Gemischte Bewölkung beim Sommerfest

Traditionen wollen gepflegt werden, sie geben Halt in stürmischen Zeiten. Und während sich der Himmel über Hellern verdunkelte und es mitunter tröpfelte, trotzten die Helleraner den widrigen Bedingungen und stellten sich wie immer gemeinsam allen Gefahren. Dass die Sonne nicht scheinen wollte und so mancher fehlte, den man gerne gesehen hätte, war schade, aber der Kuchen schmeckte wie immer.

Qualitätsopfer müssen akzeptiert werden

Das Sommerfest ruht auf vier Säulen: dem Vikingerschach, der Siegerehrung des Vereinsmeisters, seinem Simultan  und dem abschließenden Blitzen – alles unter freiem Himmel. Natürlich wird auch viel palavert, Neuigkeiten werden ausgetauscht und so manches Gespräch ist richtungsweisend.
Und so setzten sich einige Spieler der Ersten zusammen, um herauszufinden und zu planen, wie man beim Simultan des frischgebackenen Vereinsmeisters Jörg Stock auftreten will. Der Konsens war rasch gefunden: Nicht alles wird so gelingen, wie man es sich gewünscht hat, Qualitätsopfer müssen akzeptiert werden, aber die Spielweise muss seriös bleiben. Sachlichkeit ist gefragt, nicht ein spekulativer und auf diffusen Mutmaßungen basierender Spielstil. Und Zusammenhalt ist wichtig, denn wenn die Figuren nicht auf den richtigen Feldern stehen, blickt man rasch einem drohenden Matt ins Auge. Wir werden sehen, ob dies klappt…

Grazie und Anmut sind beim Vikingerschach von entscheidender Bedeutung, denn man steht unter Beobachtung. Getroffen werden muss auch. Die Regeln sind einfach: Man haut ein paar Holzklötzchen mit dem dem Wurfstock um und dann muss der König fallen. Brösel hatte in schweißtreibender Nachtarbeit einige Wurfstöcke rot angemalt, was die Optik des Spiels sichtbar verbesserte.

Wer nun gegen wen gewonnen hat, blieb offen. Der Chronist hat’s nicht notiert. Womöglich ist dies auch ein Spiel, bei dem es nicht darum geht, zu gewinnen, sondern einfach nur gemeinsam Spaß zu haben. Deshalb sollte jeder, der unsere Schachspieler besser kennenlernen will, zuallererst beim Vikingerschach zuschauen.


Jörgs Tour de Force: Einer gegen alle

Kommen wir zur Siegerehrung. Eine Tour de Force erklärt das Wörterbuch so: es handelt sich dabei um ein mit einer enormen Kraftanstrengung verbundenes Handeln. Die Kraft hatte Jörg beim Klötzchenumhauen unter Beweis gestellt, nun war sein Verstand gefragt. Zunächst jedoch nahm unser Spielleiter Norbert Sobotta die Siegerehrung zum Anlass, um mit gewohnt humorvollen Einlagen die Leistungen aller Teilnehmer der Vereinsmeisterschaft zu würdigen. Auch das ist ein Stück Hellern: nicht immer steht der Sieger im Mittelpunkt. Auch andere haben ja etwas geleistet. Dann aber stand der neue Vereinsmeister im Rampenlicht…

Jörg Stock erhält von Norbert den Siegerpokal!

 

Die Idee der Simultanspielens ist einfach: Normalerweise tritt man gegen einen Meister an, gegen den man sonst nie spielen dürfte. Bei uns tritt man gegen einen Meister an, der bewiesen hat, dass er der Beste war. Unter erschwerten Bedingungen soll er nun das Ganze wiederholen. Jörg legte als echter Sportsmann noch eine Schippe drauf und verzichtete auf den generellen Weißvorteil: Vor jeder Partie wurde die Farbe ausgelost (Foto).

14 Akteure traten an, darunter zwei Oberligaspieler. Jörg schlug sich trotzdem tapfer. Nach etlichen Stunden hatte er gefühlt drei Kilometer abgeschritten, 6x verloren (gegen Reinhold Happe, Hannes Ewert, Dominik Suendorf, Jens Gausmann, Ludger Wöllermann und Thorben Weist), 3x remisiert (gegen Andre Böhme, Christian Buddecke und Joachim Rein) und 5x gewonnen.

Ein kleines Kunststück wollen wir dem Leser nicht vorenthalten. Es stammt von Reinhold Happe, der in der abgeschlossenen Oberliga-Saison alle Partien remisiert hatte. Reinhold hatte sich eine Woche lang intensiv vorbereitet … sein Ruf stand auf dem Spiel!

Fangen wir mit der Schlussstellung an. Schwarz am Zug: Zunächst geht es darum, den Gewinnzug zu finden. Und danach muss die Frage beantwortet werden, wieso es so weit kommen konnte. Und abschließend muss man  herausfinden, warum der friedliche Reinhold sich ausgerechnet gegen seinen Mannschaftskameraden in ein reißendes Taktikmonster verwandelt hat. Die Einzelheiten und eine weitere Partie kann man hier nachspielen. Das Wichtigste: Reinhold kann gewinnen. Und wie!

Anschließend wurde geblitzt, bis die Dunkelheit Hellern einhüllte. Das ist aber keine Metapher, sondern purer Naturalismus. Übersetzt: Das war in echt so! Gewonnen hat ausnahmsweise mal nicht Hannes Ewert. Robert teilte mir anderentags den Verlauf mit: „13 Teilnehmer,  1. Ingo mit 10 P (Null gegen Thorben, ½ gegen Reinhold und Andre), 2.-3. Hannes und Reinhold mit 9,5 P, 4. Torben mit 9,5. Joachim 7,5 P. Schön war’s. Gespielt, bis es dunkel war, am Ende sah man wirklich nicht mehr viel.“

Dem ist – außer ein paar Bildern – nichts mehr hinzuzufügen. Bis zum nächsten Jahr!

 

Fotos: © Thal 2017