Vierte ringt Spelle nieder

Nach hartem Kampf konnte die vierte Mannschaft ihr Heimspiel in der Bezirksliga gegen Spelle mit 4,5:3,5 gewinnen. Da auch die Dritte gewann (4,5:3,5 im Barenturm gegen die Zweite des SV Osnabrück), grüßen beide Mannschaften (fast) von der Tabellenspitze. Ganz vorne bleibt allerdings Hagens Zweite. Bericht von einem Mannschaftskampf, der nichts für schwache Nerven war.

Aufstellungen

Die Vorzeichen für das Heimspiel der vierten Runde waren erneut hervorragend, denn wir waren wieder komplett, nur Matthias Peistrup fehlte erwartungsgemäß. Spelle kam zwar nicht in Bestbesetzung, aber dennoch mit einer starken Mannschaft, angeführt vom stärksten Spieler der Liga Siegfried Löcken (DWZ 2088). Im Tennis und Tischtennis gibt es Paarkreuze, und auch die Auseinandersetzung mit Spelle lässt sich gut darüber charakterisieren: Vorne (Brett 1 und 2) sollten Ludger Wöllermann gegen Siegfried Löcken und Robert Gillenkirch den immer stärker gewordenen Patrick Majohann schauen, was zu holen ist, an 3 und 4 Niels Dettmer und Norbert Schütt gegen die erfahrenen Speller Christian Haumer und Thomas Altendeitering halten, und an den unteren Paarkreuzen sollten die Punkte für einen Mannschaftserfolg her: Jens Gausmann und Klaus Lapehn an 5 und 6 waren zwar nicht beide nominell stärker als ihre Gegner, aber für uns dennoch beide Favoriten; Jens hatte zuletzt einfach zu gut gespielt, um von ihm keinen vollen Punkt zu erwarten. Und Alfons Thöle und unser Käpt’n Hartmut Weist an 7 und 8 waren auch nominell beide favorisiert, wenn sie auch beide erfahrene und gefährliche Gegner hatten.

Frühe Entscheidungen an den Brettern 1, 2 und 7

Aber die Papierform verriet diesmal gerade mal an zwei der acht Bretter etwas über den Verlauf des Wettkampfes: Nur bei Löcken-Wöllermann an Brett 1 und Ginten – Thöle an Brett 7 setzte sich der Favorit schnell durch. Über Ludgers Partie hüllen wir den Mantel des Schweigens. Nur so viel: Ludgers Opfer waren nicht korrekt – überhaupt nicht.

Wöllermann – Löcken: Da war es fast vorbei.

Alfons sah sich einem sehr unkonventiellen Aufbau des Weißen in einem Sizilianer mit verteilten Rochaden gegenüber und machte alles richtig, griff am Damenflügel an und entschied die Partie bald mit einer hübschen Taktik im Zentrum: In der linken Diagrammstellung geschah 19. … e5! und Alfons rechnete mit 20. Le3, um mit dem starken 20. …. d5! zu antworten. Aber es kam 20. fxe5? dxe5 21. Lc5?? (rechtes Diagramm) und nach 21. … Txd3! war die Partie bereits entschieden. Weiß verliert eine ganze Figur.

Ginten, R. – Thöle: Stellungen nach dem 19. (links) und nach dem 21. Zug (rechts) von Weiß. 

Alfons konzentriert und erfolgreich.

So stand es also bald 1:1, aber in Führung gingen dann wir. Patrick Meyjohann hatte gegen Robert an Brett 2 einen schwarzen Tag erwischt und wurde in passiver Stellung überrolt. 2:1 also und das vordere Paarkreuz hatte schon einmal geliefert: 50% waren sehr erfreulich.

Robert Gillenkirch und Patrick Meyjohann, hier waren die dunklen Wolken über der schwarzen Stellung noch nicht aufgezogen.

Blaue Augen

Dann aber wurde es zäh, sehr zäh. Niels an 3 hatte als Schwarzer Ausgleich, aber keine Aussicht auf den vollen Punkt. Bis er einen Bauern einstellte, danach wurde es eng. Norbert hatte ebenfalls eine ausgeglichene, aber ungleichgewichtige Stellung, in der eine Menge steckte, dazu gleich mehr. Jens (Brett 5) hatte die Eröffnung völlig misshandelt und stand objektiv auf völlig verlorenem Posten. Dieser Punkt war schon abgeschrieben, als plötzlich eine letzte Gegenchance auftauchte, die die Spellerin nicht unterband und so Jens noch einmal mit einem blauen Auge entkommen ließ; ein glückliches Remis hielt so unseren Vorsprung. Ähnlich bei Klaus: Zwar hatte er gut gespielt, sein Gegner jedoch auch, die Position war ausgeglichen. Nur wollte Klaus gewinnen, und das ging kräftig nach hinten los. In Verluststellung allerdings erhielt Klaus dann ein Remisgebot, das er sofort annahm. Das zweite glückliche Unentschieden.

Klaus Lapehn und Niklas Dagge. Da war Klaus Stellung noch in Ordnung.

