Heißer Sommer – Helleraner unterwegs in Sommer-Open

Für meinen Bericht über die Sommerturniere drehe ich kräftig an der Uhr: Los geht’s mit den aktuellen Ereignissen, dann reise ich in die Vergangenheit. Und während ich diese Zeilen schreibe, läuft noch das Apolda-Open, aber in Dresden ist das ZMDI-Open am 23. August zu Ende gegangen und die Jungs sind gleich nach Prag weitergereist – zum Chillen.

ZMDI Open 2015 – Locke ganz stark

Kommen wir zuerst zur A-Gruppe (100 Teilnehmer), die ganz traditionell wieder einmal fies besetzt war – hat man da nicht mehr als 2100, ist man häufig nur Kanonenfutter.

Hajo (Start-Rangliste Nr. 79) dürfte sich trotz der brutal starken Konkurrenz weder über seine 2,5 Punkte (+1 =3 -5) noch über den 93. Platz richtig gefreut haben. Außerdem musste er ihn mit fünf anderen Leidensgenossen teilen, sodass er faktisch geteilter Letzter wurde. Deutlich stabiler war Locke (Start-Rangliste Nr. 61; +2 =4 -3), der in der letzten Runde noch einmal voll punkten konnte und mit 4 Punkten (Platz 66) zu den Topspielern des zweiten Tabellenhälfte gehörte. Bedenkt man, dass so mancher FM und IM nur ein halbes Pünktchen mehr als Locke ergatterte, so darf unser Recke top-zufrieden sein.
Gewonnen hat das Open übrigens GM Michael Roiz (ELO 2595) nach Feinwertung vor dem punktgleichen GM Sergey Grigoriants (ELO 2606). Der Ex-Lingener Thorben Koop musste sich mit 4,5 P und Platz 42 bescheiden, was in diesem bärenstarken Turnier wie gesagt alles andere als ein schlechtes Resultat ist. DWZ-Bilanz: Hajo -37, „Locke“ +14. Mehr …

In der B-Gruppe (69 Teilnehmer) waren Andre Böhme und Stefan Grasser unterwegs. Andre (Start-Rangliste Nr. 21) ging nach ansprechendem Start leider etwas unter und landete mit 4 P auf Platz 45, während Stefan (Start-Rangliste Nr. 54) mit 4,5 P einen ausgezeichneten 32. Platz belegte. Während Andre 30 DWZ-Punkte abschreiben musste, langte Stefan mit sagenhaften +71 richtig zu. Da macht sich jemand warm. Sieger wurde Eric Sauer (ELO 1945) vom SC 1911 Großröhrsdorf mit 7 Punkten. Mehr …

Apolda-Open 2015

Die mittelthüringische Kreisstadt liegt in der Nähe von Weimar und Jena. Eine kulturell bedeutsame Region, deren herausragende Vertreter ich nicht verrate. Sie sind schuld daran, dass wir immer noch als Land der „Dichter und Denker“ wahrgenommen werden. 214 dieser Denker trafen sich in dem idyllischen Landstrich, um ihrer Profession nachzugehen. Auch Helleraner.
Hier liegen noch keine Berichte der Teilnehmer vor. Am Start waren Stefan und Hannes Ewert, als Coach fungierte Daniel Prenzler. Hannes (Start-Rangliste Nr. 23) startete mit 2 P v. 2 wie erwartet überzeugend und hatte in Runde 3 mit dem Turnierfavoriten GM Leonid Milov einen dicken Brocken vor der Brust. Das schien Hannes, der zuletzt eine steil ansteigende Rating-Kurve vorweisen konnte, nicht sonderlich zu beeindrucken. In einer komplizierten Variante des Taimanov-Paulsen-Systems entschied sich Hannes für eine Variante, die vor einigen Jahrzehnten von „Bobby“ Fischer populär gemacht wurde. Wie stark Hannes bereits ist, zeigte sich nach einer Ungenauigkeit des GM – Hannes fand das Richtige und stand besser, verlor dann aber den roten Faden und ließ einen bekannten Durchbruch am Damenflügel zu. Der Rest war für den Großmeister simple Technik.

