Manuel Kamps gewinnt 19. Offenes Turnier des SV Hellern

Letzte Runde der Vereinsmeisterschaft: Es musste lange auf den Ausgang der letzten Partie gewartet werden, denn natürlich war das Ergebnis für die Berechnung der Feinwertung nicht ganz unwichtig. Das Warten war zum Glück unterhaltsam, denn im Hintergrund lief das Relegationsspiel zwischen Heidenheim und Elversberg. Natürlich ist Fußball nicht einmal halb so spannend wie Schach :-), aber die Saarländer spielten streckenweise genial, gewannen aber nicht. Passiert beim Schach pausenlos. Doch dann war es soweit: der Open-Sieger stand fest und Norbert Sobotta schritt zu Tat!

Manuel Kamps gewinnt das Open 2025

Gegen 21:45 Uhr hielt Manuel Kamps den Pokal des Open-Siegers in Händen. Er hatte seine Partie gegen Olaf Caldeway gewonnen und war damit der vierte Nachwuchsspieler, der das wichtigste Turnier des Vereins gewinnen konnte. Das war zuvor nur Christian Fiekers (4x), Hannes Ewert (2x) und Thorben Weist (1x) gelungen. Spielleiter Norbert Sobotta gratulierte anschließend Hans-Jürgen Bade zum Gewinn der 10. Vereinsmeisterschaft – auch ein Rekord, dessen Geschichte noch längst nicht zu Ende ist.

Es war ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide Spieler überquerten punktgleich die Ziellinie, mit hauchdünnem Vorsprung gewann Manuel die Feinwertung und damit das Open.
Der Titel des Vereinsmeisters ist Teil des Turnierformats, das die Teilnahme externer Spieler zulässt. Daher werden die Partien, die ausschließlich von Helleranern gespielt wurden, gesondert ausgewertet. Und hier hatte  Hajo Bade mit 100% die Nase vorn.

Norbert Sobotta erklärt den Turniermodus

„Das 19. Offene Turnier des SV Hellern hat Manuel Kamps mit 6 Punkten bei einer Feinwertung von 28,5 Punkten (Buchholzwertung) gewonnen. Dies ist ein toller Erfolg, herzlichen Glückwunsch, Manuel. Zweiter wurde Hajo Bade mit ebenfalls 6 Punkten und einer Feinwertung von 24,5 Punkten vor dem Dritten Martin Splett von der SG Osnabrück mit 4,5 Punkten. Teilgenommen haben 10 Spieler. Nach der Ausschreibung vom 16.01.2025 ist eine gesonderte Auswertung von Spielern des SV Hellern vorgesehen. In die Wertung kamen hier 7 Spieler. Hier hat Hajo alle Spiele gegen „Helleraner“ gewonnen. Zweiter wurde Manuel Kamps. Er hat nur die Partie gegen Hajo Bade verloren. Entsprechend der Ausschreibung ist Hajo Bade Vereinsmeister 2025. Auch hierzu herzlichen Glückwunsch“, erklärte Spielleiter Norbert Sobotta die Auswertung der Ergebnisse.

Die VEM kriselt

Fast zwei Jahrzehnte lang war das Format unserer Vereinsmeisterschaft ein Erfolgsmodell. Auch weil die Tür für Gastspieler weit geöffnet wurde. Zwei Titel gab es nämlich zu holen: den für den Gesamtsieger des „Offenen Turniers“ und den Vereinsmeister-Titel für den besten Helleraner.

Aktuell ist die Nachfrage nach diesem spannenden Format gering. Ein Blick auf die Zahlen ist ernüchternd. 2019 gingen 12 Teilnehmer (A-Gruppe) + 12 (B-Gruppe) an den Start. Es war auch qualitativ ein sehr starkes Turnier. Selbst im ersten Corona-Jahr waren es 9 + 12. Mit insgesamt 16 Teilnehmern (2022) und 18 (2023) gab es einen leichten Rückgang. Ein echter Knick war die VEM 2024 mit 13 Teilnehmern. Und heuer sind es nur noch acht, denn von den gemeldeten zehn Schachfreunden meldeten sich zwei leider ab.

