Staufer Open 2018 – Ein Turniertagebuch

Tag 1

Runde 1

Heute startete die erste Runde. Nach der Begrüßung wurde die Auslosung ausgehängt. Bis dann alle Teilnehmer Ihre Plätze gefunden haben und die Bretter freigegeben werden konnten, war es auch schon 10:40 Uhr. Ausgelost wurde nach dem beschleunigten Schweizer-System für die ersten beiden Runden. Bedenkzeit in der A-Gruppe sind 100 Minuten für 40 Züge + 30 Minuten für den Rest der Partie zzgl. 30 Sekunden Inkrement je Zug. In der B-Gruppe 2 Stunden für 40 Züge + 30 Minuten für den Rest der Partie.

Locke und Joachim hatten sich in der A-Gruppe zu großen Taten aufgemacht. An Brett 33 musste Locke gegen FM Hartmut Metz (Elo 2281), Joachim an Brett 89 gegen Thomas Lüßmann (Elo 2042) jeweils mit Schwarz ran. Gegen Thomas Lüßmann hatte ich schon im letzten Zabo-Open keine guten Erfahrungen gemacht. Genauso erging es dann auch Joachim, der schon nach der Eröffnung schwierig stand und einfach keine Möglichkeit fand, seine Figuren auf gute Felder zu stellen. Nach hartem Kampf musste Joachim dann seine Partie verloren geben. Anders lief es bei Locke, der zwar auch einen schweren Stand hatte, sich aber umsichtig verteidigen konnte. Als wir dann bis auf Joachim zum Mittagessen gingen, stand Locke sogar leicht besser. In der Folge ist Locke dann wohl zu mutig geworden und lehnte sogar ein Remis-Angebot des FM ab, nur um dann nach langem Leiden die Partie noch zu verlieren.

In der B-Gruppe bekamen wir es alle mit ungefähr gleich starken Gegnern zu tun. An Brett 8 Dominik Suendorf mit Weiß gegen Florian Rieß, an Brett 13 Andre Böhme ebenfalls mit Weiß gegen Til Joppich, an Brett 25 Stefan Grasser mit Schwarz gegen Klaus Reinhardt, an 28 ich gegen Ralf Kissel mit Schwarz, an Brett 30 unser Nürnberger Schachfreund Schlötti (Hermann Schlötterer, Zabo-Eintracht) mit Schwarz gegen Andreas Wolf und schließlich an Brett 45 Thorsten Weist gegen Kevin Schneider mit Weiß.

Dominik hatte in den letzten Mannschaftsspielen fast immer nur Schwarz und fand mit den weißen Steinen dadurch nicht so richtig ins Spiel. Die Folge war eine schwer zu spielende Stellung mit zwei Minusbauern, am Ende fiel zu allem Überfluss noch das Plättchen. Stefan sorgte für das einzige Highlight in der ersten Runde. Sein Gegner hatte plötzlich aufgegeben und Stefan konnte sich nicht erklären, warum. Die Analyse klärte Stefan dann glücklicherweise auf.

Andre hatte seinen jungen Gegner wohl unterschätzt und eine recht moderne Variante nicht optimal gespielt. In verlorener Stellung (-3) bot er Remis an und kam mit einem halben Punkt davon. Schlötti hatte im Mittelspiel seine Stellung irgendwie überzogen und musste lange ums Remis kämpfen, bis er eine Dauerschach-Schaukel gefunden hatte. Thorsten fehlt es zur Zeit an Spielpraxis, was sich auch in seiner Partie etwas zeigte. Er bekam Benoni aufs Brett und stand die meiste Zeit eigentlich leicht besser. Als der Vorteil verpufft war, bot er Remis an, was auch angenommen wurde. In meiner Partie hatte ich es mit einer mir nicht bekannten Nebenvariante des Winawer zu tun. Ich dachte eigentlich ganz gut zu stehen und lehnte ein Remis-Angebot meines Gegners ab. Dann rollte plötzlich eine Bauernlawine auf mich zu und ich bot in schlechterer Stellung Remis an, welches glücklicherweise angenommen wurde.

In der ersten Runde holten wir somit 3 Punkte aus 8 Partien.

Runde 2

Nach dem etwas unrühmlichen Start hatten wir uns etwas mehr vorgenommen. Gestärkt durch ein kleines Mittagessen gingen wir frischen Mutes in die zweite Runde.