Ewert (2081) – Milov (2465)
div_20150821_dia_ewert_milov_vor 32 De3

32.De3?
[besser war 32.g4 mit dem Versuch, den schwachen Punkt f5 auszunutzen. 32…Dc5 (nach 32…fxg4 folgt 33.f5! Lxd5 34.Dxd5 e3 35.Tg2! und klar ist diese Stellung nicht) 33.h3 b4 den Durchbruch kann Hannes nicht verhindern. 34.axb4 axb4 35.cxb4 Dxd5 36.Dxd5 Lxd5 37.Txd5 Txb4 38.Tc2 Td8 39.g5 und auch hier kann man auf Gegenspiel hoffen] 32…Dc5! 33.Tfd2 b4! [Kommt Schwarz erst mal dazu, ist die Messe meist gelesen.] 34.axb4 axb4 35.Kf2 bxc3 36.bxc3 Da3 37.Sb6? [letzte Chance war erneut 37.g4, aber Weiß kann nicht mehr ausgleichen] 37…Tdd8?! [37…Tc7 38.Sd5 Lxd5 39.Txd5 Tb2+ 40.Kg1 Txc3–+] 38.Sd5 Tb3 39.Te2 Tc8. Vielversprechende Partie von Hannes. 0–1

Offenbar hatte dies Hannes ausgepowert. Er verlor eine weitere Partie (gegen Arnd Kretzschmar, ELO 1895) und rutschte danach ins Mittelfeld ab, mittlerweile verfolgt von seinem Vater, dem in Runde 2 mit einem Sieg über Stefan Taudte (ELO 2009, Empor Erfurt) ein spektakulärer Coup gelungen war. Am Ende stand leider nichts Gutes für Hannes unterm roten Strich: Platz 59 bedeutete eine Platzierung im oberen Tabellenviertel, 4 P v. 9 gegen überwiegend schwächere Gegner führten mit -31 leider zu einem DWZ-Schiffbruch.
Stefan konnte dagegen mit ebenfalls 4 P zufrieden sein, da er einige deutlich stärkere Gegner in der Tabelle hinter sich ließ: Platz 85 und +13-DWZ-Punkte. Mehr …

Wieste Cup 2015

Der beliebte Wieste–Cup fand in Sottrum vom 14. – 16. August statt. Die kleine niedersächsische Gemeinde liegt im Landkreis Rotenburg (Wümme). 48 Teilnehmer gingen dort an den Start und aus meiner Sicht ist die Platzierung von Hannes wohl sein eindrucksvollster Erfolg in diesem Sommer. Hannes wurde mit 4,5 P v. 5 Zweiter hinter Frank Modder (SC Bad Zwischenahn). Der Zwischenahner muss sich nicht dafür entschuldigen, dass sein Gegner Tobias Kügel die 4. Runde verschlief, aber wer weiß, was passiert wäre, wenn diese Partie ausgetragen worden wäre.

Wie auch immer: Frank Modder und Hannes distanzierten u.a. Spieler wie FM Marc Schütte aus Oldenburg, Tobias Vöge (Stader SV), Daniel Margraf (Delmenhorster SK) und einige weitere 2100++-Spieler. Hannes schlug u.a. den Hildesheimer André Wiege (2084), Dennis Webner vom TuS Varrel (2051) und als Höhepunkt dann in der letzten Runde einen weiteren Oldenburger, nämlich Sebastian Muer (2160, ELO 2254), der in der vergangenen Saison für den SK in der Zweiten Bundesliga gespielt hat. Stark, Hannes! Mehr …

CZECH OPEN 2015 Pardubice

In Pardubice wird nicht nur Schach gespielt. Dame (Draughts) leidet zwar unter fehlendem Nachwuchs – das Spiel ist am PC komplett ausgerechnet worden -, aber da gibt es in Pardubice noch Go, Backgammon und natürlich Bridge, was auch Lasker gerne spielte. Und viele andere Spiele waren im Turnierangebot.
Hannes schwärmte nach der Rückkehr von einem tollen und bleibenden Eindruck. Das B- Open ging am 1. August zu Ende und Hannes kam mit einem satten Elo-Plus von 55 Punkten zurück nach Hellern (dass seine DWZ danach nicht auf der Stelle trat, versteht sich von selbst). Die Partien kann man in der Datenbank nachspielen, Hannes hat sie interessant kommentiert. Gegen Gegner über ELO 2000 erzielte Hannes 2 v. 6, die Kontrahenten unter 2000 wurden zum Teil sehr eindrucksvoll besiegt.

