5½-2½ in Delmenhorst – dann kam der Schnee!

Überraschend eindeutig fiel der zweite Saisonsieg von Hellern 1 aus. Alle spielten so, als gäbe es Bonuspunkte für die schönste Kombination. Aber nicht immer hatte es die Erste einfach in Delmenhorst – erst recht nicht während der beschwerlichen Rückfahrt, wie Hajo Bade in seinem Wettkampfbericht zu erzählen weiß.

Fehlendes Fingerspitzengefühl?

Wir könnten jetzt brav zur Tagesordnung übergehen und die gewonnenen Punkte feiern. Doch zunächst muss über den äußerst regelkonformen Schiedsrichter Holger Kubiak berichtet werden, der der lapidaren Feststellung, dass unsere Mannschaftsaufstellung erst um 10.51 Uhr einging, Taten folgen ließ und die Uhren entsprechend der sechs Minuten Verspätung auf Helleraner Seite zurückstellte! Nachfragen zur Verspätung gab es keine. Der ‚Regelverstoß‘ wurde attestiert und geahndet.
„Regeln sind schließlich da, um eingehalten zu werden“ (Kubiak).

Sind sie das wirklich? Da, um eingehalten zu werden?! Sollten sie nicht eher dazu dienen, um einen vernünftigen Ablauf des Spielbetriebs zu gewährleisten?! Sollten sie letztlich also nicht den Spielern/-innen helfen? Allein die Erfüllung um ihrer selbst Willen macht mir einen sinnentleerten Eindruck. Vielleicht bin ich dafür zu simpel gestrickt und zu sehr um vernünftige Regelungen bemüht. Nun, diesem Schiedsrichter mangelte es meines Erachtens am ‚Fingerspitzengefühl‘.

Klarer Sieg in Delmenhorst

Doch kommen wir jetzt zum sportlichen Geschehen:
Ein Sieg in Delmenhorst ist normalerweise kein Spaziergang. Doch am heutigen Spieltag wurde es uns etwas einfacher gemacht. Delmenhorst hat die gleichen Probleme wie wir, wenn ein paar Ersatzspieler fehlen – dann wird es eng. Und dieses Mal war es nicht mal mehr eng: denn bereits nach gerade drei Stunden Spielzeit stand es 4-0 für Hellern!

Thorben Weist hatte gegen Mattis Traetmar keine Probleme und den Siegesreigen bereits nach zwei Spielstunden eröffnet.

Etwa eine halbe Stunde später trug sich Julian zur Lage gegen Sören Grebener in die Siegerliste ein.

Wiederum eine halbe Stunde später vermeldeten auch Reinhold Happe gegen Torsten Thimm und Carsten Lingnau gegen Tobias Kuegel den vollen Punkt. Weder die Schlagzahl noch die Ausbeute konnte in den verbleibenden Partien beibehalten werden.

Als Nächstes biss der Schreiber dieser Zeilen, der einzige Helleraner Ersatzspieler, gegen Tobias Sturm ins Gras. Ihm sollte alsbald Ingo Gronde folgen. Ingo spielte gegen Fred Hedke eine tolle Partie. Er versäumte es lediglich, dem souveränen Auftakt die Abwicklung in ein profanes Endspiel mit Mehrbauer folgen zu lassen. Stattdessen suchte er die Entscheidung im Mittelspiel und wurde ausgekontert: 4-2.

Auf einmal drohte es knapp zu werden. So bot Hannes Ewert, obwohl er bereits auf Gewinn stand, seinem Gegner David Hoeffer ein Remis an. Aus mannschaftstaktischen Gründen spielte Hoeffer weiter. Die Chance auf einen Fehlgriff von Hannes und eine Unzahl an Mehrbauern im Mittelfeld ließ ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer. Doch Hellern spielte nicht wie Deutschland gegen Schweden oder Dortmund gegen Schalke. Hannes machte den Sack clever zu: 5-2. Damit waren der Sieg und die zwei Mannschaftspunkte perfekt.

Jörg konnte nun in seinem komplizierten Springerendspiel gegen Kai Uwe Steingraeber ohne Druck nach einem Gewinnweg suchen, aber den fand er leider nicht.

Doch das wurde erst gegen 16.45 Uhr realisiert. So konnten wir unseren Rückweg durch das Schneegestöber erst ab 17.00 Uhr in der Dunkelheit antreten. Für den Weg Delmenhorst nach Osnabrück-Hellern, via Wallenhorst,  brauchten wir schließlich gut zwei Stunden an Fahrtzeit. Dies entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h! In Osnabrück selbst wurde zuletzt sogar nur mit 30 km/h gekrochen. Gut, dass am Ende dieses Weges kein Schiedsrichter stand, der uns Verspätung attestierte. Stattdessen erwartete uns das ‚Poseidon‘ und ein zünftiges Anstoßen auf die Mannschaftssiege der 1. und der 2. Mannschaft.

Munter bleiben, Hajo

Nachtrag d. Red.:

Natürlich sind Probleme mit dem Schiri ärgerlich – meistens für beide Seiten. Alle Beteiligten wünschen sich einen in regeltechnischer Hinsicht stressfreien Wettkampf – der schachliche Stress kommt dann garantiert von alleine.
Bei der Auslegung von Regeln gibt es fast immer einen Dissens zwischen Pragmatismus und absoluter Regeltreue. Beides ist nachvollziehbar, denn eine Turnierordnung ist nicht dazu da, um die Akteure zu bestrafen, sondern um ihre Rechte und Pflichten  festzulegen. Dazu gehören Sanktionen.
In der Turnierordung des NSV kann man die von H.-J. Bade beschriebene Entscheidung von Holger Kubiak nicht auf Anhieb bestätigt sehen, s. Fußnote. Aber meine Rückfrage bei zwei Nationalen Schiedsrichter ergab, dass SR Kubiak absolut Recht hatte. Der Volksmund hat dafür eine passende Floskel: „Wehret den Anfängen!“
Geregelt wird dies über die Bundes-TO (also für die 1. und 2. Bundesliga) und wird vermutlich auch im Saisonheft für die Oberliga Nord West stehen, das alle Vereine erhalten haben.
Dem pragmatischen Schachfreund will das nicht immer einleuchten. Auch dies zu Recht, denn ich kenne keine Regelwerk ohne Ermessensspielraum. Der nämlich schließt die Lücke zwischen einer rigiden Regelauslegung und dem Wunsch nach wohlwollender Auslegung. Eine wunderbare Erfindung, dieser Ermessensspielraum. Ohne ihn  wären wir alle eine Spur humorloser, kleinlicher und letztendlich unzufriedener (O. Thal).

Fußnote:

TO des NSV (Stand: 01.07.2016) B.1.13 Mannschaftsaufstellungen (2)
Die Abgabe der Mannschaftsaufstellungen erfolgt durch die Mannschaftsführer (MF) oder deren Vertreter so rechtzeitig, dass die Uhren zum Wettkampfbeginn (i.d.R. 10.00 Uhr) angestellt werden können. Eine spätere Meldung berechtigt den anderen MF, die Uhren entsprechend in Gang zu setzen.