit dieser tollen Truppe zu spielen. Es gibt Niederlagen, danach schüttelt man den Kopf wochenlang, aber diese Niederlage war sehr lehrreich und wir hatten richtig viel Spaß, an einem schönen Sonntag zusammen etwas am Getränkeausschank zu genießen.

Die Wilhelmshavener übernehmen durch den wichtigen Sieg gegen den Erstrivalen Fortuna Logabirum die Tabellenführung. Somit liegt der Aufstieg in die Landesliga gegen KS Emden in der eigenen Hand. Fortuna Logabirum mit unserem Ehrengast Carsten zur Brügge spielt am 07.05.2023 gegen uns. Wir laden Kiebitze herzlich ein.

Die aktuelle Tabelle nach dem achten Spieltag:

Quelle: Niedersächsischer Schachverband

Herzliche Grüße, Ramin

Alle Ergebnisse der 8. Runde