Ewert (1940) – Laubrock (1825)
div_20150725_dia_ewert_laubrock_vor 22 Sf5
22.Sf5!! b5
[22…T6d7 23.Lxf6 gxf6 24.Dg4+ Kf8 25.Dg7#] 23.Df4 Sd5 24.Dxd6! [24.Dxd6 Dxd6 (24…Txd6 25.Te8#) 25.Sxd6+–]  1–0

Ein weiteres Beispiel zum Nachspielen:

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Ergebnisse von Hannes …

7. Gütersloher Sparkassen-Cup – Jana Böhms grandioser Start-Ziel-Sieg

Das Open gehört mittlerweile zu den beliebtesten Sommerturnieren im westfälischen Raum. Gespielt wurde in drei Gruppen und in einem Kinderturnier vom 31. Juli-02. August. In der A-Gruppe (54 Teilnehmer) gewann nach fünf Runden der titellose Alexander Hilverda (ELO 2382) mit 4,5 P. Favorit GM Epishin landete im Verfolgerfeld mit 4 P auf Platz 5.SONY DSC
Wesentlich interessanter war die B-Gruppe – wenigstens für mich. Hier gelang Jana Böhm eine 100%-Performance. Was ist das? Ganz einfach: sie gewann jede Partie. Ein bärenstarkes Ergebnis, aber keine Überraschung, war Jana doch an 2 gesetzt und zudem neben Thomas Haase (SG Bochum) klarer Favorit. Trotzdem muss man erst mal alles gewinnen. Ebenfalls am Start war Dominik Suendorf, der 3 P erzielte und Platz 14 erreichte. Unser alter Mitstreiter Harry Szobries wurde übrigens mit 3,5 P Elfter.
Für Jana war es wie im Hochsprung: die Latte wurde hoch aufgelegt, aber sie riss den Sprung nicht, packte 46 DWZ-Punkte auf ihr Konto und nahm damit auch mit Bravour die 2000er-Grenze. Glückwunsch. Dominik kann sich mit +32 allerdings auch wieder in Hellern blicken lassen. Toll!
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Hans Wild Turnier 2015 – Gruppe C

Fünf Runden in acht Leistungsgruppen wurden Mitte Juli (3.-5.7.) zu Ehren von Hans Wild gespielt. Und zwar in Bremen, wo Ausrichter Werder Bremen u.a. den holländischen Großmeister Jan Werle an die Weser locken konnte. Der spielte in Gruppe A, Hannes dagegen (noch) in Gruppe C, wo er sich den Gesamtsieg mit Jürgen Meyer (SV Heide) teilen musste. Meyer wurde mit einem hauchdünnen SoBe-Vorsprung von 0.25 Punkten Erster und erzielte wie auch Hannes 4 Punkte. Einige Teilnehmer im 6er-Feld kennen wir aus der Landesliga, sodass dieses Turnier durchaus auch als Hannes‘ Warm-up für die kommende Saison betrachtet werden kann.
Geteilter Erster wurde auch sein „Herr Papa“, aber Stefan machte es in Gruppe D etwas besser als sein talentierter Sohn und wurde auch nach Feinwertung Erster. Dass vier Spieler mit 3 Punkten auf den Plätzen 1-4 auftauchten, deutet einen harten Turnierverlauf an. Wie auch immer: die Familie Ewert war irgendwie nicht aufzuhalten.
Das A-Turnier gewann (sicher eine kleine Sensation) Neuzugang Spartak Grigorian vor GM Werle, der vom Turniersieger gar mit den schwarzen Steinen geschlagen wurde.
Hans Wild war übrigens der langjährige Vorsitzender der Werder-Schachexperten – in der Hansestadt eine Instanz. Mehr …