Bezirksklasse: Hellern 5 kämpfte hart für das 6-2

„Volle Hütte“ in Hellern. Die Sechste (Bericht folgt) setzte ganz und gar auf den Nachwuchs, konnte aber ein 0-4 gegen die SGO 4 nicht verhindern. Die Fünfte versuchte gegen den TuS Aschendorf herauszufinden, wohin der Weg sie in der Bezirksklasse führen wird. Sicher nicht ans Tabellenende. Frank Pfeifer zieht in seinem Gastbeitrag daher ein erfreuliches vorweihnachtliches Fazit.

Die Achterbahn der taktischen Gemeinheiten

Rappelvolles Spiellokal beim Doppelwettkampf

Mannschaftsführer José Santos hatte im Vorfeld wieder ganze Arbeit geleistet: Da saß am Samstagnachmittag schon eine schlagkräftige Truppe an den Brettern. Auch der Gegner ließ sich nicht lumpen, vollständig den langen Weg aus Aschendorf gekommen, 7 Spieler von den ersten 8 dabei. Die Vollständigkeit beider Mannschaften darf angesichts anderer Begegnungen in dieser und auch in höheren Klassen lobend erwähnt werden.

Frank Pfeifer (rechts) – Ivan Popovici

Ich hatte mich noch so gar nicht an die etwas dürftige Ausleuchtung meines Platzes gewöhnt, als mein Gegner mir im 5. Zug per Bauerngabel einen Figurengewinn für einen Bauern anbot, tückische taktische Folgen inklusive. Figur genommen und die Achterbahn der taktischen Gemeinheiten nahm ihren Lauf. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Figuren von Georg und Ulrich schon wieder aufgebaut – beide hatten gewonnen.

Verblüffendes Partieende: Valerij Matis – Georg Sturm

In der Partie am 5. Brett hatte sich Georg eine sehr aktive Stellung aufgebaut, wohl auch, weil der weiße König etwas prekär stand: Über der Stellung schwebt Tf6-g6. Das hätte auch gespielt werden können (Schwarz gewinnt danach zwei Bauern), doch „Schorse“ hatte etwas Raffiniertes im Sinn und spielte 23…Db6+. Sein Gegner glaubte ihm und gab auf. 24.d4! hätte dagegen einzügig alle Probleme gelöst (O.T.).

Kurz danach nahm sich auch Felipe den vollen Punkt.

Felipe Santos – Veceslav Raru

Mein taktischer Wirrwarr hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst; Damen getauscht, Endspiel mit zunächst mit zwei, dann sogar mir drei Figuren mehr und Mehrbauer, der Gegner gab nicht auf, ein dreizügiges Matt mit h2 – h4 als letzten Zug machte dem ein Ende, Zwischenstand 4 : 0.
Neben mir hatte Thomas Magiera ein recht unangenehmes Endspiel zu meistern; musste er doch versuchen, mit Turm gegen Läufer und Springer noch etwas zu reißen, wobei der Gegner einen vielversprechenden gedeckten Freibauern auf der Habenseite hatte. Diesen schickte er ungeduldig und ungedeckt auf die Reise, er wurde eine sichere Beute von Thomas´ Turm, was dann zum baldigen Remis führte, Mannschaftserfolg schon mal sichergestellt.
Christian Buddecke gewann kurz danach mit zwei Mehrbauern sehr sicher.

Die Wirrnisse des Springerendspiels: Alexej Janzen – José Santos (links)

Joe kämpfte sich mit einem Bauern weniger durch ein schwieriges Endspiel und verlangte seinem Gegner alles ab. Als dann jeder wieder eine Dame auf dem Brett hatte, war der Gegner am Zug und gab diesen Vorteil nicht wieder her, diese Partie ging leider verloren.
Als Letzter war Martin Rothe noch zu Gange. Er stand zeitweise dem Gewinn der Partie näher als sein Gegner, man einigte sich auf Remis. Mit 6-2 als Mannschaftsergebnis verbringt nun Hellern 5 die Weihnachtszeit auf dem 2. Platz der Bezirksklasse, das ist doch erfreulich…

Frank Pfeifer


Über 40 Jahre Schach für Hellern – „Schorse“ ist 70!

Gegner überlistet: Valerij Matis – Georg Sturm (rechts)

Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk verschaffte sich Georg selbst: Ein lässiges Zwischenschach überzeugte seinen Gegner, der sofort aufgab. Es war ein Trick.