Faktisch ist das im Vergleich zu 2019 ein Rückgang von 66%. Einige Gründe findet man in den Tabellen. In den vergangenen Jahren nahmen weitaus mehr Jugendspieler teil. Hier ist ein signifikanter Rückgang zu verzeichnen. Aus qualitativer Sicht gravierender ist das Fehlen unserer Oberliga-Spieler. Eine Ausnahme ist der zum Kader der 1. Mannschaft gehörende Hans-Jürgen Bade, der entsprechend häufig Titel sammeln konnte. Aber ganz ehrlich: auch für die Spieler der anderen Mannschaften scheint die VEM marginal geworden zu sein. Bleibt nur zu hoffen, dass es zu einem Gegentrend kommt. Bereits die diesjährige Pokalmeisterschaft soll angesichts der zahlreichen Absichtserklärungen sehr gut nachgefragt worden sein, so Spielleiter Norbert Sobotta.

Extrem spannende Partien

Manuel Kamps

An der Qualität der Partien kann der negative Trend nicht festgemacht werden. Die waren außerordentlich spannend. Und überhaupt: was kann spannender sein als ein Systemsprenger, der den erwarteten Zweikampf zwischen den Schachfreunden Bade und Splett platzen lässt, um selbst nach den beiden Titeln zu greifen? Manuel Kamps spielt in unserer Bezirksliga-Mannschaft und führte nach der dritten Runde die Tabelle an.

Zwei Partien sind aus dieser Turnierphase hervorzuheben. Und zwar, weil 2x der jeweils auf Gewinn stehende Spieler am Ende mit leeren Händen dastand. So geschah es in der 2. Runde in der Partie Bade-Splett (0-1) und eine Runde später in Splett-Kamps. Nachspiellink.

Hajo is back: In Runde 4 zeigte der amtierende Vereinsmeister, dass er sich nicht aus dem Turnier kicken lassen wollte. Gegen Manuel stand Hajo nicht nur rasch auf Gewinn – nein, er gewann die Partie auch.

Nach vier Runden hatte Martin Splett nach Feinwertung die Nase vorn. Zudem hatte sich Hartmut Weist, an das Führungstrio herangeschlichen. In Runde 5 dünnte Hartmut die Titelkandidaten etwas aus – in einer bemerkenswerten Partie gegen Martin Splett, in der beide Spieler eine 18-zügige Theorievariante spielten und Hartmut eine fabelhafte Neuerung (die auch Stockfish spielen würde) servierte. Das eigentliche Spektakel war allerdings die technische Perfektion der beiden Akteure, denen Stockfish (die Engine hat immerhin eine ELO von 3643) nicht einen einzigen Fehler nachweisen konnte. Sie spielten durchgehend mit einer 0.00-Bewertung. Das war technisch eine Partie auf Großmeister-Niveau!

Hajo spielte allerdings kaum schlechter. Gegen einen zunächst stark performenden Alfons Thöle zog er alle Register: Nachspiellink. Danach führten Manuel und Hajo die Tabelle punktgleich an.

In der vorletzten Runde mussten die beiden ‚Koploper‘ ihren Vorsprung verteidigen. Manuel hatte es nicht leicht gegen einen top-motivierten Gegner. Der aber erlaubte sich etwas, was nicht zu erwarten war.

Hajo ließ gegen Elmar Kos kein Gegenspiel mehr zu, nachdem sein zunächst gut spielender Gegner (zu) riskant die Stellung geöffnet hatte. Taktisch und positionell eine auch ästhetisch anprechende Partie: Nachspiellink.

Spannungsarmes Finale

Hajo Bade und David Siemer (r.)

Als der Berichterstatter eintraf, war die Partie zwischen Hajo und David bereits beendet. Hajo durfte sich danach freuen, denn für knappe zwei Stunden hatte er vorläufig beide Titel eingesackt.
Wie Hajo war aber auch Manuel Kamps haushoher Favorit gegn Olaf Caldeway.  Eine Niederlage des potentiellen Open-Siegers zu erwarten. Aber sicher konnte man nicht sein, denn zuletzt spielte Olaf Caldeway besser als es seine Punkte ahnen ließen. Aber es reichte auch diesmal nicht, die sechste Niederlage stand nach hartem Kampf zu Buche. In den anderen Partien gewann Alfons Thöle gegen den favorisierten Martin Splett, Hartmut Weist musste gegen Elmar Kos die Segel streichen.

Endtabelle

Fotos: © Thal 2025