Die 2½-5½ gegen den MTV Tostedt hatte Hellern auf der Rechnung. Das ändert aber nichts daran, dass der morgendliche Schneefall so etwas wie ein schlechtes Omen war: Es wird frostig in Hellern.
Leider hat sich in die erste Fassung des Beitrags ein Fehler eingeschlichen. Das Update enthält die überarbeitete Fassung.
Die Leichtigkeit ist weg
In der Vergangenheit war unsere Erste immer für einen besonderen Coup gegen Favoriten gut. Gelegentlich war eine Portion Glück nötig, aber die Platzierungen der vergangenen Spielzeiten (1x Zweiter, 1x Dritter) waren kein Zufall, sondern das Ergebnis individueller Formstärke: Es gab immer 2-3 Spieler, die konstant punkteten. Davon ist die Mannschaft im Moment weit entfernt.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: die Spieler, die faktisch an den Bretter 1-4 spielen, punkten mit 6 P v. 13 (ohne kampflose Partien) immer noch ordentlich. Hinten (und das kann auch die Konkurrenz auswerten) läuft es dagegen schlecht. Zwar holte man 5½ P (16), aber rechnet man Julian zur Lages 3 P (4) heraus, bleiben 2½ P übrig, die aus 12 Partien geholt wurden. Fazit: einige Spieler laufen ihre Form hinterher.
Gegen die favorisierten Gäste aus Tostedt fehlte leider aus schulischen Gründen Hannes Ewert. Dafür war Dr. Ingo Gronde mit an Bord. Bei optimalem Verlauf hatte ich ein 4-4 erhofft. Daraus wurde nichts. Zunächst der Überblick:
Vorne richtig stark
Carsten – man muss ihn wirklich loben – spielte gegen IM Bokros eine tadellose Partie. Und das gegen einen Spezialaufbau des Gegners, den Bokros häufig gegen Caro-Kann spielt. Technisch war das richtig stark.
Das haben wohl auch Christian Böttcher und GM Zoltan Varga so gesehen, die gerne aufs Nachbarbrett schauten. Christian spielte gegen den Großmeister wirklich stark auf. Und hätte sogar gewinnen können. Ich wollte es nicht glauben, manchmal liest man ja Notationen auch mal falsch. Also alles nochmal checken – schien alles zu stimmen. Fazit: nicht nur in dieser Partie fehlte dann doch wohl das vielzitierte Glück. Aber unterm Strich standen tolle Leistungen an 1 und 2. Eine tragfähige Basis?
(Anm.: Leider wurde die Notation von mir falsch gelesen. Zum Glück stellte Jörg dies postwendend klar: „In Christians Partie wurde übrigens 24.-Ta1 + und nicht Ta7 gespielt, was den ‚Sack‘ dann doch nicht geöffnet hat :-)“ Das stimmt, Jörg. Sorry!)
Jörg hätte den eingangs erwähnten Coup vorbereiten können. Theoretisch macht ihm auch ein IM nichts vor. Eine fabelhafte Partie, aber IMs haben ihren Titel nicht im 1-Euro-Shop gekauft. Ein Fehler reicht da schon und Jörg musste eine ganz bittere Pille schlucken: Weitgehend auf Augenhöhe gespielt, aber dann doch verloren.
Die Chronologie der Ergebnisse folgte fast der Aufstellung. Zwischendurch hatte unser frisch gebackener Osnabrücker Stadtmeister Julian zur Lage gegen den ChessBase-Experten Mathias Feist (Foto) remisiert. SF Feist kniete sich in die Partie rein und ließ buchstäblich nichts anbrennen. Es stand also 1½-2½, was gegen die spielstarken Spitzenspieler der Gäste bereits ein gutes Ergebnis darstellte.
Leider verlor dann Reinhold Happe seine Weißpartie gegen Dusan Nedic, der aufgrund seiner ELO-Zahl dieses Ergebnis auch erwarten ließ. 1½-3½ lautete somit das Zwischenergebnis und somit mussten zweieinhalb Punkte her.
Hinten ging nichts
Doch die Wende blieb aus. Dr. Ingo Gronde remisierte etwas überraschend gegen den nominell schwächeren Robin-Kevin Krüger, was weniger an Ingo lag, sondern am starken Spiel des Tostedters. Am Ende riskierte Ingo sogar Kopf und Kragen, um etwas zu reißen – dennoch: 2-4.
[Event „Oberliga 2018/19“]
[Site „Hellern“]
[Date „2018.12.16“]
[Round „4.8“]
[White „Gronde“]
[Black „Krueger“]
[Result „1/2-1/2“]
[ECO „C54“]
[WhiteElo „2216“]
[BlackElo „1981“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „r2q1rk1/1pp1b1pp/pnb2p2/4pN2/8/2PP1N1P/PP3PP1/R1BQR1K1 w – – 0 16“]
[PlyCount „43“]
[EventDate „2018.??.??“]
[EventType „team“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]
[WhiteTeam „SV Hellern“]
[BlackTeam „MTV Tostedt“]
[WhiteTeamCountry „GER“]
[BlackTeamCountry „GER“]
16. N3d4 {[%mdl 64] Interessante Taktik von Ingo.} (16. Nxe7+ Qxe7 17. d4 Rad8
18. Qe2 e4 19. Bf4 $11 {1/2-1/2 (58) Palekha,A-Maksimenko,I Donetsk 2000})
16… Bd7 $1 17. Qb3+ (17. Qg4 {war die Alternative.} g6 18. Nxe7+ Qxe7 19. Qg3
Rfe8 20. Nb3 Qf7 21. f4 exf4 22. Bxf4 $13) 17… Kh8 18. Ne6 Bxe6 19. Qxe6 Re8
20. Qf7 {Leider zeigte sich, dass der Tostedter die Nerven behalten hatte. Die
Stellung ist gleich.} Bf8 21. d4 exd4 $132 22. Bf4 $2 {Ingo setzt alles auf
eine Karte.} Rxe1+ 23. Rxe1 Qd5 $1 $19 24. Qxd5 Nxd5 25. Bd2 dxc3 26. bxc3 Kg8
27. a4 b5 (27… Nb6 $19) 28. c4 bxc4 29. Rc1 c3 (29… Rb8 30. Rxc4 Rb1+ 31.
Kh2 c5 $19) 30. Bxc3 Nxc3 31. Rxc3 g6 32. Ne3 Rb8 33. Nd5 Rb1+ 34. Kh2 $11 Bd6+
35. g3 Be5 36. Rc6 Rd1 37. Nxf6+ 1/2-1/2
Da die verbleibenden Partien wenig versprachen, war der Wettkampf entschieden. An Brett 5 konnte der zuletzt glücklose Thorben Weist zum ersten Mal punkten: er hielt ein Endspiel T +B vs Turm unentschieden. Tammo Lewin musste dagegen die dritte Niederlage in Folge quittieren.
Vier Partien können wir vorstellen: Nachspiellink
Im nächsten Jahr folgt das „Sandwich“: zwei Auswärtsspiele in Nordhorn und Hameln und zwischendurch die Vorrunde des MM-Pokals in Berlin. Vermutlich geht es dann in den Runden 7 und 8 ums Eingemachte. Wunder brauchen wir noch nicht, dafür aber wieder mehr Konstanz und Glück. Und natürlich die Leichtigkeit.
Fotos: © Thal 2018