Georg Sturm wurde einige Tage vor dem Wettkampf 70 Jahre alt. Georg, von allen „Schorsche“ genannt, gehört zu den Schachkameraden im SV Hellern, deren Laune buchstäblich konstant bleibt – sie ist immer gut. „Schorse“ ist ein Vollblut-Hobbyspieler gewesen. Immer mit Spaß an der Sache, ohne zu viel Herzblut ins Bücherstudium zu investieren.
1978 spielte er für die Erste, später dann für einige Zeit als Nr. 1 in der Zweiten. Es ist für mir natürlich eine Ehrensache, zwei Arbeitsproben des Helleraner Schachveterans vorzustellen. Denn eins wussten wir damals alle: Georg war immer gut für einen genialen Einfall. In der Vorrunde der VEM 1979 erwischte es einen unserer damaligen Topspieler auf folgende Weise:

[Event „VEM 1979“]
[Site „Osnabrück“]
[Date „1979.??.??“]
[Round „4“]
[White „Sturm“]
[Black „Hentschel“]
[Result „1-0“]
[ECO „D02“]
[Annotator „Thal“]
[SetUp „1“]
[FEN „2r3k1/1br1npb1/1p1qp1pp/pP1pN3/3P1PPP/3QRN2/P4PB1/4R1K1 w – – 0 27“]
[PlyCount „15“]
[EventDate „2017.??.??“]
[EventType „swiss“]
[EventRounds „9“]
[EventCountry „GER“]
[SourceDate „2015.09.05“]
[SourceVersionDate „2015.09.05“]

27. Bh3 $1 Rc2 28. h5 gxh5 29. gxh5 Rxa2 30. Nxf7 $3 Kxf7 31. Rxe6 Qd8 32.
Rxe7+ Qxe7 33. Qg6+ Kf8 34. Rxe7 (34. Rxe7 Kxe7 35. Qxg7+ Ke8 36. Qd7+ Kf8 37.
Qd6+ Kg8 38. Be6+ Kh8 39. Qe5+ Kh7 40. Qf5+ Kh8 41. Qf6+ Kh7 42. Qg6+ Kh8 43.
Qxh6#) 1-0

1981 stieg unsere Erste in die Bezirksliga auf – als Zweiter hinter dem SK Nordhorn-Blanke. Unsere Zweite spielte in der 1. Kreisklasse – mit Georg am Spitzenbrett. Dort fehlte es nicht an starken Gegnern, aber trotz einer Ingozahl von 181 holte Georg für sein Team glatte 50%.
Gegen Hagen II musste er gegen Rainer Große-Honebrink ran. Nur so viel: der Hagener spielte 5 Jahre später für Kreuzberg in der 1. Bundesliga und danach in  der Regionalliga, der 2. Bundesliga, der Oberliga Nord und so weiter. „Schorsche“ konnte all dies nicht ahnen und erledigte seinen Job unbekümmert auf seine Weise:

[Event „1. Kreisklasse“]
[Site „?“]
[Date „1981“]
[Round „?“]
[White „Grosse Honebrink“]
[Black „Sturm“]
[Result „0-1“]
[ECO „A01“]
[WhiteElo „1950“]
[Annotator „Thal“]
[PlyCount „58“]
[EventDate „1981.??.??“]
[SourceTitle „Phoenix“]
[Source „Dr. Ortwin Thal“]
[SourceDate „2007.01.14“]
[SourceVersion „1“]
[SourceVersionDate „2007.01.14“]
[SourceQuality „1“]

{Eine Partie, die zum Mythos geworden ist.} 1. b3 d6 2. Bb2 e5 3. c4 Nc6 4. g3
Nf6 5. Bg2 Be7 6. d3 O-O 7. Nc3 h6 8. Nf3 Bf5 9. Nd2 (9. Nh4 Bd7 10. e3 Qc8 11.
h3 Nh7 12. Qh5 Nf6 13. Qe2 Nh7 14. O-O-O a5 15. Rde1 a4 16. Nd5 axb3 17. axb3
Be6 18. Nxe7+ Nxe7 19. f4 Ra2 {0-1 (30) Zalys,I-Bagusis,V Montreal 1984}) 9…
Qd7 10. h3 Rfe8 11. a3 Bf8 12. Nd5 Nxd5 13. cxd5 Ne7 14. e4 Bh7 15. O-O c6 $1
16. dxc6 Nxc6 17. Nc4 f5 18. Qd2 Be7 19. Rad1 Rad8 20. d4 $2 {Grosse-Honebrink
fühlt sich zu Aktivitäten gedrängt und öffnet die Stellung: zu früh!} exd4 21.
exf5 Bxf5 22. g4 $2 Bh7 23. Bxd4 d5 24. Bb2 d4 $1 {Riskant, aber mutig! Georg
hat nicht die geringsten Hemmungen, den scheinbar übermächtigen Gegner unter
Druck zu setzen.} 25. Bxc6 $2 Qxc6 26. Rfe1 $2 {Und da ist auch schon der
Fehler…} (26. Bxd4 Bf6 27. Qc3 Rxd4 $3 28. Rxd4 Re4 $1 $19) 26… Qf3 $1 {
[%mdl 1]} 27. Bxd4 $2 (27. Qe2 {war nötig.}) 27… Be4 $1 $19 28. Rxe4 Qxe4
29. Qe3 Bg5 $1 (29… Bg5 30. Qxe4 (30. Qc3 Bf6 $1 $19) 30… Rxe4 $19) 0-1

Überrascht es da noch, dass „Schorse“ in seiner Geburtstagswoche unbedingt als Sieger vom Brett gehen wollte? Mich nicht. Wir gratulieren unserem Mitstreiter und hoffen, dass wir auch in Zukunft noch einige hübsche Ideen von ihm zu sehen bekommen!

Dr. Ortwin Thal

Fotos: © 2017 Thal