Pünktlich zum 2. Advent können die Kerzen angemacht werden – man darf besinnlich werden. Klarer als das Ergebnis vermuten lässt, gewann die Zweite das Lokalderby gegen die SG Osnabrück. Der letzte Sieg unserer Reserve gegen die spielstarken Nachbarn liegt Jahre zurück. In der Vorsaison verlor man 2½-5½ – heute führte man zwischenzeitlich gar 4½-1½. Was ist passiert?

Hellerns Kampf gegen das LigaOrakel

An sich durfte die Zweite ja gar nicht gewinnen. Das LigaOrakel des SK Bad Homburg, für das Jörg Stock die zuverlässige Parametrisierung übernommen hat, prognostizierte mit wissenschaftlicher Methodik unserer Mannschaft ein rasches Ableben.

Schaut man sich die Tortengrafik genauer an, dann ist das Stück Torte, das uns zugestanden wurde, nicht gerade das, was man sich zum Kaffeekränzchen wünscht. Vor dem heutigen Match lag die Abstiegsgewissheit bei 88%. Da wollen einem die restlichen 12% überhaupt nicht schmecken.

Das Match verlangt nach Floskeln …

…zum Beispiel: David gegen Goliath. Die mit der Steinschleuder waren die Helleraner. Der Goliath waren die Gäste, die an jedem Brett ratingmäßig überlegen waren. In einzelnen Fällen betrug die Differenz 200 Punkte. Das Ergebnis verlangt also nach einer Erklärung.

Punkt 1: Wir gingen in Führung. Joachim Rein spielte gegen Jannis Altenbernd am 4. Brett eine fabelhafte Partie, in der der SGOler bereits nach 16 Zügen die Uhr anhalten musste.

Punkt 2: Die Spitzenbretter gaben nichts ab. Julian zur Lage remisierte gegen Philipp Hillebrand (Foto oben) und Martin Hart teilte an Brett 2 nach hartem Kampf die Punkte mit Boris Schröder. „Ich habe mich heute mal angestrengt“, resümierte „Locke“ nach der Partie äußerst zufrieden.

Punkt 3: Der Überraschungssieg. Den braucht man, wenn man etwas erreichen will. Heute lieferte ihn Dominik Suendorf gegen Dieter Hischemöller (DWZ 2017). Dominik hatte zunächst eine kraftvolle Initiative, fand aber kein Durchkommen. Hischemöller konnte mit den schwarzen Steinen seine Stellung konsolidieren – bis ihm ein entscheidender Fehler unterlief.

Hellern 2 führte nun 3-1. Nun folgte Punkt 3: Mit den schwarzen Steinen gewinnen. Das gelang Reinhard Paul am 5. Brett gegen Frank Brüggemann in einer mitunter zähen, aber dennoch spannenden Lavierpartie. Reinhard hatte eine Bauernmehrheit am Damenflügel in einen Kandidaten verwandelt. Allerdings wusste man nicht, ob er stark oder schwach ist. Brüggemann spielte 41.Db6? Dies war bereits der Verlustzug, da nun ein Bauernpaar auf dem Brett war, das schnell vorrückte. Ausführliche Analysen gibt es hier.

Die 4-1-Führung war dann doch eine Überraschung. Aber alles war hart erarbeitet. Thorben Weist machte mit Schwarz dann den Sack zu, wie es so schön heißt. Spannend war es noch an Brett 6, wo Andre Böhme trotz Mehrqualle Probleme mit dem Bauernübergewicht von Wolfgang Greten hatte. Aber Andre holte einen weiteren halben Punkt. Die Niederlage von Stefan Röhrich gegen Torsten Lange war dann nur noch Ergebniskosmetik für die SG Osnabrück. Hellern 2 war um 17:10 Uhr sogar für einige Minuten Tabellenführer, aber dann trudelte das Ergebnis vom Topspiel ein: der SV Lingen gewann mit zwei Großmeistern, zwei Internationalen Meistern und drei FM mit 5½-2½ dramatisch hoch beim Mitfavoriten MTV Tostedt, die ’nur‘ zwei GM und zwei IM aufbieten konnten. Gegen beide Teams muss die Zweite noch ran. Insgesamt gibt es aber noch den einen oder anderen Wettkampf, bei dem man etwas holen kann. Also gilt die Devise: Den Moment genießen, dann weitermachen. Der Klassenerhalt ist noch nicht sicher, aber den Kampf gegen das LigaOrakel haben wir bereits jetzt schon gewonnen.

Einzelergebnisse:

Fotos: ©  Thal  2016