Ob das berühmte Glas lieber halb voll oder halb leer sein sollte, beschäftigt auch die Sportpsychologen seit geraumer Zeit. Und ob man angesichts eines durchschnittlichen DWZ-Unterschieds von 150 Punkten wie beim Heimspiel der Dritten gegen den SV Osnabrück eher auf die Bob der Baumeister-Nummer „Ja, wir schaffen das!“ setzen sollte oder ob man eher die Außenseiterrolle kultivieren sollte, daran scheiden sich die Geister. (Ein Bericht von Prof. Dr. Matthias Peistrup)
Die ersten beiden Mannschaften standen an diesem dritten Adventssonntag vor ähnlich hohen Hürden, doch bei der gemeinsamen Vorbereitung wurden ganz im Bobschen Sinne drei Siege als Ziel ausgegeben, worauf ein nicht näher genannter Witzbold die Frage stellte, ob denn drei Mannschaftssiege oder drei Einzelsiege gemeint gewesen seien. Dass selbst Letzteres nicht mal ansatzweise im Bereich des Möglichen lag, gehört zu den bitteren Wahrheiten dieses Sonntags, oder um es kurz zu sagen: Heute war gar nichts drin!
Naja, fast nichts. Das (bittersüße) Highlight des Tages spielte sich an Brett 1 zwischen Locke und dem OSV-Youngster Martin Wielebinski ab.
Und (nur) dort war einiges drin: Unser Spitzenmann zauberte ein Feuerwerk aufs Brett, für das das Wort spektakulär wirklich einmal seine Berechtigung hat. Nach allen Regeln der Opferkunst reißt er die Königsfestung auseinander, führt die Stellung mit kaltschnäuziger Präzision in eine haushohe Gewinnposition, um dann im 40. Zug den einzigen vermeintlich kleinen Fehler zu begehen, der es dem Gegner erlaubt, ins Dauerschach zu entfliehen. Dass viele große Meister eine „Unvollendete“ im Repertoire haben, tröstet dann an dieser Stelle nur wenig. Wer Lust hat auf großartiges Schach mit tragischer Schlusspointe, sollte hier klicken.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Bei Matthias (Brett 2), Dominik (4) und Norbert (7) wurde die Remisbreite nie wirklich nachhaltig überschritten und die Punkteteilungen sind angesichts der Stärke der Gegner durchaus als Erfolg zu verbuchen.
Ähnliches hätte auch für Stefan (6) gelten können, doch nach souveräner Partie in ausgeglichener und stark vereinfachter Stellung greift auch er einmal leicht daneben, was ihn um den eigentlich verdienten Lohn bringt. Leo (3), Uwe (5) und Hartmut (8) müssen die Überlegenheit ihrer Gegner anerkennen.
Am Ende des Tages versucht man dann doch, das Glas halbvoll zu sehen, denn immerhin hat gegen eine starke Truppe die Hälfte der Mannschaft nicht verloren (ok, das ist konstruiert) und die anderen Mannschaften im Tabellenkeller tun sich genauso schwer. Die kommenden beiden Runden werden daher auch nicht entscheidend sein bei der Frage, wie voll das Glas ist, sondern was für die Dritte am Ende drin sein wird: Sekt oder Selters?
In diesem Sinne ein frohes neues Schachjahr!
Matthias
SV Hellern 3 | – | SV Osnabrück | 2 | : | 6 | ||
Hart | (1988) | – | Wielebinski | (1983) | ½ | : | ½ |
Prof. Peistrup | (1953) | – | Wöstmann | (2024) | ½ | : | ½ |
Santos, Leonardo | (1732) | – | Veldhuis | (1941) | 0 | : | 1 |
Suendorf | (1791) | – | Korte | (1956) | ½ | : | ½ |
Kuchemüller | (1784) | – | Müller, Gerhard | (1999) | 0 | : | 1 |
Ewert, Stefan | (1740) | – | Schiermeyer | (1934) | 0 | : | 1 |
Dr. Schütt | (1724) | – | Neumann | (1925) | ½ | : | ½ |
Weist, Hartmut | (1618) | – | Schwartzman | (1778) | 0 | : | 1 |