Carsten – Allein zu Haus! In der 2. Runde der Oberliga Nord-West musste Carsten 60 Minuten lang der tickenden Uhr beim Ticken zuschauen. Sein Gegner GM Zeitlein hatte die Fahrt nicht angetreten. Mit der 1-0-Führung im Rücken nahm unsere Erste rasant Fahrt auf: An den ersten vier Brettern gab es ein glattes 3-1. Der Wettkampf war schneller entschieden, als es der Endstand vermuten lässt.

Zu langweilig? Nein, angemessen ruhig!

Es kommt selten vor, dass sich Kiebitze bei uns über Langeweile beschweren. Heute kam es dazu. Irgendwann stand es 4½-½ und ein Besucher stellte enttäuscht fest, dass er mehr Dramatik erwartet hatte. Nun, wir sind nicht bei „Game of Thrones“, wo es zugegeben deutlich martialischer zugeht. Ich versöhnte den Schachfreund mit der Aussicht auf ein spannendes Emsland-Derby. Aber da müssen wir ja auswärts antreten. War also nix mit den tröstenden Worten.

Dafür gab es es einige Kracher. Fangen wir damit an:

Bei der Suche nach dem Schönheitspreis fallen mir sofort diese Stellungen ein. Alexander Hoffmann war endlich wieder dabei. Gegen IM Borik legte er eine furiose Partie hin: Theoriedebatte gewonnen, bessere Stellung nach 13. Zügen und mit 18.e5+- folgte dann der entscheidende Ausheber. Besser geht’s nicht, dachte man. Aber die Schlussstellung in Ingos Partie stellte sich als adäquate Konkurrenz heraus. Gegen Karl Juhnke entkorkte er das Damenopfer 29.Df5-h7, was zur Schlussstellung führte.

Um 14:00 Uhr war alles vorbei

Gespannt sein durfte man auch auf Hannes‘ zweite Partie in der Oberliga in der laufenden Saison. Gegen den starken Routinier Olaf Giel (2134, Foto oben links) setzte er sich eindrucksvoll durch. Und das auch, weil der Bremer seinen „Colle“ extrem scharf anlegte, dabei aber die Entwicklung vernachlässigte. Nach einem wüsten taktischen Handgemenge fehlte dem Bremer eine Figur, was Hannes abgebrüht nach Hause brachte.

Hannes hatte damit auf 2-0 erhöht. Kurz danach remisierte Jörg Stock gegen Klaus Rust-Lux (Foto) und ließ damit mit den schwarzen Steinen nichts anbrennen.

Nach den Siegen von Ingo und Alex stand es 4½-½. Und ganz ehrlich: Ich fand dies überhaupt nicht langweilig! Als alles vorbei war, begann der Schlussspurt der Gäste. Dirk Hummel hatte keinen guten Tag erwischt, was auch an der Risikofreudigkeit seines Gegners Rolf Hundack lag. Der hatte trotz kurzer Rochade frühzeitig seinen g-Bauern aufgezogen  und zeigte, dass auch die Bremer an diesem Tag taktisch einiges zu bieten hatten. Nach einem Läuferopfer des Bremers war es schnell vorbei: 4½-1½.

Der Rest ist schnell erzählt: Reinhold war in seine Partie so vertieft (Foto u. links), dass er völlig überrascht war, als man ihm mitteilte, dass der Wettkampf gewonnen ist. Das über der Stellung schwebende Remisangebot seines Gegners Frank Peters nahm er unverzüglich an. Die letzte offene Partie ging dann an die Gäste: Hajo hatte es mit dem gefährlichen Davor Krajina (2254) zu tun (Foto u. rechts), der garantiert nicht der schwächste Spieler am 8. Brett ist. Nach 15. Zügen hatte Hajo die bessere Stellung, auch die Materialverteilung stimmte optimistisch, aber der Bremer inszenierte sehr überzeugend einen scharfen Angriff gegen den in der Mitte stehenden weißen König. Pech für Hajo, dass Krajina das kann. Endstand: 5-3 für Hellern.

Laut Orakel ist Post Uelzen mit über 80% der erste Abstiegskandidat – trotz des ersten Saisonsieges. Wichtiger ist da schon die Zahl der Absteiger. Gestern wurde gemutmaßt, dass drei Teams die Oberliag verlassen müssen. Die Fakten: der HSK Lister Turm hat gestern den SK Zehlendorf mit 5½ – 2½ besiegt und die ersten Punkte in der 2. Bundesliga Nord eingefahren. Auch die Zweite von Werder Bremer konnte (auch dank eines Sieges von Christian Richter) beim Hamburger SK II mit 5-3 gewinnen. Abschreiben sollte man die Nordlichter nicht.

Fotos: Thal © 2016