Locke hatte Weiß gegen Sathiara Sarvadh an Brett 66 und Joachim an Brett 102 Weiß gegen Katrin Leser. Von Joachims Partie habe ich leider nichts gesehen, irgendwann hatte er die Partie nach seinen Angaben zum Remis vergeigt. Locke spielte seine Spezialvariante und stand gefühlt immer auf Vorteil. Aber der junge Inder verteidigte sich sehr umsichtig und so wurde es für Locke wieder eine lange Partie, die er schlussendlich noch gewinnen konnte.

(Redaktion:) Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell zwei Schachspieler etwas Neues schaffen können. In Lockes Partie war das bereits nach Zug 8 geschafft, die Datenbanken kennen keine Vorgängerpartie. Im 13. Zug stellte Lockes Gegner einfach einen Bauern ein, aber Locke übersah wenig später, wie er sich einen sehr viel früheren Feierabend verschaffen konnte, siehe Diagramm: Hier konnte Locke mit 19. Lxd5 Lxd5 20. Le7! die Qualität gewinnen, denn 20. … Tg8 scheitert an 21. c4 Le6 22. Tfe1 und nach dem Abtausch des Springers auf d8 ist das Feld f7 nicht mehr überdeckt.

Locke – Saradh, Stellung nach dem 18. Zug

Stefan führte diesmal die Reihenfolge in der B-Gruppe an und spielte an Brett 14 mit Weiß gegen Tobias Klingler, an Brett 19 folgte Andre mit Schwarz gegen Andreas Weber, ich hatte Brett 24 mit Weiß gegen Till Stockmann, Schlötti Brett 25 gegen meinen Gegner vom Vormittag, Ralf Kissel, Thorsten an Brett 32 gegen Elmar Wachsmann mit Schwarz und Dominik mit Schwarz an Brett 46 gegen Wolfgang Tölg.

Als Erster fertig war Dominik. Sein Gegner war mit Dominiks Sizilianer überfordert und nach 21 Zügen und nicht mal einer Stunde Spielzeit war der Spuk vorbei. Der Nächste war Thorsten. Hier hatte ich leider nichts von der Partie sehen können, Remis nach circa 2 Stunden. Kurz danach folgte Andre, der diesmal besser spielte, aber eine zäh zu spielende Stellung auf dem Brett hatte. Wahrscheinlich hatten beide Spieler dann keine Lust mehr und einigten sich nach 25 Zügen auf Remis. Dann war Stefan dran, wie er die Partie noch verlieren konnte, ist mir ein Rätsel. Zwischenzeitlich hatte Stefan einen ganzen Turm gegen einen Bauern und Initiative von Schwarz mehr. Statt abzuwickeln stellte Stefan eine Mattdrohung auf, die keine war und mußte im 38. Zug aufgeben.

Dann war ich fertig, auch mit den Nerven. Mein junger Gegner spielte einen Benoni-Ableger gegen mich. Diesen Stellungstyp hatte ich schon mal gegen Schachfreund Hillebrand auf dem Brett. Ich konnte mich an einige Punkte ganz dunkel erinnern, konnte aber nicht verhindern, dass ich im Mittelspiel gefühlt leicht schlechter stand. Meine Remis-Angebote im 15. und im 21. Zug lehnte mein Gegner ab. Ich hatte dann ein Endspiel mit Dame, Doppelturm, Springer und vier Bauern gegen Dame, Doppelturm, Läufer und fünf Bauern zu verwalten. Meinem Gegner gingen so um den 27. Zug die Ideen aus, weil er kein Remis haben wollte. Im 31. Zug fand er dann keine guten Felder mehr für seine Dame und machte einen schlechten Zug. Ich witterte Morgenluft und stellte ihm eine Falle, in die er auch prompt rein tappte. Mit einer dreizügigen Taktik konnte ich dann seine Dame für Springer und Bauern gewinnen. Vier Züge später hatte ich gewonnen.

(Redaktion:) Die Remis-Angebote lehnte Till Stockmann mit recht ab, denn er hatte zu diesem Zeitpunkt einen Mehrbauern und Niels keine Kompensation. Aber Niels wäre nicht Niels, wenn er daran verzagt hätte. Hier die entscheidende Falle:

Dettmer – Stockmann (Schachzwerge Magdeburg): 32. Tb3 sieht wie ein übler Patzer aus, denn der Bauer auf a2 hängt doch!? Nein, er hängt nicht: 32. … Dxa2 33. Sg5+! fxg5 34. Th3+ und die schwarze Dame ist futsch

Schlötti hatte am längsten zu leiden. Sein Gegner verteidigte sich aber auch äußerst zäh. Schlötti konnte trotz zwei Mehrbauern das Damenendspiel wegen einer Dauerschach-Schaukel nicht gewinnen.

Immerhin: Die zweite Runde war erfolgreicher und wir holten 5 aus 8.