Verpasste Chancen

Blieben Niels, Norbert und Hartmut, der ebenfalls vor einer völlig ausgeglichenen Stellung saß, ein Endspiel Läufer (Hartmut) gegen Springer mit gleicher Bauernzahl auf beiden Seiten. Das Endspiel war allerdings bald nicht mehr ausgeglichen, denn Hartmut stellte einen Bauern ein, statt den Schwarzen Springer zu fangen: Im linken Diagramm folgte 25. … Sb4+? 26. Kc3 Sa2+? 27. Kb3 und der Springer hat sich verirrt. Nun aber zog Hartmut nach 27. … Sa2+ (mittleres Diagramm) nicht 28. Kc2, sondern 28. Kb4?? 

Weist – Focks, Stellungen nach dem 25. Zug von Weiß (links), nach dem 27. Zug von Weiß (mitte) und nach dem 36. Zug von Weiß

Manchmal allerdings bekommt man eine zweite Chance, und in dieser Partie war es kurioserweise ein Deja-vu, nämlich genau derselbe Springerfang, der noch einmal aufs Brett kam, rechtes Diagramm: Schon wieder taucht der Desperado-Springer auf a2 auf, und diesmal findet Hartmut den richtigen Weg: nach 36. .. Sc1+ 37. Kc2 Se2 38. Le3 ist der Springer verloren, und mit ihm für Schwarz auch die Partie. Eigentlich. Denn mit Läufer und zwei weiße gegen vier schwarze Bauern musste Weiß sehr genau spielen, was er nicht tat. Am Ende also ein wohl gerechtes Remis.

Zwei aus dem Kuriositätenladen: Hartmut Weist und Klaus Focks wiederholten die Stellung nur einmal, aber das mit fast zehn Zügen Abstand.

Drama, Baby!

Immer noch ein Punkt Vorsprung also für uns, und nur noch das Paarkreuz 3-4 am Werk, beide mit sehr schwierigen Stellungen: Bei Niels, weil dieser ein Endspiel mit jeweils Turm und Springer und einem Minusbauern irgendwie halten musste, und bei Norbert, weil dieser von Anfang an (er kam als eines der Stauopfer an der Großbaustelle Lotter Kreuz etwas zu spät) unter Zeitdruck stand und bereits die Züge 30-40 mit nur wenigen Minuten Bedenkzeit schaffen musste. Objektiv allerdings stand Norbert lange Zeit auf Gewinn, nachdem der Speller im 25. Zug einen Bauern eingestellt hatte. Das half nur nicht sehr viel angesichts eines Doppelspringerendspiels, das ab dem 47. Zug auf dem Brett stand.

In der Zwischenzeit hatte Niels es tatsächlich geschafft, einen Bauern zurückzugewinnen, und das verbleibende Endspiel kämpften die beiden Kontrahenten aus, bis nur noch ein Springer auf jeder Seite übrig war. Remis also, 4:3 für uns und ein Mannschaftspunkt war bereits verbucht.

Niels sah auch schon einmal siegesgewisser aus.

Aber natürlich wollte Norbert den zweiten holen. Zurück also zu seiner Partie, das linke Diagramm zeigt die Stellung nach dem 48. Zug . Die Engine hält so etwas für einen Klacks (Bewertung: +2,5 für Weiß), das menschliche Hirn allerdings denkt „Gabel, bloß keine Gabel fangen!“. Und prompt geschah 49. d5? Se5+ und der Bauer f3 fällt, der Vorteil war futsch. Norbert aber verlor nur den Bauern, nicht die Nerven.

Schütt – Altendeitering, Stellungen nach dem 48., 64. und 71. Zug

Mit nur noch zehn, schließlich nur noch fünf Minuten auf der Uhr hielt er und hielt er das Endspiel. Sein Plan war bemerkenswert kaltblütig: Mit dem eigenen Freibauern einen der schwarzen Springer einsacken und gleichzeitig den schwarzen König daran hindern, sich die weißen Bauern zu holen oder den eigenen f-Freibauern zu unterstützen. Und es gelang: In der mittleren Diagrammstellung folgte 65. d8D Sxd8 66. Kxd8 h5!? 67. Ke7! und nach hxg4 würde Sg3 alles halten. Und so kam es auch: 67. … Sf4 68. Kd6 hxg4 69. Sg3 Sh3 70. Ke5 Sf4 71. Ke4 Sh5, rechtes Diagramm, 72. Sdf1 und die Festung steht. Bravouröse Kampfleistungen von Niels und Norbert und aller Grund zur nachfolgenden Siegesfeier mit Stefan and Andre von der Dritten in der Lagerhalle.

Norbert Schütt und Thomas Altendeitering: Da war noch lange nicht Schluss

Ein insgesamt glücklicher Mannschaftserfolg, dennoch aus unserer Sicht nicht unverdient. In der kommenden fünften Runde geht es für die Vierte nach Nordhorn, die wie wir Veldhausen und Spelle schlagen konnten. Es verspricht erneut ein spannender Wettkampf zu werden.