Asterix lebt, den Schlagzeilen zum Trotz

Mitten in der Pandemie gibt es eine Insel der Ablenkung und Zerstreuung. Auf ihr leben Schachspieler und sie tun das, was ein Schachspieler tut: Spielen! LICHESS heißt die Insel der Glückseligen und wir es auf ihr so zugeht, beschreibt Reinhold Happe in seinem Gastbeitrag, den die Redaktion – natürlich – mit aktuellen Partien unterfüttert hat!

Spielbetrieb ausgesetzt.
IOC verschiebt Olympia.
FIDE stoppt Kandidatenturnier.

Doch eine „kleine Community“ stemmt sich gegen diese Entwicklung!

Der Schachspieler sitzt jetzt nicht mehr am Brett, sondern sitzt/liegt am PC, vor dem Laptop, dem Tablet oder dem Handy und frönt nach wie vor seinem Hobby. Dieser Trend ist nicht neu, hat aber in den letzten Tagen eine ganz außergewöhnliche Dynamik aufgenommen. Wer auf die Seite des Niedersächsischen Schachverbandes schaut, sieht aktuell ein großes Online-Turnierangebot. Jeden Tag bietet ein Verein ein offenes Turnier an. Herausragend. Den Initiatoren gebührt großer Dank.

Auch Hellern ist Teil dieses Prozesses. Von der Jugendabteilung bis zu den alten Herren sind plötzlich alle in Online-Turnieren anzutreffen. An die Stelle des herkömmlichen Vereinsabends am Donnerstag sind Onlineturniere getreten, die Resonanz ist unglaublich.

Hellern ist in der 2. Liga – endlich!

Ein Beispiel der besonderen Art sei herausgegriffen. Der SVH hat jetzt ein Schachteam online. Dieses Team hat Historisches geschafft. 3 Aufstiege in 3 Tagen. Jetzt spielen wir in der 2. Quarantäne-Liga.

Wie kam es dazu? Ein unermüdlicher Turnierleiter (Experten kennen ihn unter dem Namen supertenere.) hat uns einfach angemeldet, nachdem er von dem Mannschaftswettbewerb Kenntnis erhalten hatte. Eine Mannschaft benötigt möglichst mindestens fünf Spieler, kann aber beliebig viele Spieler aufstellen, von denen dann jeweils die besten 5 Punktesammler in die Wertung eingehen. Jeden Tag, meistens um 20 Uhr, startet der Ligabetrieb in bisher 5 Klassen für zwei Stunden. Jeder für einen Verein gemeldete Spieler bekommt Gegner zugelost, in der Regel in etwa gleichstarke. In jeder Liga befinden sich 10 Mannschaften, von denen die Plätze 1-3 aufsteigen und die Plätze 8-10 absteigen. Das sorgt für Spannung bei allen Beteiligten. Sogar bei den Zuschauern, denn eine Livetabelle ist ständig eingeblendet.

Die Bedenkzeiten variieren zwischen 3+0, 3+2 und 5+0. So spielt man in zwei Stunden häufig 20 bis 30 Partien. Danach weiß man, dass Schach wirklich ein Sport ist.

Chessie 07

Die Rekordbeteiligung beim SVH waren 17 gemeldete Spieler. Unter ihnen so bekannte Gestalten wie Percy Stuart (Den müssen Jugendliche nicht kennen), DesertWolfTempo, Chessie 07, DonQuijote23, Branagorn u.v.m. Teammitglieder wissen natürlich, wer sich hinter welchem Kampfnamen verbirgt. Zuschauer können es vermutlich am Spielstil erkennen: 1.e4 e6 2.De2?

 

 

Spaß ist Therapie!

Um sich über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, gibt es natürlich auch verschiedene WhatsApp-Gruppen, in den man Aufstiege feiern kann, Tipps bekommt, wie man eine 3+0-Partie anzugehen hat, was der Berserk-Modus ist (freiwillige Reduzierung der Bedenkzeit um 50% und im Falle eines Sieges die doppelte Punktezahl).

Engagierten Mitgliedern und Admins ist es zu verdanken, dass nach anfänglichen Corona-Debatten nur noch Schachthemen diskutiert und kommentiert werden. Dies ist keineswegs selbstverständlich, wenn man die Probleme mit Kommentarfunktionen in (A)Sozialen Netzwerken verfolgt.

In diesem Sinne ist Schach in Coronazeiten nicht nur Spaß, sondern ist auch Therapie.